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Ein Tag, den man nicht vergisst...

Eine Zeitzeugin erzählt von ihrer Erstkommunion vor 86 Jahren

Hanna Flegel - wie sie damals hieß - als Erstkommunionkind im Alter von zehn Jahren.

Regelmäßig besuche ich die 96-jährige Hanna Zehm zur Krankenkommunion. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen, bekommt aber Unterstützung durch ihre Tochter und den ambulanten Pflegedienst. Oft erzählt sie von den Kriegsjahren - heute unterhalten wir uns über ihre Erstkommunion.

Liebe Frau Zehm, 86 Jahre liegt der Tag Ihrer Erstkommunion nun schon zurück. Was ist Ihnen von diesem Festtag in Erinnerung geblieben?

Damals war ich ganz stolz. Die Heilige Messe war wunderbar gestaltet, mein Vater hat im Kirchenchor gesungen, jedes Kind hatte seine eigene Kerze. Damals war noch kein Krieg, deshalb gab es noch ausreichend Stoff zu kaufen - so hatte ich mein eigenes weißes Kommunionkleid. Im Anschluss fand die Feier bei uns zuhause statt. Meine Mutter hat gekocht: schlesische Klöße, Gänsebraten und Rotkraut. Nachmittags fand dann noch eine Dankandacht in der Kirche statt. Ich habe eine Bonboniere mit Konfekt geschenkt bekommen, eine Kette mit einem Kreuz und einen Rosenkranz. Leider habe ich meine Geschenke nicht mehr - als wir damals unsere Wohnung innerhalb von 24 Stunden verlassen mussten, wurde all unser Besitz polnisches Staatseigentum. Wir konnten nur das Nötigste mitnehmen. Zum Glück habe ich meine Fotoalben später wiederbekommen.

Wie wurde denn damals die Erstkommunionvorbereitung gestaltet?

Ich war auf einer katholischen Mädchenschule, die ganze Klasse ging geschlossen zur Erstkommunion. Der Erstkommunionunterricht fand in der Schule durch einen Priester statt. Wir wurden auf die Beichte vorbereitet, man vermittelte uns wesentliche Inhalte des Glaubens und wir mussten das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser auswendig lernen.

Der Empfang der Heiligen Kommunion ist Ihnen immer wichtig geblieben. Warum?

Auch wenn Hanna Zehm inzwischen kaum mehr etwas sieht, blättert sie zielsicher in ihrem Fotoalbum und findet Bilder ihrer eigenen Erstkommunion.
Auch wenn Hanna Zehm inzwischen kaum mehr etwas sieht, blättert sie zielsicher in ihrem Fotoalbum und findet Bilder ihrer eigenen Erstkommunion.

Wenn ich die Heilige Kommunion empfange, dann spüre ich, dass Christus mir ganz nahekommt. Der Glaube hat mir immer Halt, Kraft und Trost gegeben, besonders auch in schweren Zeiten. Alle wundern sich immer, dass ich so fröhlich, bin der Glaube schenkt mir innere Freude. Ich bin dankbar, dass ich auch zuhause die Heilige Kommunion empfangen darf.

Was wünschen Sie den Erstkommunion-Kindern von heute?

Ich wünsche den Kindern, dass auch sie die Erfahrung machen: der Glaube trägt im Leben. Ich bin davon überzeugt: wer glaubt, der tut nichts Böses. Und hoffentlich denken auch sie später noch so positiv an diesen Tag zurück, wie ich.                                           Andreas Roland

Die Kranken kommunion

Wer - wie Hanna Zehm - die Krankenkommunion erhalten möchte, melde sich bitte in einem der Pfarrbüros. Eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger nimmt dann Kontakt auf.

Hanna Zehm

⚫ 96 Jahre alt
⚫ Aufgewachsen mit fünf Geschwistern in Waldenburg / Niederschlesien
⚫ Lebt seit 1952 in Hochlarmark
⚫ Seit 16 Jahren verwitwet
⚫ Mutter von drei Kindern, Oma von drei Enkeln und Urgroßmutter von sieben Urenkeln
⚫ Hobbies: Kreuzworträtsel, Handarbeiten, Zeichnen und Gedichte schreiben, früher gerne gewandert und gelesen