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Recklinghausen: Der Schlusspunkt - Erntedankfest in Kulturen und Religionen

Erntedank – Şükran Günü – in der Muslimischen Tradition

In allen Kulturen und Religionen wird Erntedank gefeiert. In Deutschland immer Anfang Oktober. Das kenne ich aus dem Schwarzwald, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Natürlich danken wir im Islam Gott für die Früchte des Feldes, für seine Gaben, die Er wachsen und gedeihen lässt. Aber dass die Moscheen mit Blumen und Früchten der Erde als Zeichen der Dankbarkeit geschmückt werden, das kennen wir nicht.

Einen besonderen Erntedanktag kennen wir ebenfalls nicht. Der Fastenmonat Ramadan erinnert uns daran, dass wir alles, was wir zum Leben brauchen Gottes guter Schöpfung verdanken. Wir fasten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Eine von vielen Weisheiten, die wir in dieser Zeit erfahren, ist: Den Fastenden wird durch Gottes Gunst bewusst, wie wichtig Essen und Trinken sind. So wächst eine tiefere Dankbarkeit Gott gegenüber für das, was Er uns Menschen in der Natur zur Ernährung schenkt. Das wird beim Fastenbrechen, in der Umgangssprache „Zuckerfest“ genannt, gefeiert. Familien, Freunde, eben die Liebsten kommen zusammen, um zu gratulieren, lecker und reichhaltig zu essen sowie Tee, Ayran und andere nichtalkoholische Getränke zu trinken. Dabei sind Kultur und Religion unabhängig voneinander zu betrachten. Deutsche Muslime werden ihre Speisegewohnheiten entsprechend ihrer Tradition integrieren.

In den muslimischen Familien kennen wir auch das Tischgebet als Bittgebet nach dem Essen. Wir danken darin Gott, der uns gefüttert und zu trinken gegeben hat, verbunden mit der Bitte, dass wir als Muslime uns Gott hinzugeben vermögen.

Im Koran, Kapitel 1, die ersten drei Verse, machen die muslimisch gläubige Grundhaltung deutlich: "Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Alles Lob gehört Gott, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen."

Dankbarkeit und Teilen gehören wohl in allen Religionen zusammen. Es sollte selbstverständlich sein, die nicht zu vergessen, denen es nicht so gut geht wie einem selbst. Um es so zu sagen: Die Gesunden dürfen die Kranken nicht vergessen. Und wer gesund ist, wird hoffentlich ein dankbarer Mensch sein.

Deniz Furkan Delioglu

DENIZ FURKAN DELIOGLU

- 1993 in Villingen-Schwenningen geboren
- Verheiratet
- Student, Masterstudium Islamische Theologie in Osnabrück.
- Ehrenamtlich in der DITIB Zentralmoschee in Recklinghausen tätig
- Hobbys: Fußball spielen, Fahrrad fahren, Bücher lesen