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Blick in die Vergangenheit: Die alte Zechenmauer in Recklinghausen

Spätestens im Jahr 1903 muss die Zechenmauer gebaut worden sein, schätzt Rüdiger Sander. Seine historischen Postkarten geben Hinweise.

Rüdiger Sander (67) hat insgesamt 7000 Postkarten in seiner Sammlung. FOTOS: IWEN

Knapp zwei Kilometer lang und mindestens 120 Jahre alt ist die Zechenmauer in Recklinghausen-Suderwich.

Sie ist damit ein echtes Wahrzeichen der Stadt und ein Denkmal der Bergbau-Tradition. Abgesehen von manchen Beschilderungen erinnert heute nicht mehr viel in Recklinghausen an die Zeit des Kohleabbaus.

Nur zwei Fördertürme sind übriggeblieben. An der Karlstraße auf dem früheren Gelände der Zeche Recklinghausen II. Und am Westcharweg steht noch das Fördergerüst von Schacht 7 der Zeche Blumenthal.

Wie alt ist die Mauer qanz genau?


Wie alt die Mauer genau ist, lässt sich schwer sagen. Auch nicht für den Heimatforscher Rüdiger Sander (67), der bereits zahlreiche Bücher über den östlichen Stadtteil geschrieben hat.

Allerdings kramt er einige Postkarten heraus, die zeigen, dass die Zechenmauer auch schon im Oktober 1905 in voller Länge an der Suderwichstraße stand. Er schätzt deshalb, dass die Mauer spätestens 1903 gebaut worden sein muss.

Die Postkarte zeigt eine für die Epoche typische Schwarz-Weiß-Zeichnung, in der ein Kutscher mit seinem Gespann die Mauer entlangfährt. Eine andere Postkarte vom März 1908 ist bereits mit Farbe gedruckt und zeigt eine höher gelegene Perspektive auf das Bergbau-Gelände bei Sonnenuntergang.

Das Denkmal des Monats steht in Suderwich


Inzwischen steht die Mauer unter Denkmalschutz. Im Verzeichnis der Stadt ist das Baujahr mit circa 1900 angegeben. Der LWL kürte sie kürzlich zum Denkmal des Monats August. Dabei habe es sogar mal Überlegungen gegeben, die Mauer abzureißen, erzählt Sander.

Noch immer ein bisschen „angeknabbert“


Teile der Mauer waren zu marode und wurden abgesperrt. Fußgänger mussten deshalb die Straßenseite wechseln. An manchen Stellen ist sie noch immer ein „bisschen angeknabbert“, sagt der Buchautor. Vor allem auf der Parallelseite an der Henrichenburger Straße, wo die Mauer teilweise unterbrochen und mit Graffiti beschmiert ist.

Eine Gedenktafel könnte errichtet werden


Der SPD-Ortsverein schlug kürzlich vor, an der Suderwicher Straße eine Gedenktafel und ein Kunstwerk an der Mauer zu errichten. Zu Ehren der Zeche König Ludwig als Wiege der Ruhrfestspiele. Die Geschichte ist bekannt: Die Schachtanlage 4/5 versorgte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Winter 1946/47, die Hamburger Theater mit Kohle. Dort lagen die Nerven blank, weil man die Säle nicht mehr beheizen konnte. Zum Dank seien die Hamburger Artisten wenig später im ehemaligen städtischen Saalbau an der Dorstener Straße aufgetreten, erzählt Sander. Und so etablierten sich in der Stadt die Ruhrfestspiele, die bis heute Bestand haben. Benedikt Iwen