Den Recklinghäuser Kitas fehlt es flächendeckend an Fachkräften. Immer weniger Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin. Johanna Kremer hingegen, geht in dem Berufsfeld völlig auf. Sie hat sich mit Anfang 40 für den Quereinstieg in den Erzieherinnen-Job entschieden.
Am 20. September wird weltweit der Kindertag gefeiert. An diesem Tag soll auf die besonderen Bedürfnisse der jüngsten und kleinsten Erdenbewohner und speziell auf Kinderrechte aufmerksam gemacht werden. Wir wollen den Tag zum Anlass nehmen, um uns mit jemandem zu unterhalten, der täglich mit Kindern arbeitet und das aus Überzeugung tut.
Die Rede ist von Johanna Kremer. Die 42-Jährige macht gerade ihre praxisintegrierte Ausbildung (PiA) zur Erzieherin im Kindergarten St. Gertrudis im Stadtteil Hillerheide – in einer Zeit, in der sich immer weniger Menschen für dieses Berufsfeld entscheiden und die allermeisten Recklinghäuser Kitas vom Fachkräftemangel bedroht sind. Was motiviert sie? „Zu sehen, wie die Kinder reifen und lernen und zu sehen, wie man selbst die Kinder fördern kann, das bestärkt mich immer wieder“, erzählt Johanna Kremer. Vor allem im U3-Bereich sei es „unglaublich“ mitanzusehen, wie sich die Kinder entwickeln.
Die vierfache Mutter hat schon lange ehrenamtlich in der Kirchengemeinde St. Gertrudis mit Kindern gearbeitet. Zur Corona-Zeit hat sie dann eine Stelle als Alltagshelferin in der Gemeinde-Kita bekommen und sich im Laufe der Zeit für die PiA entschieden.
Der Vorteil an der praxisintegrierten Ausbildungsform: Anders als bei der klassischen Ausbildungsform werden die angehenden Erzieherinnen gleich ab dem ersten Lehrjahr bezahlt, was den Einstieg vor allem für Quereinsteiger und auch Alleinerziehende erleichtert.
Als Erzieherin erlebe man die größten Entwicklungsschritte der Kinder mit, erzählt Johanna Kremer. Vor allem dann, wenn sie bereits mit einem Jahr in die Kita kommen. Diese Entwicklung hautnah mitzuerleben, macht was mit einem, da ist sich die vierfache Mama sicher: „Man bekommt einen neuen Blick auf die Welt und entdeckt sich selbst nochmal neu.“
Natürlich wisse auch sie um die schwierigen Umstände in der Branche, um den Mangel an Fachkräften; man bekomme mit, wie die Berufsschulklasse immer weiter schrumpft, weil viele angehende Kolleginnen und Kollegen dem Druck nicht standhalten, langjährige Erzieherinnen wegen Burnout eine Pause brauchen. Da gerate man hier und da schon mal ins Zweifeln, aber an ihrem Wunsch, Erzieherin zu werden und mit Kindern zu arbeiten, ändere das nichts.
Zu erfüllend und bereichernd sei der Job und der tägliche Gang in die Kita. Zu groß auch die Motivation, den Kindern die ersten Jahre ihres Lebens so schön wie eben möglich zu machen. „Kindern, die in schwierigen Verhältnissen groß werden, eine schöne und unbeschwerte Zeit und einen sicheren Ort zu geben, an dem sie sie selbst sein dürfen, das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.“ Janine Jähnichen
Praxisintegrierte Ausbildung:
Im Gegensatz zur klassischen Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher (zwei Jahre Schule + ein Jahr Berufspraktikum) erfolgt in der praxisintegrierten Ausbildung ein wöchentlicher Wechsel zwischen Berufsschule und praktischer Arbeit in der Kita.
In Recklinghausen wird diese Ausbildungsform am Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg und am Herwig-Blankertz-Berufskolleg angeboten.