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Die Recklinghäsuer Tafel: Mehr Kundschaft, größere Herausforderungen und zwei große Wünsche

Seit 25 Jahren Hilfe und Unterstützung für 2.200 Bedürftige. Herausforderungen durch wachsenden Bedarf und ein neuer Kühlwagen als großer Wunsch - dafür fehlen noch rund 15.000 Euro.

Daniel Ruppert ist seit knapp zwölf Jahren Leiter der Recklinghäsuer Tafel.
Daniel Ruppert ist seit knapp zwölf Jahren Leiter der Recklinghäsuer Tafel.

Die Recklinghäuser Tafel gibt es in diesem Jahr seit genau einem Vierteljahrhundert. Annähernd die Hälfte davon ist Daniel Ruppert der Leiter und Koordinator vor Ort. Wir haben ihn im Laden an der Herner StraBe 47 getroffen.

Es herrscht bereits reger Betrieb an diesem Freitagnachmittag auf dem Areal, das sich eher im Schatten der Hausnummer 47 an der Herner Straße befindet. Einige Kundinnen und Kunden stehen vor der Tür und warten darauf, dass der kleine Zettel in ihrer Hand kontrolliert wird. Aber dazu später mehr.

Ich frage nach Daniel Ruppert und werde in einen großen Raum ein wenig abseits des eigentlichen Ladens geführt.„Ahh, der Vorratsraum“, mutmaße ich. Fälschlicherweise. „Nicht ganz“, erklärt Daniel Ruppert, „,hier sortieren wir die Ware. Der Vorratsraum ist woanders“. Aber auch dazu später mehr.

Fast zwölf Jahre Tafel-Koordination ist eine lange Zeit.„Was hat sich geändert?“, frage ich. Daniel Ruppert muss nicht lange überlegen. Das Entscheidende: die Anzahl der Kundinnen und Kunden. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, so der Koordinator, hat sich die Zahl nahezu verdoppelt. Waren es zuvor, auch aufgrund einer eines Rückgangs in der Corona-Zeit, ungefähr 1.200 Kundinnen und Kunden, schwankt die aktuelle Anzahl zwischen 2.200 und 2.300.„Die Zahl stagniert zwar jetzt“, so Ruppert, aber eben auf extrem hohem Niveau“.

Die Fahrzeug-Flotte der Tafel möchte Daniel Ruppert möglichst schnell um einen neuen Kühlwagen erweitern.
Die Fahrzeug-Flotte der Tafel möchte Daniel Ruppert möglichst schnell um einen neuen Kühlwagen erweitern.

Das sorgt für Herausforderungen, aber auch schon für konkrete Maßnahmen, die getroffen wurden. So darf jeder Kunde aktuell nur alle zwei Wochen einkaufen. Und dabei wären wir wieder bei den Zettelchen. Denn auf diesen ist ein konkreter Termin für den jeweiligen Kunden oder die jeweilige Kundin vermerkt. Ist dieser also beispielsweise am Freitag um 13.30 Uhr, darf er oder sie dann frühestens erst 14 Tage später am Freitag wieder zur Tafel kommen. Das ist zum einen der großen Anzahl an Kundinnen und Kunden und geschuldet, aber auch der Menge an Lebensmitteln, die der Tafel zur Verfügung stehen. Denn auch in diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert.„Gerade große Lebensmittelketten“, erklärtder Diplom-Sozialarbeiter, haben ihr Einkaufs- und Lagerkonzept optimiert.“ Das findet der Tafel-Leiter auch gar nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Die Tafel sei einst ja auch angetreten, um Lebensmittel zu retten, um nachhaltig zu sein. Und aus dieser Sicht sei es natürlich gut, wenn auch große Lebensmittelketten immer stärker auf Ressourcenschonung achten. Der Nachteil: Es kommt natürlich auch weniger bei der Tafel an. Diese ist daher noch stärker auf private Spenden, Firmen und sonstige Unterstützerinnen und Unterstützer angewiesen.

„Was wird eigentlich immer benötigt?“, frage ich. „Haltbare Lebensmittel“ ist die prompte Antwort. Alles, was gut eingelagert und somit portioniert herausgegeben werden kann, so Daniel Ruppert, sei für die längerfristige Planung natürlich Goldwert. Apropos Planung: Einer der rund 100 Ehrenamtlichen, die die Tafel unterstützen, ist eben für das Lager zuständig. „Der macht das seit vielen Jahren und hat sein System perfektioniert“, so Daniel Ruppert, „niemand hat hier so einen Überblick wie er.“ Beim Blick in den Vorratsraum, weiß ich, was der Tafel-Koordinator meint. Hier ist alles fein säuberlich mit Daten versehen, sodass man direkt weiß, wann was abläuft und wann was verbraucht werden kann. Das Lager wirkt gut gefüllt, allerdings sei das immer nur eine Momentaufnahme, SO Ruppert. „In zwei Wochen sieht das hier schon wieder ganz anders aus“. Gerade in der Weihnachtszeit kämen aber sehr viel an Spenden rein, sodass man zumindest für die erste Zeit im neuen Jahr mit einer guten Basis planen könne.

Ich blicke mich um. Mittlerweile hat sich der Laden gut gefühlt. Ein normaler Freitag, wie Daniel Ruppert bestätigt. Eine Frau kommt mit sorgenvoller Miene auf ihn zu und fragt, ob er gleich einmal kurz für sie Zeit hätte. „Selbstverständlich.“ Auch das gehört natürlich dazu.

Bei der Suche nach einem geeigneten Fotomotiv entscheiden wir uns unter anderem für die Tafel-Wagen, die praktisch ständig im Einsatz sind. Zumal die Tafel mittlerweile für stark immobile Menschen auch einen Lieferdienst anbietet. Und hier kommen wir dann auch zu einem großen Wunsch, den Daniel Ruppert für seine Tafel hat. Ein neuer Kühlwagen muss her. Einiges an Spenden ist schon eingegangen, aber rund 15.000 Euro würden noch fehlen.

Ein zweiter Wunsch wäre, dass sich die Zahl der Kundinnen und Kunden wieder ein wenig reduzieren würde. Zum einen natürlich, um noch umfangreicher und gezielter helfen zu können, zum anderen, weil dies natürlich bedeuten würde, dass sich auch die Zahl der Bedürftigen in der Stadt verringert hätte. Dass dies allerdings zeitnah geschehen könnte, daran mag der Diplom-Sozialarbeiter nicht so recht glauben.

Überhaupt: 25 Jahre Tafel seien ja auch grundsätzlich eigentlich kein Grund zu feiern. Denn sie zeigen ja nur, dass bei der Verteilung in der Gesellschaft etwas nicht stimmt. Dass die Tafeln aber immer mehr diejenigen seien, die Lücken schließen müssen, könne auf Dauer auch nicht die Lösung sein, richtet Daniel Ruppert einen Appell in Richtung derjenigen, die das zu entscheiden haben.

Ich verabschiede mich und mache mich auf den Heimweg. Mir kommen weitere Frauen und Männer entgegen. Das stimmt mich zum einen nachdenklich, zum anderen bin ich aber auch froh, dass sie wenige Meter weiter Hilfe, Unterstützung und ein nettes Wort bekommen.

Daniel Maiẞ

INFO

Spendenkonto: Sozialdienst katholischer Frauen Recklinghausen e.V.
Commerzbank AG Recklinghausen
IBAN: DE77 4264 0048 0528 7545 01
Stichwort: Tafel
Kontakt:
Daniel Ruppert Tel. 02361/31302
Mobil: 0151-11711725
Mail: daniel.ruppert@skf-recklinghausen.de
Renata Eifert - Tel. 02361/9088737
Mobil: 0175-4453937
Mail: renata.eifert@skf-recklinghausen.de