Der Frühling lädt dazu ein, auch wieder verstärkt schöne Orte und Plätze im Freien aufzusuchen. Doch natürlich gibt es auch tolle Lokalitäten, die sich hinter Glas, Holz oder Stein befinden. Wie dem auch sei: Egal ob in Recklinghausen geboren, ob zugezogen oder beruflich hier angebunden, werden wohl die meisten Menschen, die viel Zeit in unserer Stadt verbringen, bestimmte bevorzugte Stellen haben, die sie immer wieder gerne aufsuchen, allein oder auch mit Freunden. Fünf Personen haben sich bereiterklärt, ihre Vorlieben mitzuteilen. Vielleicht lassen Sie sich dadurch anregen, diese Orte auch mal aufzusuchen. Oder es ist der Anstoß dazu, wieder mal die eigenen Lieblingsorte anzusteuern.
Eine Oase mit italienischem Flair
Ida Weichler (23): Ohne Wenn und Aber ist mein Lieblingsplatz in der Innenstadt bei Elvis. Ihm gehört die Eisdiele gleich vor meiner Haustür an der Ecke. Ich mag den Platz, die kinderfreundliche Belegschaft und freue mich, dort in der Sonne zu sitzen. Irgendwen kenne ich da immer. Elvis liegt auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Palais Vest. Deshalb kommen viele Leute vorbei. Ich beobachte gern das bunte Treiben auf der Straße. Oft sitze ich dort mit Freundinnen und Freunden. Wir tauschen Neuigkeiten aus, spielen manchmal auch Karten. Dass Elvis seine Öffnungszeiten dem Wetter anpasst, finde ich großartig. So haben wir dort schon manchen Sommerabend verbracht. Dieser Platz ist für mich wie ein Garten, eine Oase mit italienischem Flair zum Abschalten nach einem langen Arbeitstag. Und: eine Eiskugel geht immer!
Während der Ruhrfestspiele ist das mein Lieblingsort.
Franziska Rieckhoff (41): Weil dann die Projekte, die unser Programmbuch vorstellt, auch hier lebendig werden. Inmitten der Natur, geschmückt von bunten Fahnen und Wimpeln, steht der Theaterwagen der „Jungen Ruhrfestspiele“, für die ich als Theaterpädagogin seit 2019 zuständig bin. Darin finden sich Kostüme oder eine ausklappbare Bühne. Denn das Festspielhaus ist kein abgeschotteter, elitärer Kulturtempel, sondern die Kunst ist für alle offen und kommt auch zu ihnen hinaus. Es ist eine Zeit, in der die Kinder, die Jugendlichen und ich nie wissen, was passiert. Eine Zeit der Irrungen und Wirrungen, weil wir gemeinsam ein Stück entwickeln und oft unsere Pläne ändern. Viele Dinge erfüllen sich für uns erst im Moment des Tuns, wir experimentieren und scheitern auch. Aber dieses Scheitern hat etwas Leichtes, und diese Heranwachsenden merken, dass es dazu gehört, wenn sie Dinge bewegen. Diese Einsicht tut der Seele gut.
Mehr Infos: www.ruhrfestspiele.de/ruhrfestspiele/junge-ruhrfestspiele
Ich gestehe, da gibt es eine ganze Reihe an Lieblingsorten....
Karl-Herman Kemper (58): Ich liebe meine Lesesessel mit dem Bücherregal an der Seite. Ich liebe jeden Ort, an dem ich Musik höre, die ich mag. Ich liebe meine Orte in unseren Kirchen: mal hinten, mal an der Seite, mal vorne. Auch liebe ich Orte, mit denen ich so viel Persönliches verbinde, dass es einfach nicht hierher gehört. Und ich liebe den Quellberg, auf dem Höhenweg, ganz oben. Hier ist der Himmel ganz anders, man merkt gar nicht mehr, in einer Großstadt zu sein. Ich fahre mit dem Rad oder mit dem Auto und plötzlich ist diese Weite da. Recklinghausen sieht von hier so Besonders aus, aus einem ganz eigenen Blickwinkel. Der Ostfriedhof ist ganz in der Nähe – und mit ihm so manche Menschen, die mir gerade in meiner Jugend viel bedeutet haben. Zugleich erinnert er mich in dieser Weite, in der ich auf unsere Stadt schaue: Achte auf deine Zeit, nutze sie gut. Im Rücken habe ich den Wasserturm. Der kleine Augenblick hier oben füllt mein Reservoir wieder ein wenig an. Und da ist der Funkturm. Hören, was der Himmel funkt und sendet. Der Alltag ist – Gott sei Dank – nicht alles. Im Stillen freue ich mich, dass ich da oben meinen Wurzeln so nahe komme.
Strom und Leben
Karin Wächter (64): Zu meinen Lieblingsorten gehört das Museum Strom und Leben. Es weckt immer wieder mein Interesse. Zudem ist es leicht zu erreichen und die vorbildliche Barrierefreiheit macht es für mich als Rollstuhlfahrerin gut zugänglich. An Wochentagen ist es nicht überfüllt, sodass die Exponate besonders gut erreichbar sind. Zu den Besonderheiten des Hauses gehört ja auch, dass man sie nicht nur anschauen kann. Viele laden dazu ein, sie zu nutzen. Diese Aktivitäten machen auch Kindern Spaß. Seit der Eröffnung habe ich das Haus deshalb immer wieder gern besucht, auch mit Kindern, wie Nichte und Neffe. Kommt Besuch von außerhalb, führe ich ihn bei Ausflügen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt hierher. Zu sehen gibt es gerade für Ältere große und kleine Elektrogeräte mit Wiedererkennungswert, von der Straßenbahn bis zu „historischen“ Haushaltsgeräten. Erinnern kann ich mich auch an besondere Angebote, Outdoor-Angebote, die Extra-Schicht, das ruhrgebietweite Singen des Steigerlieds etc... Und dann ist der Stadthafen nicht weit und häufig die Freude über das Wiedersehen mit alten Bekannten, wie meinen Kolleginnen und Kollegen vom Elisabeth Krankenhaus.
Freiheit, Natur, Matsch, Kreativität
Paula, 10 Jahre, und Oskar, 8 Jahre, sind Freunde und Nachbarn. Sie lieben es, in der freien Natur und gerne auch bei jedem Wetter draußen unter „ihren“ Sträuchern und Bäumen in näherer Umgebung von ihren Häusern zu sein. Da darf es auch gerne matschig zugehen, frei nach dem Motto je schmutziger die Kleidung am Ende des Tages ist, desto toller war die gemeinsame Zeit. Beide sind halt typische „Draußenkinder“, die dort ihren Spaß und ihren Lieblingsplatz für sich entdeckt haben. Paula fragte deshalb schon ihre Mutter: „Wo kann ich im Rathaus von meinem Ersparten das Grundstück unter den Sträuchern kaufen?“ Wenn das kein Lieblingsplatz der Beiden ist! Christoph van Bürk