Schon gleich der Name weckt Interesse: KAWUMM. Ungewöhnlich klingt er, selten benutzt. Sucht man im Internet nach Synonymen, stößt man schnell auf Begriffe wie dynamisch, energiegeladen, schwungvoll, lebhaft, begeistert, kräftig, beschwingt.
,,Also passt er zu unserem Projekt", sagt Sabine Burks schmunzelnd, und ergänzt: „Schließlich sind wir eine ziemlich bunte und quirlige Truppe!" Wir, das sind in diesem Falle sehr unterschiedliche Menschen, die allesamt keine professionellen Schauspieler und Schauspielerinnen sind. „Wir, das sind junge Erwachsene, Leute in der Mitte des Lebens oder Senioren." Es seien Männer und Frauen, Berufstätige, Arbeitssuchende und Rentner, Kranke und Gesunde, mit oder ohne Hör-, Seh- oder Mobilitätshilfen. Auch Alois Banneyer, seit Jahrzehnten als Theaterpädagoge und Leiter vieler Arbeitsfelder in der Organisation der Festspiele tätig, macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für gerade diesen Programmpunkt der Ruhrfestspiele: „Das Ensemble des KAWUMM-Projekts ist weit mehr als eine Interessengemeinschaft von Theaterbegeisterten. Das Besondere an diesem Ensemble sind seine tollen Menschen mit ihren unterschiedlichen Berufen, Begabungen und Behinderungen. Es ist ein bisschen Seelenverwandtschaft, ein bisschen Verrücktheit und ein bisschen Kampfbereitschaft, was diese Truppe zusammenhält, aber vor allem eine ganze Menge Humor." Letzteres ist auch ein wichtige Motivation für Sabine Burks: „Wir haben hier ganz viel Freude und Spaß", sprudelt es förmlich aus ihr hervor "sonst wäre ich auch nicht dabei." Schließlich seien alle Beteiligten bereit, ein großes Maß an Zeit und Aufwand in dieses Projekt einzubringen. "Die Proben, oftmals ganze Wochenenden, begannen nach den Sommerferien im vergangenen Jahr und befinden sich nun auf der Zielgraden." In den vergangenen zwei Wochen vor den Aufführungen werde täglich geprobt, in ganz unterschiedlichen Konstellationen. Die 55-Jährige kommt noch einmal auf das Thema Humor zu sprechen: ,,Nicht alles, was wir aufführen, ist lustig oder zum Lachen! Wir möchten zum Nachdenken anregen." Das hätten aber nicht alle erwartet. Manche seine überrascht und irritiert gewesen. Nach der letztjährigen Produktion „Narrenschiff" habe ihr beispielsweise eine Bekannte gesagt, sie sei sehr berührt gewesen und sei grübelnd nach Hause gegangen. Möglicherweise war das Missverständnis auch darauf zurückzuführen, dass Sabine Burks viele Jahre bei den Schlampampen mitgewirkt hat, einer in der hiesigen Region ehemals sehr bekannten Frauenkabarettgruppe. Bei deren Auftritten wurde das Publikum sehr zum Lachen angeregt. Doch das dürfe man nicht vermischen. So habe auch das diesjährige Stück, "Vor dem Sturm war nach dem Sturm", eine ernste Thematik. "In den Texten und Szenen werden Momente und Situationen aufgegriffen, die dazu einladen, zwischen den Zeilen zu lesen. Die Zuschauer und Zuschauerinnen werden angeregt, achtsam zu sein und sensibel zu werden für das Zwischenmenschliche." Vieles entstamme den Werken von Schiller und Goethe, was ja schon auf eine gewisse Ernsthaftigkeit schließe lasse. Dazu gebe es auch Texte, die Franz-Joseph Dieken, der Autor und Regisseur des Stücks, während der Erarbeitung noch den Möglichkeiten des Ensembles angleiche. Überhaupt leiste der eine herausfordernde Arbeit. „Als wir im Herbst anfingen, kam mir spontan ein Satz in Erinnerung, den ich bei einem früheren Stück in meiner Rolle zu sprechen hatte: ,Das Chaos muss ein Ende haben. Strukturen müssen her!´" Es klingt Bewunderung aus ihren Worten, wenn sie ergänzt, dass Dieken im Laufe der Zeit einen roten Faden freigelegt habe, an dem sich alle orientieren können. Geduld sei jedenfalls eine Eigenschaft, die bei dieser Art der Zusammenarbeit recht hilfreich sei.
Auf die Anregung, ob sie noch eine Antwort auf eine nicht gestellte Frage geben möchte, sagt die zweifache Mutter, deren Sohn Jan-Hendrik ebenfalls mitspielt: ,,Natürlich bin ich im nächsten Jahr wieder dabei! Das macht zu viel Spaß mit denen."
Der Schlusssatz bleibt Alois Banneyer vorbehalten: „Es könnte alles sehr einfach sein, wenn es mehr KAWUMM in der Welt gäbe..." Joachim van Eickels
Sabine Burks
• geboren 24.09.1967
• wohnhaft in Recklinghausen
• seit 2016 Erzieherin in der Katholischen Kita St. Elisabeth
• Hobbies: Lesen, Gärtnern, Theater spielen
• Lange Zeit bei den Schlampampen - und jetzt bei der Hochlarmarker Theatergruppe und bei den Lebenskünstlern bei den Ruhrfestspielen.
Infos zur Veranstaltung
Vor dem Sturm war nach dem Sturm
Eine Produktion des KAWUMM-Projekts im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen, in Kooperation mit Teilhabe gestalten e. V.
Aufführungen:
Freitag, 5. Mai: 19:30 bis 21:30 Uhr
Samstag, 6. Mai: 17:00 bis 19:00 Uhr
Sonntag, 7. Mai: 15:00 bis 17:00 Uhr
Ort:
Festspielzelt, Otto-Burrmeister-Allee 1
Dauer:
2 Stunden inkl. Pause
Karten:
11 €
Altersangabe:
10+
Sprachhinweis:
Die Aufführung wird simultan in Gebärdensprache übersetzt.