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Regionalgruppe RheinRuhrMünsterland: "Wir sind wie eine Insel"

Die HuK-Regionalgruppe feiert fünfjähriges Bestehen. Weihbischof Rolf Lohmann ist am 6. Oktober zu Gast in der Gastkirche.

Peter Weidemann

Die Regionalgruppe RheinRuhrMünsterland der ökumenische Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Kirche (HuK) feiert fünfjähriges Bestehen. Dazu wurde ein prominenter Gast geladen - Weihbischof Rolf Lohmann ist am 6. Oktober um 15 Uhr zu Gast in der Gastkirche.

Noch lange vor #liebegewinnt und #OutInChurch hat sich in kirchlichen Kreisen die Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Kirche zusammengefunden. Im Jahr 1977 haben sich in Berlin 13 schwule Männer getroffen und das erste Treffen der neu gegründeten ökumenischen Arbeitsgruppe abgehalten. Aus diesem ersten Treffen in Berlin erwuchs in den folgenden Jahren ein Netzwerk von Regionalgruppen - alle mit dem Ziel, sich kritisch und konstruktiv mit sexueller Vielfalt und Kirche auseinanderzusetzen. Die Mitglieder der Huk sind so vielfältig wie die Farben eines Regenbogens. Es finden sich Menschen unterschiedlicher Konfessionen, Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten, unterschiedlichen Geschlechteridentitäten und unterschiedlichen Liebes- und Lebensformen zusammen.

Auf das Verhältnis der LGBTIQ+-Community und der Kirche angesprochen, antwortet Markus Gutfleisch, ein Mitglied der Regionalgruppe RheinRuhrMünsterland, in einem früheren Interview aus dem Jahr 2017: „Die Huk ist auch ein Brückenbauer für alle die, die sich enttäuscht von der Kirche abgewandt haben. Wer kein Vertrauen zur Kirche hat oder verletzt wurde, kommt trotzdem zu uns. Manche sagen: Wenn es die Huk nicht gäbe, hätte ich meinen Glauben und meine Kirchenverbundenheit längst an den Nagel gehängt. Wir sind wie eine Insel, auf der Menschen ihre Heimat und ihre Energie finden können. Manchmal sind wir auch ein Türöffner. Durch uns treten Menschen auch wieder in die Kirche ein. [...] Für uns ist die befreiende Kraft unseres Glaubens entscheidend“.

Der Grundstein für die Regionalgruppe RheinRuhrMünsterland wurde vor fünf Jahren am Rande eines Gottesdienstes auf dem Christopher Street Day in Essen gelegt. Markus Gutfleisch war dabei und erzählt im Gespräch, dass die Notwendigkeit erkannt wurde, auch hier in unserer Ecke die Treffen der Arbeitsgemeinschaft anzubieten. Gesagt - getan! Gemeinsam wurde nach einem geeigneten Ort gesucht und dieser mit der Gastkirche in Recklinghausen auch gefunden. Die Mitglieder der Gruppe und die interessierten Menschen nehmen teilweise eine lange Fahrtzeit auf sich, um an den Treffen teilzunehmen. Vom Münsterland bis über das Sauerland finden sich die Gruppenmitglieder in der Gastkirche ein.

Die Gruppe RheinRuhrMünsterland trifft sich an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr in der Gastkirche. Die Treffen stehen immer unter einem bestimmten Thema - theologisch, kirchlich, queer - das von der Gruppe festgelegt wird und zu dem ein Mitglied einen Gesprächsimpuls vorbereitet. Gestartet wird immer mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken und im Anschluss daran startet der Austausch. Wenn Weihbischof Rolf Lohmann in diesem Monat zu Gast ist, wird der Nachmittag ähnlich verlaufen. Es wird Kaffee geben und ein Gespräch mit der Besonderheit, dass der Weihbischof da ist, um Rede und Antwort zu stehen. Die Gruppe möchte mit dem Bischof darüber sprechen, was queere Menschen überhaupt noch von der katholischen Kirche erwarten und erwarten können. Weitere Themen sind spezifische Seelsorgeangebote für queere Menschen, Segnungsgottesdienste, queersensible Gemeinden, die Mitschuld der katholischen Kirche an der Verfolgung queerer Menschen und persönliche Glaubensfragen. Unter dem Motto „Ask the Bishop“ haben Menschen aus der Huk beim Vestischen Christopher Street Day und in den vergangenen Wochen Fragen an den Bischof gesammelt.

Die Tatsache, dass Weihbischof Rolf Lohmann sich am 6. Oktober auf den Weg nach Recklinghausen macht, um den Geburtstag mit der Regionalgruppe zu feiern, ist ein sehr schönes und wichtiges Zeichen. Gerade im Hinblick auf die vielen Verletzungen, die queere Menschen innerhalb der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren hinnehmen mussten.

Alina Lübbers