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Was ist Weihnachten?

Eine Frage, die man historisch und theologisch beantworten kann, die aber auf persönlicher Ebene, von jedem anderes beantwortet wird.

© Erzbistum Köln/Jonas Heidebrecht

Ich habe die Frage aus dem Titel für diese Ausgabe mal einer künstlichen Intelligenz (KI) gestellt. Als Antwort habe ich eine Erklärung des theologischen Kontextes, der religiösen Bedeutung, der Traditionen und der gesellschaftlichen Dimension bekommen. Eine Kl kann mir alle faktischen Hintergründe zum Weihnachtsfest nennen und das in ein paar Sekunden. Was die Kl aber nicht kann, ist die Bedeutung von Weihnachten für einzelne Menschen wiedergeben.

Jeder Mensch betrachtet das Weihnachtsfest aus seiner ganz eigenen, persönlichen Perspektive. Manche feiern das Fest nicht, aber können beobachten, wie in den Städten alles weihnachtlich geschmückt wird und bekommen die Stimmung mit, manche feiern alleine, manche besuchen ihre Familie, machen Urlaub oder müssen arbeiten. Jeder und jede erlebt das Fest anders. Weltweit feiern rund 2,4 Milliarden Menschen Weihnachten. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass rund 5,6 Milliarden Menschen nicht Weihnachten feiern.

In der diesjährigen Weihnachtsausgabe zeigt uns die kleine Infografik, was hinter dem Fest steckt, und der Text soll uns dazu anregen, an Weihnachten vielleicht auch einmal die Perspektive zu wechseln.

Alina Lübbers


DEN STANDPUNKT VERÄNDERN

Wenn du den Standpunkt veränderst, sieht alles ganz anders aus.
Ein mitgenommenes Kind etwa erlebt den Sommerschlussverkauf ganz anders als eine Mutter. Der Dialysepatient fühlt sich anders als die Krankenschwester. Der Urlauber sieht mit anderen Augen als die Pensionswirtin. Die Organistin nimmt einen Gottesdienst anders wahr als der Prediger / die Predigerin. Der Standpunkt verändert die Perspektive und damit die Wahrnehmung und das Gefühl und vielleicht sogar unser Handeln.


Verändere mal probeweise deinen Blick-Winkel:

Leg dich auf eine Sommerwiese ins Gras zwischen die Kühe... Oder - wenn du dich traust – auf das Pflaster in der Fußgängerzone, so dass du nur Beine siehst wie der Bettler, der dort sitzt... Geh in die Hocke vor einem Rollstuhlfahrer... Lebe als Test mal einen Monat lang vom Satz der Sozialhilfe... Übernachte mal in einem Asylantenheim, auf der Bank einer Bahnhofsmission in einer fremden Stadt ... Betrachte Tee oder Bananen mit dem Blick der Pflückerin in Sri Lanka und des Landarbeiters in Brasilien... Versetz dich mal in die Lage und in die Gefühle eines Freiheitskämpfers... Opfer und Sieger haben eine völlig verschiedene Perspektive. Vielleicht fängst du mit deinen Übungen ganz klein an: Mach einen Krankenbesuch! Aus der Froschperspektive oder über den Wolken sieht die Welt ganz unterschiedlich aus: Manches Große wird klein. Und Kleines wird groß.

Weihnachten – so heißt es - hat Gott seinen Standort verändert.

Hermann-Josef Coenen