1897: Die Bevölkerung wächst, die Zuwanderung aufgrund des Bergbaus steigt rasant, die Industrialisierung schreitet fort, Krankheiten breiten sich aus. Doch eine ortsnahe medizinische Versorgung gab es in der damaligen Gemeinde Bruch (heute St. Marien) nicht. Fatal für die Arbeitskraft! Aber auch aus christlich-caritativem Gedanken heraus beschloss Pfarrer Johannes Overmann: Wir brauchen hier ein Krankenhaus! Und dafür ging er einen innovativen, mutigen Weg.
Am 4. November 1897 trommelte Pfarrer Overmann also mehrere Mitglieder der damaligen „Katholischen Pfarrgemeinde zu Bruch“ zusammen, um über den Neubau eines Krankenhauses zu beraten. Der Ausbau der medizinischen Infrastruktur war auch dringend notwendig und vor allem den Bergleuten zum Erhalt der Arbeitskraft wichtig. Aber woher sollte bloß das Geld für den Bau eines neuen Krankenhauses kommen? Die Kreativität der Gründungsväter war gefragt. Sie gingen einen einzigartigen Weg, um die notwendigen Mittel zu beschaffen: Sie riefen 1898 eine Krankenhaus-GmbH ins Leben, die erste ihrer Art in Deutschland überhaupt.
Das Stammkapital lag bei 30.000 Mark, aufgeteilt in 60 Anteil-Scheine. Zu den Gesellschaftern zählten vor allem Geistliche und Personen, die eine enge Bindung zum Bergbau hatten. Die Frage nach dem Startkapital war also geklärt. Am 21. Mai 1898 wurde die GmbH in das Gesellschaftsregister des Amtsgerichts eingetragen. Der Bau des Gebäudes an der damaligen Moltkestraße 10, der heutigen Röntgenstraße 10, konnte beginnen. Pfarrer Overmann war der erste Geschäftsführer. Traditionsgemäß war dies immer der Pfarrer aus St. Marien, bis 1977 mit Norbert Homann der erste gelernte Betriebswirt übernahm.
Am 23. Januar 1903 eröffnete das ,,Elisabeth-Stift" mit 150 Betten. Sechs Franziskanerinnen von St. St. Mauritz aus Münster waren zunächst für die Patientinnen und Patienten zuständig. Noch im gleichen Jahr verstärkten acht weitere Schwestern das Team. Die ärztliche Leitung übernahm Dr. med. Gustav Maerks, ein Allgemeinmediziner, der aber die Aufgaben eines Chirurgen, Internisten und Gynäkologen übernahm. Fachabteilungen, so wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Die ,,Brucher" waren froh über eine ortsnahe medizinische Anlaufstelle. Im ersten Jahr ließen sich 2199 Patienten behandeln.
Heute arbeiten im Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen (so heißt es seit 1952) 89 Ärztinnen und Ärzte, 225 Kolleginnen und Kollegen in der Pflege. Hinzukommen 30 Pflege-Auszubildende und 55 medizinisch-technische Angestellte. 230 Planbetten zählt das Haus, in dem jährlich rund 10.000 stationäre und 30.000 ambulante Patienten behandelt werden. Die Franziskanerinnen sind nicht mehr vor Ort aktiv. Die letzte Oberin ging 1996, als Michael Buse der erste nicht-geistliche Pflegedienstleiter wurde.
Das Elisabeth Krankenhaus kann also stolz auf 120 Jahre voller medizinischer und technischer Fortschritte zurückblicken und ist noch heute fest im Stadtteil Süd und der Gemeinde St. Antonius, die noch heute Teilträger ist, verankert. Geblieben ist der Gedanke der Gründungsväter: die medizinische und pflegerische Versorgung der Recklinghäuser und heute auch von Bürgern aus der gesamten Region sowie aus Übersee.
Weitere Infos und eine Chronik gibt es auf www.ekonline.de
Kristina Schröder