Die Freiheit, seinem Gewissen zu folgen und nach seinen Glaubensüberzeugungen zu leben, gehört zu den unveräußerlichen Menschenrechten. Ein Schlüsseldokument ist die UN-Menschenrechts-Erklärung von 1948. Was für ein Hoffnungszeichen angesichts der Gräuel des weltweiten Vernichtungskrieges!
Soweit die Deklaration - die Realität aber ist grausam: Menschenrechtler zählen inzwischen 144 Staaten, in denen diese Rechte beschnitten oder ignoriert werden. Medial erreicht uns das nur bei großen Schlagzeilen: Die Unterdrückung der islamischen Uiguren in China, die Hetzjagd auf Jesiden und Christen durch den IS-Terror, die Vertreibung der Rohingya aus Myanmar, die Entführung von Schülerinnen durch Boko Haram in Nigeria oder die tödlichen Überfälle auf Kirchen in Sri Lanka, Pakistan oder Nigeria.
Dabei gehören vor allem die Verfolgung von Christinnen und Christen weltweit zur „Tagesordnung“: Das beginnt mit Hasspredigten, Einschüchterung und Bedrohungen. Sie werden beruflich benachteiligt und gelten bei Verträgen oder vor Gericht als Menschen zweiter Klasse. Ein Übertritt zum Christentum wird mit Gefängnis oder dem Tode bedroht. Zu totalitären Ländern mit staatlicher Unterdrückung gehören zum Beispiel Nordkorea, China, Iran oder Saudi-Arabien, aber auch die schöne Ferieninsel Malediven. Anderenorts sind es politische, nationalistisch oder religiös orientierte Gruppen, von denen Diskriminierung und brutale Gewaltakte ausgehen. Dazu gehören zum Beispiel Indien, Syrien, Irak, Nigeria, Pakistan oder Ägypten.
Die Pogrome von Hindu-Nationalisten gegen die christliche Minderheit in Odisha/Indien 2008 sind bis heute nicht aufgearbeitet. Das sogenannte „Blasphemiegesetz“ in Pakistan führt dazu, dass Angehörige religiöser Minderheiten in der ständigen Gefahr sind, angezeigt zu werden. Auch die 32-jährige Witwe Farhad Gill, Mutter von zwei Kindern, wurde von einem Nachbarn der „Gotteslästerung“ bezichtigt. Ihre Rettung vor einer aufgehetzten Menschenmenge endete im Gefängnis. Gerichtsverfahren werden verschleppt, weil sich Richter bei Freisprüchen selbst gefährden. Anderenorts führte der Verdacht zu brutalen Pogromen gegen die Minderheit, wie im vorigen Jahr in der Großstadt Jaranwala. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, nehmen religiös begründete Gewaltakte ein erschreckendes Ausmaß an. Die 22-jährige Christin Deborah Yakuba wurde von Mitstudenten gesteinigt. Die Einwohnerschaft lebt in weiten Teilen des Landes in Angst.
Menschenrechts-Erklärung der UNO, 1948
Art. 18: Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlung zu bekennen.
Das Ausmaß dieser Verfolgung geriet lange Jahre aus dem Blick auch bei den Kirchen in Europa. Maria Voss: „Deshalb haben wir von der AG Eine Welt des Stadtkomitees inzwischen mehrfach Unterschriftenaktionen initiiert. Es geht um menschliche Schicksale. Wir leben in Freiheit. Wo bleibt unsere Solidarität?“
Engagiert hat sich gerade die Pfarrei Liebfrauen beim internationalen "Red Wednesday“. Das Kolosseum in Rom, das Parlament in Wien, die Christusstatue in Rio de Janeiro und hunderte weiterer Gebäude und Kirchen machen rot angestrahlt - im November aufmerksam auf Millionen unterdrückter Christen. Die EU hat auf die Zunahme der Gewalt weltweit durch einen Beauftragten für Religionsfreiheit reagiert. Seit 2018 gibt es bei uns den Bundesbeauftragten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit; seit 2022 ist es Frank Schwabe (MdB).
WEITERE INFOS:
Religionsfreiheit - ein Menschenrecht:
Im Gespräch mit Frank Schwabe (MdB), Bundesbeauftragter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit und Pfarrer Polykarp Okafor/Nigeria. Eine Kooperationsveranstaltung der AG Eine Welt im Stadtkomitee der Katholiken, der Volkshochschule mit Unterstützung des Intern. Hilfswerks Missio
11. Dezember 2024, 19 Uhr | VHS/ Willy-Brandt-Haus
„Religionsfreiheit unter Druck“
Ausstellung in der Propsteikirche St. Peter 2. bis 21. Dezember 2024
Gottesdienst am Sonntag, 15. Dezember, 11.15 Uhr
www.missio-hilft.de/lebenszeichen | www.missio-hilft.de/menschenrechte
Er wird zusammen mit Pfarrer Polykarp Okafor, der gerade wieder in seinem Heimatland Nigeria war, am 11. Dezember in der VHS über die Herausforderungen berichten und sich der Frage stellen, welche Unterstützungsmöglichkeiten wir wahrnehmen können und sollten: Menschenrechte gelten weltweit!
Georg Möllers
Foto: Alina Lübbers