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Am Strand in Scheveningen: Ein ganz besonderer Tag am Meer

Am Strand in Scheveningen entschied sich Stefan Möller vor mehr als zehn Jahren ein „grüner Bänker" zu werden

Wer schon mal in Scheveningen an der niederländischen Nordseeküste am Strand gesessen hat, der weiß, dass man dort die Gedanken gut schweifen lassen kann. So erging es auch Stefan Möller. „Was willst du eigentlich machen?", fragte sich der heute 45-jährige. Das war 2011, zum 1. Januar 2012 wechselte er von der Sparkasse Vest zur GLS Bank. Wir haben mit ihm über das ,,Warum" gesprochen und stellen den Recklinghäuser näher vor.

Wir treffen Stefan Möller zu unserem Interview in einer Gaststätte in der Recklinghäuser Altstadt. Mit Kapuzenpulli, Jeans und Dreitage-Bart sieht er nicht wie der typische Bänker aus. Auch wenn seine Arbeitskleidung natürlich sonst ein wenig anders ist, passt sein Outfit irgendwie zum Thema unseres Interviews. Denn auch sein Job, Stefan Möller ist Regionalleiter bei der GLS Bank, ist nicht unbedingt typisch für die Branche. „Nachhaltig, ökologisch, sozial", diese drei Worte liest man als Erstes, wenn man die Bank, die ihren Hauptsitz in Bochum hat, googelt.

Googeln ist ein gutes Stichwort. Wir blicken noch einmal zurück ins Jahr 2011. ,,Was willst Du machen?" war da wie erwähnt die Ausgangsfrage. Oder auch umformuliert: „Wo willst Du dich in den kommenden Jahren engagieren, wofür brennst Du eigentlich, was ist Dir wichtig?"

Diese Fragen trieben den damals 33-Jährigen um. Am Strand in Scheveningen nahm er deshalb Papier und Stift zur Hand. „Ich habe dann erst einmal eine Art Mind-Map entworfen und meine Ideen Gedanken und Wünsche sortiert", erinnert sich der Familienvater. Umwelt, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, auch mit Blick auf kommende Generationen - Stefan Möller hat drei Töchter - standen weit oben auf seiner inneren Agenda. „Gibt es eigentlich eine grüne Bank?", fragte er sich. Und googelte.

Und da ploppte direkt die GLS Bank auf. In der Beschreibung der Genossenschaftsbank fand Stefan Möller einiges wieder, was ihm laut seiner Mind-Map eben wichtig war. Viele der Themen hatte sich die Bank seit der Gründung im Jahr 1974 aufs Tableau geschrieben. Sie ist damit Deutschlands älteste und größte sozial-ökologische Bank.

„Allerdings", so erinnert sich der 45-jährige, „gab es zu diesem Zeitpunkt dort keine freien Stellen zumindest war nichts ausgeschrieben." Das Konzept überzeugte ihn aber so sehr, dass er sich initiativ bewarb. Und das funktionierte. Zügig wurde er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, am 1. Januar 2012 trat er dann seine neue Stelle an. Und hat es bis heute nicht bereut.

Mittlerweile ist er als Regionalleiter mit fünf Kolleg*innen für den Großraum Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zuständig. Seine Schwerpunkte sind die Finanzierung nachhaltiger Unternehmen sowie gemeinschaftlicher und genossenschaftlicher Wohnprojekte. Zudem vertritt er die Bank häufig nach außen, war unter anderem schon Gast des Podcasts „Wortschritte", der evangelischen Kirchkreise Recklinghausen und Gladbeck-Bottrop-Dorsten, bei dem Jörg Eilts sich exakt 3000 Schritte lang mit einem Interviewpartner über ein Thema unterhält. In der Folge mit Stefan Möller ging es um dessen persönlichen Klimaschutz-Aktivitäten, Elektromobilität, nachhaltige Investitionen und die Förderung von innovativen Start-ups - nachzuhören unter www.wortschritte-podigee.io

Zudem hält Stefan Möller regelmäßig Vorträge bei Veranstaltungen, Tagungen oder Kongressen. Diese Transparenz nach außen fiel ihm damals schon als erstes ins Auge und ist ihm bis heute wichtig. „Das macht uns als Bank und auch mich als Mitarbeiter glaubwürdig." Die GLS Bank veröffentlicht regelmäßig, in welche Felder sie investiert. All das ist in den Jahresbericht offen nachlesbar. Die Bank ist eine Genossenschaft, zum 31. Dezember 2021 zählte sie 103.938 Mitglieder. Diese sind Eigentümer*innen.

Auf der Homepage findet der Interessierte nicht nur den aktuellen Nachhaltigkeitsbericht, dort ist auch sehr deutlich aufgeführt, in welchen Geschäftsfeldern sich die Bank engagiert und in welchen eben nicht. Hier stehen Erneuerbare Energien, nachhaltige Wirtschaft, Soziales und Gesundheit, Mobilität und gesunde Ernährung den Ausschlusskriterien Atomenergie, Rüstung und Waffen, Gentechnik in der Landwirtschaft, Massentierhaltung und Kohleenergie gegenüber.

"Da stehe ich auch komplett hinter", erklärt Stefan Möller. Und wer den 45-Jährigen über seinen Beruf" sprechen hört, der nimmt ihm jedes Wort zu Einhundertprozent ab. „Aber eins ist natürlich auch klar: Wir wollen mit Geld etwas Positives in der Welt bewirken, dafür müssen wir auch Geld verdienen, aber eben in den besagten Geschäftsfeldern." Und das funktioniert gut. Die Jahresbilanzsumme stieg in den vergangenen Jahren stetig an und lag im Jahr 2021 bei mehr als 9,2 Milliarden Euro. Als Stefan Möller am 1. Januar 2012 erstmals das Gebäude des GLS-Hauptsitzes in Bochum betrat, hatte die GLS insgesamt 400 Mitarbeiter*innen. „Heute sind es knapp 900."

Was verändern, sich einmischen, nach außen wirken, das möchte und macht Stefan Möller in seinem Beruf aber nicht nur von seinem Büro, bei Vor-Ort-Terminen oder vom Rednerpult aus. Als es zum Beispiel nach dem Tod eines 35-jährigen Mannes auf einem Straßenfest in Chemnitz im Nachgang zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen in der sächsischen Metropole kam, machte sich der Familienvater spontan auf den Weg, um an dem dortigen Konzert unter dem Motto „Wir sind mehr" teilzunehmen. Die Chemnitzer Band Kraftklub hatte die kostenlose Veranstaltung mit Unterstützung des Chemnitzer Stadtmarketings als Antwort auf die Ausschreitungen organisiert. Auf dem Konzert traten bekannte Künstler und Bands wie Die Toten Hosen, Casper oder Marteria auf. Auf dem Weg dorthin hielt Stefan Möller mit einer Kollegin bei Kunden der GLS Bank an, um Spenden zu sammeln. Am Ende verteilte das GLS-Duo unter anderem Käsebrote, Obst, Getränke und vieles Weitere an die Konzertbesucher. „Ich war positiv überrascht, wie viele unserer Kunden uns damals so spontan unterstützt haben. Da war es am Ende auch gar nicht so schlimm, dass wir von dem eigentlichen Konzert so gut wie nichts mitbekommen haben", denkt der gebürtige Recklinghäuser gern an den 3. September 2018 zurück.

Mittlerweile dauert unser „Interview", das eigentlich eher ein spannender Dialog ist, beinahe zwei Stunden an. Wir bestellen uns eine Kleinigkeit. Auch hier hat sich Stefan Möller bereits seit geraumer Zeit entschieden, auf Fleisch zu verzichten. „Ich bin mit Sicherheit kein Gesundheitsfanatiker, aber das war und ist mir wichtig". Es passt zu dem 45-Jährigen, der in allem, was er sagt und in allem, was er macht, sehr authentisch wirkt.

Vom Scheveninger Strand bis heute war es mit Sicherheit ein langer und ereignisreicher Weg. So zufrieden und dennoch weiterhin hochmotiviert und engagiert wie Stefan Möller einem begegnet, ist es gut, dass er diesen Weg gegangen ist. Daniel Maiß

Stefan Möller

• Geboren am 18. April 1977 in RE
• Abitur 1996 am Marie-Curie-Gymnasium in Recklinghausen
• Ausbildung erst noch bei der Stadtsparkasse Re, später dann Sparkasse Vest RE
• Seit 1. Januar 2012 bei der GLS Bank
• aktuelle Position: Regionalleiter