Wer das Ikonen-Museum betritt, findet sich sofort in einer anderen Zeit und Welt wieder. Etwa 4000 Exponate nehmen die Betrachterin oder den Betrachter mit auf eine Reise durch die Vielfalt der orthodoxen Kunst.
Die oftmals Jahrhunderte alten Bildtafeln zeigen hauptsächlich Jesus, die Mutter Gottes oder andere Heilige. Doch: Auch so manches Tier ist darauf zu entdecken. Der Forscher-Nachwuchs kann sich in der Altstadt auf eine besondere Expedition ins Tierreich begeben.
In der Bibel und in christlichen Legenden ist auch immer wieder von Tieren die Rede. Oftmals werden diese Geschichten auf den antiken Ikonen dargestellt.
Eine nicht unbedeutende Rolle spielen auf den Bildtafeln Ochs und Esel. Man findet sie zum Beispiel auf einer Abbildung mit der Geburtsszene – einer Weihnachtsikone – aus dem 16. Jahrhundert. Das Christuskind liegt in einer Krippe. Direkt an seiner Seite: das tierische Duo Ochse und Esel.
Weitere Bilder zeigen Christus auf einem Esel reitend. So auch auf einem Werk aus Griechenland, das Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Auf diesem Holzbild reitet Christus wie in der ostkirchlichen Kunst üblich im Seitensitz (auch als Damensitz bekannt). So zieht er eine Woche vor Ostern – am Palmsonntag – in Jerusalem ein.
Wer kennt sie nicht die biblische Geschichte von Adam und Eva? Ganz schön verführerisch: Ein Tier sorgt dafür, dass die beiden Menschen für immer aus dem Paradies vertrieben werden. Es ist die listige Schlange, die Eva davon überzeugt, von der verbotenen Frucht – dem Apfel – zu probieren.
Diese Erzählung ist ebenfalls auf mehreren Exponaten im Ikonen-Museum zu erkennen. Als Beispiel auf einer farbintensiven rumänischen Hinterglas-Ikone. Auch die große Ikonostase (Bilder-Wand), die sich im Erdgeschoss des Ausstellungshauses befindet, zeigt eine geschnitzte Szene von Adam, Eva und der Schlange am Baum der Erkenntnis.
Drei der vier Evangelisten werden in der Kunst oftmals als Tiere dargestellt. Der Löwe steht für Markus, der Stier für Lukas und der Adler für Johannes. Eine Ausnahme bildet hierbei Matthäus. Er wird in menschlicher Gestalt abgebildet. Auf einem wunderschönen Kreuz (westlicher Balkan um 1600) entdeckt der kunstinteressierte Nachwuchs Christus am Kreuze. Links von ihm sieht man einen Löwen, über ihm den Adler und unter ihm den Stier. Matthäus als Mensch in einem zartrosanen Gewand ist an Christus linker Hand zu erkennen. Alle Tiere wie auch Matthäus halten ein Buch in der Hand beziehungsweise zwischen den Krallen oder Tatzen.
Schutzpatron der Reisenden
Oftmals zeigen Ikonen Heilige, die in der westlichen Welt nicht bekannt sind. Doch es gibt auch Bilder mit dem Heiligen Nikolaus, der Heiligen Barbara oder dem Heiligen Georg, die allesamt auch bei uns bekannt sind.
Als Schutzpatron der Reisenden und damit auch der Autofahrerinnen und -fahrer gilt der Heilige Christophorus. Er ziert unzählige Schlüsselanhänger als Glücksbringer. Der Legende nach hat Christophorus Jesus auf seinen breiten Schultern sicher über einen Fluss getragen.
Die Ostkirche kennt Christopherus als „Tiermenschen“ – so hat er einen Tierkopf. Auf manchen Ikonen erinnert sein Haupt an einen Hund, auf anderen viel mehr als an ein Pferd. Auf jeden Fall sind diese Werke besonders spannend bei einer Safari ins Tierreich im Ikonen-Museum.
› Info: Ikonen-Museum Recklinghausen, Kirchplatz 2a, 45657 Recklinghausen, Tel. (02361) 50 19 41, Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr, Eintrittspreise: Regulär 6 Euro, ermäßigt 3 Euro (zum Beispiel Gruppen, Schüler, Studenten), Kinder unter 14 Jahren frei, regelmäßig finden Führungen und Workshops statt. Zudem gibt es das Buch „Tiere auf Ikonen.“ Weitere Infos dazu unter: www.ikonen-museum.com Bianca Munker