geistREich - Kirchenzeitung für Recklinghausen - Dankbar sein Anzeige

Recklinghausen: Tag der Toleranz

16. November ist internationaler Tag der Toleranz: Wir haben diesen zum Anlass genommen, einige Recklinghäuser zu befragen, was sie mit diesem Tag verbinden

Gertrudis Gröppe
Gertrudis Gröppe

■ Nein, mir war bis heute nicht bekannt, dass es einen internationalen Tag der Toleranz gibt.

Da Toleranz und Akzeptanz in unserer Gesellschaft leider nicht wirklich gelebt werden, macht das vielleicht Sinn. Die Angst vor Unbekanntem, Ablehnung anderer Kulturen, Denkweisen, politische und religiöse Konflikte führen oft zu Intoleranz und Missverständnissen untereinander – auch mangelnde Information und sicherlich auch oft fehlende Bildung.

Daher ist das Thema – aktuell besonders – immer wichtig! Politik, Staat und Kirche können mit diesem Tag die Menschen dafür sensibilisieren, denn Toleranz ist ein ganz wichtiger Wert in der Gesellschaft. Nicht unbedingt der Tag , sondern das Thema an sich, ist für mich immer wieder eine Herausforderung und ein Lernprozess. Ich allein kann die Welt nicht retten, aber die wichtigen Dinge, wie z.B. Toleranz, Sozialverhalten allgemein, Klima (und leider vieles mehr) versuche ich im Alltag umzusetzen und meinen Blick dafür zu schärfen.

Gertrudis Gröpper (63)


Florian Enk
Florian Enk

■ Der Internationale Tag der Toleranz ist mir bereits als Kind in einem Bundeslager der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) begegnet. Dort wird sich im Internationalen Dorf, wo Pfadfinder aus verschiedenen Ländern (Europa und der Welt) Workshops anbieten, mit Themen wie Toleranz, Nachhaltigkeit oder Umgang mit Diskriminierung beschäftigt.

Ich verbinde mit einem Internationalen Tag einen Aktionstag, an welchen Menschen sich aus vielfältigen Ländern, Traditionen, Kulturen, Einstellungen und Altersgruppen mit diesem Thema beschäftigen möchten.

Der Internationale Tag ist für mich ein schöner Anlass, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der genaue Tag ist mir allerdings nicht bewusst gewesen, da ich die Themen in meiner Arbeit anlassbezogen bearbeite.

Das Wort Toleranz bedeutet für mich, einen Menschen möglichst authentisch und wertschätzend zu begegnen, auch wenn ich die Überzeugungen der anderen Person nicht teilen kann oder diese sogar kaum ertragen kann. Dazu gehört dann, dass die persönlichen Grenzen trotzdem im gemeinsamen Miteinander beachtet werden.

Toleranz ist nicht, allen alles gerecht zu machen, sondern den anderen erstmal als Menschen wahrzunehmen und nicht von vornherein zu verurteilen. Toleranz leben, bedeutet aktuell für mich viel aushalten müssen und sich dennoch für einen wertschätzenden Umgang zu entscheiden. 

Florian Enk (26)

■ Was geht mir zu weit, was kann ich noch aushalten? Oder etwas umgangssprachlicher: Was geht gar nicht und was ist für mich noch okay? Der 16. November eines jeden Jahres ist der Internationale Tag der Toleranz. Wir haben diesen zum Anlass genommen, einige Recklinghäuserinnen und Recklinghäuser zu befragen, ob sie diesen Tag überhaupt kennen, was sie mit ihm verbinden, warum es ihn wohl gibt und was er ihnen ganz persönlich bedeutet. Aktuell, aber eigentlich von je her, spielt die Toleranz oder eher der Mangel an Toleranz geopolitisch eine große Rolle. Daher waren wir sehr gespannt auf die Antworten.

Anja Hüning
Anja Hüning

■ Ohne Toleranz ist menschliches Miteinander nicht lebbar. Das ist Ermutigung sich auszuprobieren, eine andere Sichtweise/Blickwinkel auf die Dinge anzunehmen. Tolerant sein bedeutet für mich, die Menschen nicht zu be- und verurteilen, weder nach ihrem Äußerem noch wegen ihrer inneren Überzeugungen. Toleranz fordert, mein Gegenüber gelten zu lassen und zu akzeptieren. Das zeigt sich unter anderem in einem achtsamen, freundlichen und höflichen Umgang miteinander.

Für mich gehört auch das gute Sprechen über andere dazu, nicht nur in den persönlichen Begegnungen, sondern beispielsweise in den Medien. Toleranz ist eine wichtige und schöne Weise der Wertschätzung, gerade auch schwächeren gegenüber. Sie hat für mich darum da ihre Grenzen, wo Menschen von Menschen entwürdigt und erniedrigt werden. Ich glaube, dass man Toleranz immer wieder als Grundhaltung (ein-)üben muss. 

Anja Hüning (50)


Torben Stasch
Torben Stasch

■ Es gibt mittlerweile eine schier unendliche Liste für Gedenk- bzw. Aktionstage, daher war mir der 16. November nicht ausdrücklich als Internationaler Tag für Toleranz bewusst. Ich halte ihn mit Blick auf die weltweiten Geschehnisse jedoch für sehr wichtig, denn die Intoleranz gegenüber anderen Meinungen, Handlungsweisen und moralischen Werten nimmt immer mehr zu.

Wir Menschen rücken dabei immer mehr von einem friedlichen Zusammenleben ab und lassen so eine schleichende Spaltung der Gesellschaft zu. Eine gewisse Einigkeit wäre dabei nicht nur wünschenswert, sondern auch dringend notwendig. Denn mit dem Klimawandel und weiteren Umweltproblemen stehen wir vor ganz anderen Herausforderungen, die zu meistern sind. Eine annehmbare Lebensgrundlage für alle Menschen fängt für mich daher mit Toleranz an.

Torben Stasch (39)


Gerda E.H. Koch
Gerda E.H. Koch

■ Ich habe davon gehört, er ist wichtig, denn unsere Welt sieht vielfach anders aus. An der Tagesordnung sind Menschenverachtung, Antisemitismus, Rassismus, Hass, Gewalt, Krieg und Bedrohung der Freiheit, nicht nur durch Diktaturen und Terrororganisationen. Und hier, wenn zum Beispiel Jüdinnen und Juden bedroht sind oder unsere Demokratie durch rechte Parteien gefährdet wird.

Auch im Alltag erleben wir Intoleranz. Wie reagieren wir darauf? Haben wir den Mut, zu widersprechen? Für Toleranz müssen wir uns täglich einsetzen, denn es geht um das friedliche und gleichberechtigte Zusammenleben. Toleranz hat aber ihre Grenze: Wo sie zur bloßen Duldung wird, wo Ungerechtigkeiten einfach hingenommen werden oder die Toleranz anderer missbraucht wird, um eigene Ziele durchzusetzen.

Gerda E.H. Koch (73)