Oft sendet sie aus ihrem Eigenheim, manchmal aus Restaurants oder anderen öffentlichen Einrichtungen, zuletzt sogar aus dem Urlaub: Kerstin Holländer gibt per YouTube-Videos Alltagstipps für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer
Ob im Garten, im Haus oder im öffentlichen Raum – immer wieder gibt es Situationen, in denen schon kleine Veränderungen den Menschen im Rollstuhl große Erleichterung verschaffen. Genau diese möchte Kerstin Holländer aufzeigen oder darauf hinweisen, wo Verbesserungen möglich sind. Als Anschauungsobjekt dient ihr häufig das eigene Haus. Dieses ist rollstuhlgerecht mit ebenen Schwellen, tieferen Fenstergriffen und weiteren individuell-durchdachten Lösungen. Das Haus ließ ihr Bruder nach ihren Wünschen vor acht zehn Jahren errichten. „Es ist schon praktisch, wenn man einen Bauunternehmer in der Familie hat. Er hat immer gesagt: Wenn Du mal ein Grundstück hast, baue ich Dir darauf ein Haus, so wie Du es möchtest.“ Gesagt, getan. Und so ist nahezu jeder Zentimeter in ihren vier Wänden an den Alltag einer Rollstuhlfahrerin angepasst. Einige der Umbauten stellte sie bereits in den Youtube-Videos vor, die sie unter dem Namen „Rolli-Kerstin“ hochlädt und die immer mehr Anhänger finden. So wurde beispielsweise ihr Video über eine „Stehständer“ bisher bereits mehr als 600mal aufgerufen. „Auf diesen hat übrigens jeder Rollstuhlfahrer ein Anrecht. Die wenigsten wissen das aber.“
Im Rollstuhl sitzt die ehemalige Sonderschullehrerin seit knapp zehn Jahren. Im Jahr 2008 wurde bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert. Auch wenn sie weiterhin mit dem Rollator gehen kann, nutzt sie im Alltag regelmäßig den Rollstuhl. „Mein Bruder war es dann auch, der vor gut einem Jahr auf die Idee kam, ob ich nicht anderen Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern Hilfestellungen geben könnte, um ihren Alltag zu erleichtern“. Seitdem stellt sie regelmäßig Videos in dem Internetportal YouTube ein, mal nur kurze, mal ausführliche. Die Sammlung ist mittlerweile auf 33 Videos angewachsen. In den Osterferien gab es auch ein Video aus dem Urlaub – unter anderem vom Pool und aus der Unterkunft – einem rollstuhlgerechten Hotel auf Lanzarote/Kanarische Inseln.
„Natürlich sitze auch ich nicht gerne im Rollstuhl, aber das bedeutet ja nicht, dass man nichts mehr machen kann. Das zu zeigen, genau darum geht es mir, wenn ich diese Videos mache“, betont die 49-Jährige. Als „Influencerin“ oder dergleichen, würde sich Kerstin Holländer mit Sicherheit niemals bezeichnen. Reichweiten oder Klickzahlen sind ihr relativ egal. „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie viele Leute sich meine Videos ansehen. Aber wenn ich damit auch nur einer Rollstuhlfahrerin oder einem Rollstuhlfahrer helfen kann, bin ich schon glücklich“, so Kerstin Holländer. Und tatsächlich gab es auch schon als Reaktion auf ihre Videos die eine oder andere Rückfrage oder ein Dankeschön für die Tipps.
Wer sich die Videos ansehen möchte, sollte bei YouTube in der Suchabfrage „Rolli-Kerstin“ eingeben.■ Daniel Maiß