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Das Fasten aus Sicht einer Ärztin

Viele Menschen fasten - ob aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen

Am Aschermittwoch beginnt die ist das Fastenzeit und interessanterweise für viele immer noch eine Zeit, in der sie auf bestimmte Dinge verzichten. Auch das klassische Fasten ist wieder in Mode gekommen. Die einen wollen Gewicht verlieren, die anderen schließen sich Heilfastengruppen an und beschreiben die Erfahrung als spirituelles Erlebnis. Wir wollten wissen, was Mediziner zum Fasten sagen und haben bei Dr. Franziska Fleck nachgefragt.

► Was passiert eigentlich im Körper, wenn wir fasten?

Fasten fördert wichtige Zellreinigungsprozesse im Körper, so können Zellen quasi entmüllt bzw. bei starker Schädigung auch abgebaut werden. Es steht vorübergehend mehr Energie zur Verfügung, dadurch, dass der Körper nicht mit der Verdauung beschäftigt ist. Zunächst werden immer erst die Zuckerreserven abgebaut, dann geht der Körper an die Fettverbrennung.

► Ist Fasten schädlich? Hat Fasten langfristige Vorbzw. Nachteile?

Klassisches Heilfasten sollte nur über einen kurzen Zeitraum und wenn möglich in einer Gruppe oder ärztlich betreut gemacht werden. Es ist eher zur Entgiftung und weniger zur dauerhaften Gewichtsreduktion geeignet. Bei so strengem Fasten geht der Körper in einen Energiereservezustand, fährt den Stoffwechsel auf ein Minimum runter. Einige Körperteile wie das Gehirn brauchen jedoch u.a. Kohlenhydrate für die Versorgung. Beim Fasten wird nicht nur wie gewünscht Fett verbrannt, sondern es wird auch Muskelmasse abgebaut. Bei Krämpfen, Schwindel, Magenschmerzen und Kreislaufstörungen sollte abgebrochen werden. Die Flüssigkeitsaufnahme muss auf jeden Fall bewahrt bleiben! Anders sieht es bei Fastenmethoden wie dem 16:8 aus (16 Stunden nichts essen, Nahrungsaufnahme nur in 8 Stunden). Dies geht auch über einen längeren Zeitraum.

► Wie lange sollte man maximal fasten?

Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung empfiehlt für eine Heilfastenkur als Standarddauer 7 bis 10 Tage Plus einen Vorbereitungstag und drei Tage zur Normalisierung des Essverhaltens. Weniger strenge Fastenregeln am besten mit dem Arzt absprechen, ich selbst esse unter der Woche 16:8 seit über einem Jahr.

► Worauf sollte man beim Fasten unbedingt achten?

Die Ziele realistisch setzen und lieber bei Vorerkrankungen oder Beschwerden einmal zu viel" mit dem Arzt sprechen. Viele Menschen denken beim Fasten nur an das Abnehmen, das ist aber nicht das Einzige, was zählt. Neben dem Gewichtsgedanken und dem Entgiften geht es vielmehr auch um das Entbehren, das bewusste Verzichten auf etwas, was wir gerne tun. Wir blicken über den Tellerrand hinaus, indem wir uns die Frage stellen, wer unfreiwillig fasten muss auf dieser Welt. Es ist das bewusste Abstand nehmen von dem Luxus, der uns umgibt. Wer nicht Essen fasten möchte, kann auch digitale Medien/Alkohol/nur Süßigkeiten „fasten" um sich bewusst zu machen, in welchem Überfluss wir leben.

► Wer sollte vom Fasten unbedingt Abstand nehmen?

Menschen mit bekannter Essstörung wie zum Beispiel Magersucht sollten auf gar keinen Fall fasten, gleiches gilt für betagte Menschen und jene mit vielen Erkrankungen. Einen Arzt vor dem Beginn konsultieren sollten außerdem Diabetiker, Schwangere und Stillende und Kinder sowie Menschen mit Krebserkrankungen unter aktueller Behandlung und Autoimmunerkrankungen unter immunsupprimierender Therapie. Bedingt geeignet ist strenges Fasten für Schichtarbeiter oder Arbeitende mit körperlich sehr anstrengenden Jobs. Cilli Leenders-van Eickels

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Dr. Franziska Fleck

• Seit 2022 Hausärztin in Recklinghausen, 33 Jahre alt
• 2009 Abitur am Gymnasium Petrinum Recklinghausen
• 2009 bis 2015 Studium der Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München
• 2017 Promotion an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
• 2021 Fachärztin für Innere Medizin
• 2022 Fachärztin für Allgemeinmedizin