Wirtschaft aktuell - Das Magazin zur Wahl „Unternehmer des Jahres“ in Recklinghausen Anzeige

Recklinghausen: Eine App für alle Fälle

Der Innovationspreis der Recklinghäuser Zeitung geht an Carolin Heimsoth - 'Grubenfuchs'

Carolin Heimsoth aus Recklinghausen wird in diesem Jahr für ihre App „Grubenfuchs“ mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. FOTO LOTTE OSTERMANN

Der Preis „Unternehmer des Jahres 2023“ geht an Rainer Hans. Doch die RZ vergibt eine weitere Auszeichnung: den Innovationspreis. Die Wahl fiel auf eine junge Frau.

Um den Familienalltag und das Berufsleben besser zu vereinbaren, hat sich die Recklinghäuserin Carolin Heimsoth (35) für den Schritt in die Selbstständigkeit entschieden und ihre eigene Firma gegründet.

Das war im Oktober 2021, als das Corona-Virus die Welt lahmlegte und die gelernte Sozialpädagogin und Erzieherin gerade mit ihrem jüngsten Sohn in Elternzeit war.

Aus dem Wunsch heraus, Eltern dabei zu unterstützen, schöne Momente mit ihren Kindern zu erleben, entwickelt die dreifache Mama zunächst die „Abenteuerboxen“. Diese sollten Familien bei der Planung von kleinen Ausflügen in der näheren Umgebung helfen. Die Boxen finden zwar Abnehmer, etablieren sich aber nicht wie gewünscht. Eine neue Idee muss her - und so beginnt Carolin weiter zu tüfteln. Heimsoth

„Irgendwann 2022 kam dann die zündende Idee für meine App“, erinnert sich die 35-Jährige heute. Die ersten Entwürfe entstehen, werden wieder verworfen und nehmen schließlich Gestalt an, bis 2023 die erste Testversion der kindgerechten App „Grubenfuchs“ steht. Für diese ist Carolin Heimsoth nun von der Recklinghäuser Zeitung mit dem Preis „Unternehmer des Jahres“ in der Kategorie „Innovationspreis“ ausgezeichnet worden. Während eine Jury für den Hauptpreis Rainer Hans bestimmte, ist der Innovationspreis eine Entscheidung der Lokalredaktion der Recklinghäuser Zeitung.

Mit ihren Söhnen testet Carolin Heimsoth alle Abenteuer, die sie in ihrer App vorstellt. FOTO LOTTE OSTERMANN
Mit ihren Söhnen testet Carolin Heimsoth alle Abenteuer, die sie in ihrer App vorstellt. FOTO LOTTE OSTERMANN

Da Carolin Heimsoth als Mutter von drei Söhnen (3, 6 und 8) weiß, wie schwierig es im Alltag werden kann, Arbeit, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bekommen, möchte sie anderen Familien genau dabei helfen.

Mit „Grubenfuchs“ können Eltern einfache Ideen für Kinder entdecken und, auch wenn die Zeit mal knapp ist, schöne Momente erleben. In der App, die Carolin Heimsoths Mann als Programmierer ehrenamtlich mitgestaltet hat, finden Familien „einfach und schnell, überall und jederzeit eine Vielzahl von Spielund Beschäftigungsideen für Kinder. Die Vorschläge sind in verschiedene Kategorien aufgeteilt, sodass Eltern gezielt nach passenden Ideen filtern können.

Alle „Abenteuer“ würden im Vorfeld von der Recklinghäuserin und ihren Söhnen auf Herz und Nieren geprüft. Denn vor der Entwicklung ihrer App habe sich die 35-Jährige gefragt, was sie ihren Kindern gerne mit auf den Weg geben möchte. „Soziales Miteinander, Kreativität und Problemlösefähigkeit“ das sei die Antwort gewesen und all diese Fähigkeiten sollen sollen Kinder über die „Grubenfuchs“Abenteuer stärken und erlernen. In der Kategorie „Wald & Wiese“ gibt es Ideen für den nächsten Waldspaziergang: „Baumalter bestimmen“ oder „Frühblüher entdecken“; hinter der Kategorie „Umwelt & Klima“ verbergen sich Tipps für kleine Abenteuer, bei denen Kinder spielerisch einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt lernen. Alle Ideen werden Schritt für kindgerechter Schritt in Sprache erklärt.

Denn Carolin Heimsoth möchte mit ihrer App auch einen smarten Umgang mit Medien fördern, sowie zukunftsorientierte Werte vermitteln. Eltern finden deshalb auch Tipps zu einem bewussten Umgang mit Medien in der App, und: „Ich verzichte extra auf Werbung, Kommentare und Likes. Eltern und Kinder sollen nicht länger als nötig an die App gebunden sein, sie soll ein Werkzeug sein und kein Bildschirmfänger“, erklärt Heimsoth.

Mittlerweile ist die Testphase der App abgeschlossen und ein großer Meilenstein erreicht: Seit Dezember 2023 ist „Grubenfuchs“ für alle im Google Playstore sowie im App Store auf iOS-Geräten zu finden. Ganz ohne Marketingbudget erreicht Carolin Heimsoth bereits 2500 Nutzer, Tendenz steigend.

Und die App entwickele sich kontinuierlich weiter, neue Features wie eine Druckfunktion sind bereits installiert. Im Laufe des Jahres will die Gründerin das Design ihrer App rebranden und eine „Text to Speach“Funktion einführen, mit der Kinder, die noch nicht lesen können, sich die Anleitun gen Kl-generiert vorlesen lassen können. „Das alles mache ich nach dem Motto ,Kleine Schritte, große Träume mit wenig Geld und in Teilzeit“, so Carolin Heimsoth

Mut und Herzblut

Der Weg bis zur heute „fertigen“ App habe sie einiges an Mut gekostet, in die Entwicklung der App seien viel Herzblut, aber auch vor allem Zeit geflossen. Aber im Laufe der Zeit habe sich ihre Vision, welche Werte sie vermitteln möchte und welchen Nutzen ihre App haben soll, immer mehr geformt. „Es ist super spannend zu sehen, wie sich alles kontinuierlich weiterentwickelt“, sagt die Recklinghäuserin.

Sie hat die Selbstständigkeit genutzt, um sich selbst zu verwirklichen, die eigenen Träume zu leben, aber auch, um mutig zu sein, sagt sie, um aus dem eigenen Scheitern zu lernen.

Aus der Elternzeit gegründet, um Familie und Beruf zu vereinbaren; mitten in der Pandemie - für Carolin Heimsoth, die diesjährige „Innovationspreis“-Preisträgerin ist die Rechnung aufgegangen.

Von Janine Jähnichen