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Hedwig Nahlinger erinnert sich an Weihnachten in Recklinghausen: Gott sei Dank – Es war einmal

Nach der Flucht aus Oberschlesien erlebte Hedwig Weihnachten 1946 in Armut und ohne Geschenke. Doch die Zeit mit ihrer Familie und der erste Gottesdienst in Recklinghausen blieben unvergessen

Hedwig Nahlinger vor der „Landkarte“ mit wichtigen Stationen ihres Lebensweges.

Das Weihnachtsfest weckt Erinnerungen, schöne und schwere. Sie reichen bis in die Kindheit zurück. 2024 ist Weihnachten ganz anders als in den ersten Jahren nach Flucht und Krieg. Hedwig Nahlinger nimmt uns mit in eine Zeit, die - Gott sei Dank - uns Nachgeborenen fremd geblieben ist.

Die Front kam 1944 Bauerwitz, ihrer geliebten Heimatstadt in Oberschlesien, immer näher, erzählt Hedwig Nahlinger. Wirahnten: Dieses Weihnachtsfest wird das letzte im vertrauten Zuhause sein. Und so war es: 1945 haben wir zu Fuß im Glatzer Bergland Sicherheit gesucht. Nach Kriegsende kamen wir kurz nach Bauerwitz zurück, ins Lager, nicht ins eigene Haus. Es war schon besetzt. 1946 gab es dann nach einem Jahr ein Plakat: „Entweder für Polen optieren oder in wenige Tagen raus!“

Dann begann die ungewisse Vertreibung: In Viehwaggons wurden alle gesammelt und herausgefahren. Niemand wusste, wohin die Reise ging. Es hielt sich das Gerücht, es geht für alle zum Wiederaufbau nach Warschau. Tagelang ist der Zug unterwegs. Dann die Erlösung: Wir sind im Westen. Die Familie bekommt in einer Baracke in Bergedorf in Niedersachsen Unterkunft: die Eltern, die vier Kinder, ein Sohn, mit 16,5 Jahren im Krieg schwer verwundet und die schwerkranke Oma. Arbeit gibt es bei den Bauern dort auf dem Feld, bis die Familie 1951 in Recklinghausen eine neue Heimat findet. Weihnachten 1946, wie war das in der anderen Welt? „Sehr ärmlich.

Zu essen gab es Kartoffeln und Salzheringe. Das war schon etwas Besonderes. Geschenke gab es natürlich keine. Aber wir waren zusammen, das war das Wichtigste und Schönste. "Unvergesslich die Gottesdienste als katholische Gemeinde in der evangelischen Kirche", schaut Hedwig Nahlinger zurück. „Unser Vater hatte 1948 in Recklinghausen im Bergbau Arbeit bekommen und zu Weihnachten brachte er mir meine erste Puppe mit. Das werde ich nie vergessen.“

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