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Rainer Hans in Recklinghausen: Technik-Nerd und Kunst-Liebhaber

Die Unternehmensentwicklung, soziales Engagement und Projekte wie die Alte Feuerwache und die LavresoPark-App

Auch das ist Rainer Hans: Der Unternehmer gibt jeweils 10.000 Euro für die Recklinghäuser Tafel und die Ukraine-Hilfe. FOTOS (2) JÖRG GUTZEIT

In die öffentliche Wahrnehmung ist Rainer Hans in Recklinghausen erst 2016 gerückt. Dabei war er hier schon 33 Jahre lang wirtschaftlich eine feste Größe. Bereits 1983 hat der heute 70-Jährige Infotech als Einzelunternehmen gegründet, drei Jahre später kam es zur Umwandlung in eine GmbH – mit seiner Frau Petra Bischoff-Hans und ihm als Gesellschafter.

Wichtiges Standbein

Seitdem ist Rainer Hans auch Geschäftsführer von Infotech, das wiederum später eine neue Heimat an der Holthoffstraße im Ortsteil Hochlar gefunden hat. Und Infotech hat in der Folge nachhaltig bewiesen, dass man so einiges kann: Mobile Rechenzentren, individualisierte Softwarebetreuung und IT-Lösungen jeder Art bilden das ganz grobe Leistungsspektrum. Mit der Zedal AG, die gewissermaßen eine Onlineplattform für die globale Abfallwirtschaft bietet, ist schließlich noch ein wichtiges Standbein hinzugekommen.

Und Rainer Hans hätte sich vor knapp acht Jahren eigentlich intensiv mit seinem (vor-)zeitigen Ruhestand beschäftigen und sich auf das so gerne praktizierte Wandern beschränken können, doch so tickt der Mann eben nicht. Doch wenn Rainer Hans durch den Firmensitz an der Holthoffstraße führt, dann sticht einem dort neben 3D-Drucker und Lasergerätschaften vor allem eines ins Auge: Kunst. Und zwar im Überfluss. Rainer Hans sammelt, wie es schon seine Eltern getan haben, doch er macht das nicht einfach wahllos: „Die Bilder müssen mir schon gefallen.“

Galerie-Charakter

Die Bilder des Franzosen Henry d‘Anty (1910 — 1998) haben es ihm angetan, aber vor allem schätzt er die Werke des Italieners Dino Zampogna (1926 — 2016). Hans‘ Arbeitszimmer im Dachgeschoss besitzt Galerie-Charakter, und ja: Da hängen durchaus beträchtliche Werte im Haus. Doch deswegen sollte niemand auf falsche Gedanken kommen: Alles sei gut ge- und versichert.

Infotech verfügt über eine eigene Küche, in der eine Köchin täglich für die Mitarbeitenden frisch kocht. Das für die Mitarbeitenden kostenfreie Mittagessen wird gemeinsam in der Kantine eingenommen. Die Mitarbeiterin kocht seit über 20 Jahren für die Belegschaft (hier rechts im Bild, auf dem aktuellen Foto in schwarzer Kochkleidung abgebildet). FOTO INFOTECH
Infotech verfügt über eine eigene Küche, in der eine Köchin täglich für die Mitarbeitenden frisch kocht. Das für die Mitarbeitenden kostenfreie Mittagessen wird gemeinsam in der Kantine eingenommen. Die Mitarbeiterin kocht seit über 20 Jahren für die Belegschaft (hier rechts im Bild, auf dem aktuellen Foto in schwarzer Kochkleidung abgebildet). FOTO INFOTECH

Und was man in dem Firmengebäude an der Holthoffstraße auch nicht erwartet, ist ein kleiner Hoteltrakt – mit immerhin neun Zimmern. Tatsächlich hat Infotech hier Software-Schulungen angeboten, und der Einfachheit halber hat man der Kundschaft auch gleich noch Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. „Doch mit der Pandemie ist das komplett zusammengebrochen“, erklärt der Hausherr – ohne jeden Groll im Übrigen.

Drei Zimmer hält man noch für externe Gäste bereit, in einem weiteren ist ein Schnittraum für Erklärvideos entstanden, die anderen sind Büros. Ob man diese wirklich braucht, ist unklar, denn ein Großteil der 43 Mitarbeiter ist fast immer im Home-Office. „Und unsere Produktivität hat darunter nicht gelitten“, sagt der Chef, der mit klarem Selbstverständnis erklärt: „Wir haben ein gutes Betriebsklima.“ 

Fragt man Rainer Hans nach seiner Herkunft, so antwortet er: „Ich komme vom Niederrhein.“ Geboren wurde er am 19. Juni 1953 in Rheinhausen, das bis 1974 noch eine selbstständige Gemeinde war, ehe es von Duisburg geschluckt wurde. Danach ging es mit den Eltern nach Walsum und Voerde. 

Dass es schließlich Recklinghausen wurde, ist seiner späteren Frau geschuldet: Am Süder Neumarkt haben die beiden zunächst gewohnt, „und ganz ehrlich: Das war eine tolle Zeit. Man hatte alles, was man brauchte, in unmittelbarer Umgebung“, sagt Rainer Hans, der Vater einer Tochter (Christine) ist, die als Architektin in Berlin arbeitet.

Vorliebe für gutes Essen

Was Rainer Hans aber auch ausmacht, ist eine Vorliebe für gutes Essen. So ist es kein Zufall, dass er in der Alten Feuerwache anfangs eine Art Bio-Markt („Lebewehr“) mit vorzugsweise regionalen Produkten eingerichtet hat, in dem auch ein Mittagstisch angeboten wurde. Die Idee war zweifelsfrei gut, doch die Kunden zurückhaltend, sodass das Projekt wieder aufgegeben wurde. Gleiches gilt für die Gastronomie („Alte Feuerwache“), die anschließend auch nur ein Jahr lang durchgehalten hat. Doch Rainer Hans gibt nicht auf, und so sucht er bereits einen Nachfolge-Pächter, dem er ein komplett umgestaltetes Ladenlokal verspricht. Was einerseits sein Durchhaltevermögen, aber andererseits auch seinen positiven Geist demonstriert – und so hält er auch rein gar nichts davon, einen Wirtschaftsstandort Deutschland schlecht zu reden: „Das stimmt ja so überhaupt nicht, man hat hier weiterhin alle Chancen. Und die wahre Kunst ist ja ohnehin, mit Rückschlägen klarzukommen, aber das können wir doch.“ Und so hat er sich 2016 entschlossen, die Alte Feuerwache wachzuküssen, was nicht nur von der Stadtspitze im Besonderen, sondern von der Recklinghäuser Bevölkerung im Allgemeinen begrüßt wurde. 

Und da ihm halbe Sachen unverkennbar zuwider sind, hat Rainer Hans das denkmalgeschützte Haus an der Ecke Herzogswall/Klosterstraße mit einer Akribie renoviert, die ihresgleichen sucht. 

Parkhaus

Dass der ursprünglich kalkulierte Kostenrahmen dabei gesprengt wurde, gilt als höchst wahrscheinlich, aber das ist nichts, was Rainer Hans der Öffentlichkeit möglicherweise gar wehklagend mitteilen würde. Stets mitgedacht wurde bei der Sanierung der Alten Feuerwache die Neugestaltung der unmittelbaren Umgebung: Ein Parkhaus namens Florianhof sollte es werden, erst groß, dann mittel, jetzt klein.

Rund achtzig Plätze bietet es nun, von denen die Mehrzahl langfristig an die Polizei vermietet sind. Optisch ist ein Bauwerk entstanden, das sich mit gediegener Zurückhaltung in die Umgebung einschmiegt. Gleichwohl ist es wohl mehr als eine Behauptung, dass Rainer Hans mindestens genauso so viel Freude am Aufbau der LavresoPark-App, die stadtweit im Einsatz ist, und an der Entwicklung der Elektro-Ladeund Abrechnungsgeräte, die im Florianhof stehen, verspürt hat. Den TechnikNerd hat er nie ablegt.

Von Ralf Wiethaup