Hitze ist das größte durch den Klimawandel verursachte Gesundheitsrisiko für die Menschen. In Recklinghausen wird gerade ein Pilotprojekt zum Hitzeschutz vorbereitet.
Katastrophenmeldungen über Hitzewellen, Waldbrände, Hochwasser und Überflutungen hören wir das ganze Jahr über aus vielen Teilen der Welt. In den vergangenen Jahren auch verstärkt aus Europa. Von allen Klimakatastrophen sind es die Hitzewellen, die hier das größte Gesundheitsrisiko darstellen und die meisten Todesfälle und Schwerkranke hervorrufen. In Europa sind im Sommer 2022 mehr als 60.000 Menschen in Folge von Hitzewellen gestorben, davon allein 9.100 (Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München) in Deutschland. Besonders betroffen sind hier ältere Menschen, die häufig auch schon an Vorerkrankungen leiden und die meistens allein oder mit Partnern noch in ihrer eigenen Wohnung leben. Das betrifft in Deutschland circa vier Millionen Menschen über 80 Jahre.
Um die Bevölkerung auf die Gefährdung durch Hitze aufmerksam zu machen, wurde im vergangenen Jahr am 14. Juni auf Initiative der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) der erste bundesweite Hitzeaktionstag veranstaltet, um das Bewusstsein für die Gefahren durch Hitze in der Bevölkerung zu erhöhen. Es fanden auf Bundes- und Länderebene viele Veranstaltungen statt, die sich damit beschäftigten, wie man die Bevölkerung kurzfristig auf mögliche extreme Hitzeereignisse im Sommer vorbereiten kann. Ein zweiter Hitzeaktionstag, mit dem wiederholt auf die notwendige Vorsorge für extreme Hitzeereignisse aufmerksam gemacht werden soll, fand am 5. Juni mit bundesländer- und kommunaler Beteiligung statt. Der Seniorenbeirat Recklinghausen stellte an diesem Tag zusammen mit seinen Projektpartnern, dem Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt und Recklinghausen (IAT) und dem Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Recklinghausen (DRK) und mit Unterstützung der Stadt Recklinghausen die gemeinsamen Aktivitäten zum Hitzeschutz von Seniorinnen und Senioren vor.
Insbesondere wurde ein Pilotprojekt vorgestellt, mit dem mit Förderung durch das Umweltministerium NRW das Verhalten einer Testgruppe von 50 älteren Seniorinnen und Senioren während einer Hitzeperiode beobachtet werden soll. Gleichzeitig sollen Ratschläge und Hinweise zum Umgang mit großer Hitze gegeben werden. Wichtig ist dabei, dass vor Beginn einer Hitzewelle Kontakt mit dem Hausarzt aufgenommen werden sollte, um bei Bedarf die Dosis bestimmter Medikamente zu überprüfen und anzupassen, die bei großer Hitze anders wirken können. Zentraler Teil des Hitzeschutzkonzeptes für ältere Seniorinnen und Senioren soll der tägliche telefonische Kontakt mit Betreuerinnen und Betreuer vom DRK sein, die während der Dauer einer Hitzeperiode, in unseren Breiten normalerweise zwei bis drei Wochen, Ratschläge zur Hitzevermeidung in ihren überhitzten Wohnräumen erhalten. Dabei wird gleichzeitig der Gesundheitszustand der Seniorinnen und Senioren beobachtet.
Wenn bei den Testteilnehmern eine Gesundheitsbeeinträchtigung erkennbar wird, sollen Verwandte oder Nachbarn Hausbesuche durchführen. In kritischen Fällen soll der Hausarzt oder sogar der Rettungsdienst benachrichtigt werden. Besonders wird von den Betreuern vom DRK auf eine regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet. Es werden Hinweise zum Kühlhalten der Wohnräume durch richtiges Lüften gegeben. Dazu gehört in längeren Hitzephasen auch das zeitweise Aufsuchen von Kühlräumen, die von den städtischen Behörden rechtzeitig vor Beginn einer Hitzewelle benannt werden sollten. Nutzbar sind hier zum Beispiel auch die kühleren Räume von Kirchen, die bisher schon in Recklinghausen in vorbildlicher Weise von den Kirchengemeinden an Hitzetagen für Besucher geöffnet worden sind.
Norbert Jandt