Angesichts der blutigen Gewalt suchen wir nach Hoffnungsorten gerade am Ort der Botschaft vom „Frieden auf Erden“. Bethlehem ist nicht nur der Ort der Geburtskirche, die sich armenische, katholische und orthodoxe Christen im Gebet teilen, sondern beherbergt auch weitere Hoffnungsorte.
Dazu gehören zum Beispiel das „Krankenhaus der Heiligen Familie“ des Malteser-Ordens oder die 1885 von den Vinzentinerinnen gegründete „Crèche“ (Kinderkrippe) für Kleinstkinder aus problematischen Familienverhältnissen.
Bethlehem ist nach den Evangelien der Geburtsort Jesu in einer Notunterkunft, gewickelt in Windeln in einen Futtertrog gelegt. Auch dem bekanntesten medizinischen Hoffnungsort geht es um die Hilfe für Kinder: „Kinder tragen keine Schuld an Konflikten, aber immer leiden sie am meisten“, sagt Sibylle Hardegger, Präsidentin der Kinderhilfe Betlehem“. Sie unterstützt in Deutschland die Arbeit des „Caritas-Baby-Hospitals“. Gegründet wurde es 1953 - vor 70 Jahren durch Hedwig Vetter und Pater Ernst Schnydrig aus dem Bergdorf Grächen im Schweizer Wallis sowie dem palästinensischen Arzt Dr. Antoine Dabdoub. Das heutige, 1978 errichtete Krankenhaus liegt in Bethlehem unmittelbar an der Mauer, die das palästinensische Autonomiegebiet von Jerusalem trennt.
Heute ist es das einzige Krankenhaus mit dem Schwerpunkt der Pädiatrie (Kinderheilkunde) im ganzen Westjordanland. Mit seiner in der Sonne aufstrahlenden weißen Fassade ist es ein Lichtblick für verzweifelte Eltern und ihre erkrankten Kinder. Es sollte deshalb auch bei Pilgereisen in die Geburtsstadt Jesu nicht übersehen werden. In der ruhigen, freundlichen Atmosphäre des Hauses, mit seinen lichtdurchfluteten und mit bunten Bildern und Spielzeug ausgestatteten Zimmern können Kinder ihr Leid und die Probleme ihres Lebensumfeldes eine Zeitlang vergessen.
Dabei ist die Einrichtung natürlich in die Einschränkungen und Probleme der Bewohner der Autonomiegebiete eingebunden. Zahlreiche Kontrollstellen durchziehen das Gebiet, sodass die Verbindungswege von und zum Hospital oft langwierig sind. Manchmal, so auch seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober, erschwert oder verschließt die Situation auch Patienten und Mitarbeiterschaft die Zugänge zum Hospital.
Viele Beratungen, so Chefärztin Hyam Marzouqa, können nur noch telefonisch erfolgen und Medikamente auf vielen Umwegen vermittelt werden: „Wir tun alles, um die Kinder bestmöglich zu versorgen.“
Das Engagement der etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Caritas-Baby-Hospitals“ genießt hohes Ansehen. Wohl deshalb wurde es bisher auch bei gewaltsamen Auseinandersetzungen, von denen auch Bethlehem betroffen wurde, geschont. Für mich einer der Hoffnungsorte im heiligen, so heillos zerstrittenen Land, der unsere Unterstützung braucht.
Georg Möllers