Die Koffer standen gepackt im Flur; nach Dienstschluss wollte er mit seiner Familie in Urlaub fahren. Die Angehörigen sahen ihn nie wieder - nicht einmal den Toten. Zur Vertuschung der Erschieẞung durch die SS am 30. Juni 1934 - vor 75 Jahren - wurde die Leiche von Erich Klausener sofort verbrannt.
Vergessen ist Erich Klausener bis heute nicht. In seinem Schreibtisch fand man handschriftlich sein Lebensmotto: „Sei wahrhaftig in Deinem Handeln.“ Im Kreis tragen Straßen, Schulen, eine Lippebrücke und in unserer Stadt das Erich-Klausener-Haus seinen Namen. Dafür gibt es gute Gründe: Klausener war geradlinig und sozial engagiert: Als erster demokratisch gewählter Landrat geriet er in eine Zeit der Krisen: Nach dem Krieg waren die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse katastrophal. Zudem drohten politische Gefahren: Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung 1920 und der Einmarsch französischer Besatzungstruppen 1923. Als überzeugter Verteidiger der neuen Republik und als „sozialer Landrat“ blieb er in Erinnerung. Gerade die Einrichtungen für tuberkulosekranke Kinder waren seine Initiative.
Das Land Preußen, regiert von einer Koalition der Demokraten (SPD, kath. Zentrum, Liberale) berief ihn nach Berlin - zunächst ins Sozial-, später in das Innenministerium. Seine Herausforderung: Die Umwandlung der obrigkeits-staatlich-monarchistischen Polizei in eine demokratisch gebildete, bürgernahe Polizei. Die Reform blieb beispielhaft: „Die Polizei ist die Dienerin der Republik“: Diesen Satz seiner Rede übernahm die Presse als Überschrift, als er 1929 das neue Polizeipräsidium in Recklinghausen in Vertretung des Innenministers offiziell eröffnete. Damit machte er sich gefährliche Feinde bei den links- und rechtsradikalen Demokratiegegnern.
Zeit seines Lebens engagierte sich der überzeugte Katholik ehrenamtlich. In Berlin gründete und leitete er die „Katholische Aktion“ zur Koordinierung der Bildungs-, Sozial- und Gemeindearbeit der katholischen Minderheit. Gegen die Unterdrückung der Arbeitervereine protestierte er auch ab 1933/34. Am 24. Juni 1934 ergriff er vor 50.000 Menschen auf dem Märkischen Katholikentag noch einmal das Wort. Sechs Tage später stand sein Name auf der Erschieẞungsliste.
Das Gedenken an einen mutigen und engagierten Demokraten und Christen ist zugleich immer wieder Ermutigung und Verpflichtung für unseren Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte. So erhielt die Bischöfliche Erich-Klausener-Realschule in Herten gerade den „Rabbiner-Auerbach-Preis“ der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für ihr Engagement für Menschlichkeit und gegen Antisemitismus.
Georg Möllers
EINLADUNG ZUM GEDENKEN
am Sonntag, 30. Juni 2024
11.30 Uhr Gedenkmesse in St. Peter mit Regionalbischof Rolf Lohmann
13.00 Uhr „Tag der offenen Tür rund ums Erich-Klausener-Haus“, Kemnastraße 7, Infos, Big-Band der Klausener-Realschule Herten, Essen, Trinken etc.
KLAUSENER-DOKUMENTATION: