Die Spargelsaison 2023 hat trotz der kühlen Witterung aufgrund des milden Winters im März begonnen. Inzwischen ist der erste Spargel gestochen und mit Freuden verzehrt. Der heimische und regionale Spargel wird bevorzugt. Am besten frisch und direkt vom Bauern. Mechthild Tenthoff aus Essel kennt sich aus mit den weißen Köpfen, die aus dunkler Erde herauslugen und mit der Arbeit mit dem beliebten Freilandgemüse. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag als „Spargelbäuerin". -
Vor gut 25 Jahren gab die Frage ihres Cousins Markus Beckmann, mit seiner Erfahrung als Spargelbauer in Kirchhellen, den Startschuss. „Wenn ich auf Deinen Feldern Spargel anbaue, machst Du dann die Vermarktung?" Ihre Liebe zum Land und zum Garten ließ die gelernte Baumschulgärtnerin schnell Ja sagen. 1997 war es dann soweit. Der erste Spargelverkauf im Laden an der Esseler Straße 163 konnte starten. In der Spargelsaison ist der Arbeitsalltag von Mechthild Tenthoff genau getaktet. Von 7 bis 20 Uhr ist sie durchgehend auf den Beinen. „Man guckt, was dran ist und das tut man. Abends habe ich manchmal das Gefühl, dass meine Füße qualmen, aber die Freude trägt mich", sagt sie sehr zufrieden. Und dann zählt sie auf, was sie froh macht: „Schön sind die persönlichen Begegnungen mit den Kunden. Manche von ihnen kenne ich seit 20 Jahren." Ganz wichtig ist ihr das gute Miteinander aller, die in der Spargelsaison mithelfen. Mit ihnen zusammen mache es einfach Spaß. „Es ist ein großes Team, das Hand in Hand arbeitet: Die Frauen, die seit vielen Jahren da sind, und die jungen Leute, die im Verkauf mitarbeiten und sich bei der Arbeit erst untereinander kennenlernen. Das Bergfest in der Mitte und der gemeinsame Abschluss am Ende macht allen viel Spaß und gute Laune. Die drei Monate von März bis zum 24. Juni haben,Eventcharakter' für alle, die in dieser Zeit engagiert dabei sind." Bis der Spargel gewaschen, gekühlt, geschält, sortiert im Laden zum Verkauf bereitliegt, haben Männer und Frauen ihn auf den Feldern gestochen. Eine anstrengende Arbeit, die bei warmen Wetter um 7 Uhr beginnt und bis zu zehn Stunden dauern kann. Auch das Wetter spielt eine große Rolle: Bei Nachtfrösten können die Spargelspitzen trotz Folienschutz erfrieren, bei zu starker Sonneneinstrahlung können sie unter der Folie ,verkochen".
Die Arbeit des Spargelstechens, die besonders den Rücken beansprucht, machen Menschen aus Polen. Seit vielen Jahren nehmen sie sich dafür sogar unbezahlten Sonderurlaub, weil sie in dieser Zeit weitaus mehr verdienen als in ihrem Beruf zuhause. Sie erhalten Mindest- und Akkordlohn. Sie wohnen auf dem Hof meines Cousins in Kirchhellen. Inzwischen kommt schon die zweite Generation der Familien, mit denen wir damals begonnen haben", erzählt Mechthild Tenthoff und fügt hinzu: „In großer Not waren wir 2020 in der Pandemie, weil es lange unklar war, ob unsere polnischen Kräften überhaupt kommen durften. Gott sei Dank hat es geklappt und der Spargel konnte geerntet werden."
Bei warmen Wetter kommt es manchmal vor, dass mehr Spargel gestochen werden muss als hier regional im Laden, in den Gaststätten und in den Geschäften vermarktet werden kann. Dann werden größere Mengen über den Großmarkt in Bruchsal abgesetzt. Die Spargelsaison endet Jahr für Jahr am Johannistag, 24. Juni. Danach beginnen die Spargelbauern mit der Nach- und Vorarbeit. Da nach zehn Jahren ein Spargelfeld ausgelaugt ist, wird es umgepflügt. Im Februar werden neue Pflanzen gesetzt, die ein Jahr später nur für zehn Tage „beerntet" werden dürfen. Im zweiten Jahr dann vier und im dritten Jahr acht Wochen.
Und was macht Mechthild Tenthoff, wenn sie den Laden im Juni geschlossen hat und sie „spargelfreie" Zeit hat. „Dann habe ich wieder mehr Zeit für die Familie, für die Pflege von Garten, Haus und Hof. Und im nächsten März geht es dann wieder los", sagt sie ganz zufrieden mit lachendem Gesicht. Aloys Wiggeringloh