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Verschieden und vielfältig

Seit 2020/21 gibt es im Bistum eine Diversitätsreferentin

Es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, in der Wissenschaft und in der Politik, die sich mit Diversität beschäftigen. Der Begriff Diversität ist abgeleitet vom lateinischen diversitas und bedeutet Verschiedenheit bzw. Vielfalt. Seit März 2021 gibt es auch im Bistum Münster eine Diversitätsreferentin Iris Horstmann ist mit 30% ihrer Arbeitszeit vom Bischof beauftragt den Bereich LSBTIQ+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen) abzudecken. Damit liegt das Bistum Münster im bundesvergleich mit den anderen Bistümern über dem Durchschnitt. Im Gespräch berichtet Horstmann aus ihrem Arbeitsalltag, von ihren Wünschen und gibt uns als Kirche der Stadt Recklinghausen etwas mit auf den Weg.

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Im März 2021 wurde die Marschroute aus Rom bekanntgegeben, dass die katholische Kirche nicht die Vollmacht besäße homosexuelle Paare zu segnen. Zeitgleich spricht sich Bischof Felix Genn nach dem Nein aus Rom für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre über Homosexualität aus und versichert, dass Seelsorgende, die Segensfeiern durchführen, keine Sanktionen fürchten müssen. Mitten in diese turbulente Zeit hinein tritt Iris Horstmann ihre Stelle an.

So energetisch aufgeladen, wie es anfing, ging es auch weiter – es folgten alle Entwicklungen rund um den Synodalen Weg, die #OutInChurch-Initiative und die Veränderung der Grundordnung des kirchlichen Dienstes; ein strukturiertes Arbeiten wird jetzt erst langsam möglich. Als Diversitätsreferentin wird Horstmann viel angefragt, das Thema stößt auf großes Interesse und ist symbolträchtig für die Reformfähigkeit der katholischen Kirche. Anfragen erreichen Sie aus allen Bereichen: der Familienbund, die KFD, Kirchengemeinden, Institutionen wie zum Beispiel Krankenhäuser und auch Einzelpersonen melden sich. Als Schwerpunkt der eigenen Arbeit sieht Horstmann die Öffnung für das Thema LSBTIQ+ und die Schaffung von (neuen) Möglichkeiten innerhalb des Bistums – sie will zeigen, dass die Kirche von Münster sich weiterentwickelt und anstehende Herausforderungen annimmt.

Auf die Frage hin, wie die katholische Kirche in Recklinghausen ihren Beitrag zu einer LSBTIQ+-freundlichen Kirche leisten kann, hebt Horstmann den Erwerb einer Sprachfähigkeit hervor. Sie nimmt wahr, dass noch viel Angst herrscht das Thema offen anzusprechen oder Fragen zu stellen. Iris Horstmann ermutigt pastorale Mitarbeitende dazu, LSBTIQ+-Themen in die verschiedenen Kommunikationsräumen einzubringen und zum Beispiel pastorale Angebote zu entwickeln. Sie spricht von der Gratwanderung, die man begehen muss – einerseits soll das Thema nicht als besondere kleine Insel aufgegriffen werden (es ist ein Themenfels wie viele andere) und andererseits müssen Möglichkeiten und die Nischen geschaffen werden, es braucht angstfreie Schutzräume, in denen sich LSBTIQ+ Menschen sicher fühlen.

Für die Zukunft arbeitet Iris Horstmann an einem Flyer, der den Pfarreien des Bistums zur Verfügung gestellt wird, auf dem mithilfe eines QR-Codes die LSBTIQ+ Angebote in den Pfarreien platziert werden, sodass diese ohne große Barrieren zugänglich gemacht werden können. Damit ist der Wunsch von Horstmann verbunden, dass es eine deutliche Kennzeichnung auf den Homepages der Pfarreien gibt, die eine ausgeprägte Willkommenskultur für LSBTIQ-Menschen aufweisen. Als ein deutliches Zeichen dafür, „Wer zu uns kommt, hat keine Diskriminierung zu befürchten“.

Vom Bistum Münster, wie von der katholischen Kirche in insgesamt, wünscht sich Horstmann eine theologische Füllung und Ausrichtung zum Thema. LGBTIQ+-Pastoral im Bistum soll nicht nur eine Reaktion auf gesellschaftspolitische Entwicklungen sein, sondern soll aus dem Evangelium heraus als pastorale Notwendigkeit begründet sein. Alina Lübbers

Info

Iris Horstmann
leitet neben der Aufgabe als Referentin für Diversität den Bereich Supervision & Coaching im Bistum Münster.