geistREich - Kirchenzeitung für Recklinghausen: Unterschriften für eine neue Mobilität Anzeige

Radentscheid Recklinghausen: Unterschriften sammeln für eine neue Mobilität

Das Thema Radfahren steht in Recklinghausen ganz oben auf der Agenda vieler Bürgerinnen und Bürger. Der jüngst gestartete „Radentscheid Recklinghausen“ fordert als Bürgerbegehren mit einer großen Unterschriftensammelaktion jetzt von Politik und Verwaltung die konkrete Tat fürs Rad.

Auch wenn in Recklinghausen noch nicht 30 Prozent der Wege mit dem Rad zurückgelegt werden, die Tendenz ist auch dank der Elektrifizierung des Fahrradfahrens - stark steigend. Der berechtige Wunsch von Schulkindern, Jugendlichen und jungen wie älteren Erwachsenen ist dabei, sorglos und sicher unterwegs zu sein. Schließlich macht Radfahren Spaß, hält fit und schont das Klima.

Meike Ketzner ist häufig mit dem Rad unterwegs. „Ich liebe es, Fahrrad zu fahren, weil ich dann den Wind im Gesicht spüre und mich mit der Natur verbunden fühle.“ Im Alltag sieht sie das Rad im Vorteil, denn „Einkaufen geht prima, da ich direkt vor den Läden parken kann.“ Damit auch andere Recklinghäuser den Spaß am Radfahren entdecken, wünscht sie sich breite, sichere Radwege in allen Stadtteile und engagiert sich beim Radentscheid.

Jonathan Schürmann ist 15 und legt die mehr als fünf Kilometer Schulweg von Suderwich zum Marie-Curie-Gymnasium bei Wind und Wetter mit dem Rad zurück. Die Begeisterung fürs Radfahren merkt man ihm an. „Ich finde es klasse, dass sich hier beim Radentscheid ganz unterschiedliche Leute zusammengefunden haben und gemeinsam etwas bewegen! Ich bin dabei, weil das Fahrrad einfach mein Lieblingsverkehrsmittel ist.“ Man glaubt es ihm sofort beim Blick auf sein liebevoll gepflegte NSU-Modell. Das übrigens unterscheidet und eint die Unterstützer des Radentscheids: Ob „Bio-Bike“, Hollandrad, Gravelbike, Pedelec oder eben Opas alte „Möhre“, mit dem Rad unterwegs zu sein ist für alle eine Bereicherung. Jonathan hat die Lust am Radfahren sogar mit in den Urlaub genommen und ist im vergangenen Sommer nach Paris geradelt. Apropos Paris: Selbst diese Metropole hat es geschafft, das Rad als Lösung für den drohenden Verkehrskollaps neu zu entdecken.

Die Gruppe der Initiatoren des „Recklinghäuser Radentscheid“ aus jungen und älteren Radlerinnen und Radlern wendet sich mit einem ganz konkreten Auftrag an Politik und Verwaltung (Forderungen siehe Kasten). Sie begrüßt, dass das Thema Radfahren in Recklinghausen jetzt wieder eine größere Rolle spielt und unterstützt deshalb ausdrücklich das im Jahr 2022 verabschiedete Mobilitätskonzept der Stadt Recklinghausen, in dem weitreichende Ziele für eine neue Mobilität in Recklinghausen formuliert werden und eine Verkehrswende als Ziel beschrieben wird: „Weniger Autoverkehr, mehr Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem ÖPNV.“

Die Schüler und Erwachsenen, die sich für den Radentscheid einsetzen, wollen die Menschen in den Mittelpunkt der Verkehrsentwicklung rücken: Fahrradwege sollen breiter, attraktiver, besser gekennzeichnet und durchgängig befahrbar werden. In Kreuzungsbereichen, Verteilerkreisen und an Ampelanlagen sollen Fahrradfahrer gleichberechtigt berücksichtigt werden. Wenn sich auch Kinder und Ältere auf dem Rad sicher fühlen, so die Initiatoren, sind viel mehr Menschen bereit, vom Auto auf klimafreundliche Mobilität umzusteigen. Das würde übrigens auch die Straßen für die Autofahrer entlasten. Denn sicher ist auch: Das Auto bleibt für bestimmte Bevölkerungsgruppen ein wichtiges Verkehrsmittel.

Um die 6000 Unterschriften für den Radentscheid zusammen zu bekommen, haben die Unterstützer des Radentscheids eine eigene Homepage eingerichtet, sind auf Social Mediaunterwegs und sammeln in der Stadt und auf Veranstaltungen. Mit dabei: das „Radentscheid-Mobil“, ein mit Tisch und Schirm ausgestattetes Dreirad, an dem man direkt und ohne Umschweife für mehr Fahrradfreundlichkeit in Recklinghausen unterschreiben kann. Aber auch von zu Hause kann man die Listen herunterladen und selbst aktiv mitsammeln. „Wir sind viele“, so lautet die Erkenntnis der Radentscheid-Gruppe, die sich seit eineinhalb Jahren trifft, um am gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Und sie hofft auf noch mehr Unterstützerinnen und Unterstützer.

Mit der Unterschrift auf der Unterschriftenlisten befürworten die Unterschreibenden „die vorstehende Fragestellung in allen Aspekten vollständig und unterstütze[n] die Initiierung eines entsprechenden Bürgerbegehrens.“

Wo kann ich die Unterschriftenlisten herunterladen?
www.kurzelinks.de/ListeRadentscheidRE

Wo kann man die Unterschriften listen abgeben?
Hier ist die Liste der Sammelstellen:
www.radentscheid-re.de/sammelstellen/

Benedikt Winkelmann

Was fordert der Radentscheid?
www.radentscheid-re.de

Forderungen zur Förderung des Radverkehrs: „Sind Sie dafür, dass die Stadt Recklinghausen die Förderung des Radverkehrs deutlich intensiviert, indem sie innerhalb der nächsten fünf Jahre konkret

1. jährlich mindestens fünf Kilometer neue Radwege baut, vorrangig zur Verbindung der Stadtteile untereinander und mit der Innenstadt, darüber hinaus

2. den gesamten Wallring so umgestaltet, dass durchgängig in beiden Richtungen geschützte Radfahrstreifen entstehen, zudem zusätzlich

3. jährlich mindestens sechs weitere Fahrradstraßen einrichtet und ebenfalls

4. an den weiterführenden Schulen in städtischer Trägerschaft mindestens jährlich 100 zusätzliche Plätze in Fahrradabstellanlagen (davon 50% überdacht) schafft, sowie

5. alle Ampelanlagen im Stadtgebiet so schaltet, dass Grünphasen für den Radverkehr automatisch parallel zum Kfz-Verkehr mit einem zeitlichen Vorsprung von mindestens drei Sekunden entstehen und des Weiteren

6. jährlich in mindestens drei Stadtteilen - priorisiert nach Anzahl der dort lebenden Grundschulkinder - durch entsprechende Beschilderung Parken auf Gehwegen nur dort gestattet, wo insbesondere mit Blick auf Rad fahrende Kindereine Gehwegbreite von mindestens 1,5 m verbleibt?“


Fahrradfreundliches Recklinghausen: Das hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem getan

Recklinghausen darf sich seit 2003 „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ nennen und ist somit Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS NRW)“. Wir haben hier exemplarisch einige Maßnahmen/Projekte der vergangenen Jahre aufgeführt.

Fahrradstraßen in Recklinghausen

Das Netz von Fahrradstraßen in Recklinghausen wächst. Mittlerweile sind bereits diese Straßen als Fahrradstraße ausgewiesen (Jahr der Umsetzung in Klammern): Lülfstraße (vor 2000), Görrestraße (vor 2000 und 2020), Weserstraße (2018), Ostcharweg (2019), Frankenweg (2019), Behringstraße (2020), Kölner Straße (2020), Bladenhorster Straße (2020), Robertstraße (2021), Nonnenbuschweg (2021), Franziskanerstraße (2021), Ebbinghäuser Straße (2021), Am Leiterchen (2021), Spanenkamp (2021), An der Pauluskirche (2021), Randebrockstraße (2021), Paulusstraße (2021), Elper Weg (2021), Beisinger Weg (2021), Speckhorner Straße (2021), Virchowstraße (2021), Nesselrodestraße (2021), Forststraße (2021), Panhütterweg (2022), Castroper Straße (2022), Fliederbusch (2022) und Ortlohstraße (2022)

Weitere Fahrradstraßen sind bereits von der Politik der Stadt Recklinghausen beschlossen, aber aktuell noch nicht umgesetzt. Dabei handelt es sich um die Folgenden: Brinkstraße, Annastraße, Holzstraße, Wilhelmstraße, Kleinherner Straße/ Waldstraße, Hohenhorster Weg, Lohweg, Douaistraße, Börster Weg, Von-Bruchhausen-Straße, Lessingstraße, Bismarckplatz, Schillerstraße und Freiherr-vom-Stein-Straße.

Radtrasse/Radschnellweg

2018 wurde das Projekt „Ausbau der Recklinghäuser Nord-Süd-Achse zu einem Radschnellweg“ gestartet, das aus Fördermitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative finanziert wird. Ziel war es, mittelfristig eine attraktive Nord-Süd-Verbindung für den Radverkehr zwischen der Innenstadt und Süd, der Emscher und bis zur Stadtgrenze nach Herne zu schaffen.

Die Allee des Wandels“ ist eine beliebte Fußgänger- und Radfahrerstrecke, gleiches gilt für die „König-Ludwig-Trasse“. Durch attraktive Radwegeverbindung sollen mehr Bürger*innen angeregt werden, das Fahrrad auf Alltagswegen und in der Freizeit zu nutzen. 

Abstellmöglichkeiten

Neben der Fahrradstation am Hauptbahnhof, die von der Rebeq betrieben wird, gibt es weitere überdachte Stellplätze mit einem elektronischen Zugangssystem, und Fahrradboxen im Stadtgebiet. Für E-Bike-Besitzer besteht am Hauptbahnhof außerdem die Möglichkeit, den herausnehmbaren Akku kostenlos in einem Schließfachschrank zu laden. Die Fahrradboxen können individuell über die Internetseite des externen Dienstleisters auf www.recklinghausen.bike-and-park. de gebucht werden. In der Innenstadt gibt es damit insgesamt an 30 verschiedenen Punkten etwa 700 Abstellplätze. Eine Übersicht gibt es hier: www.kurzelinks.de/FahrradMapRE

Quelle: Homepage der Stadt Recklinghausen