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Und plötzlich wird es Winter

SONNENANBETER, DIE IM KÜHLSCHRANK ÜBERWINTERN

Von Igeln und Braunbären weiß man, dass sie in den Winterschlaf gehen. Doch wie ist das mit griechischen Landschildkröten? Sie gehören seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Wildtieren, die in menschlicher Obhut gehalten werden.

Frieda und Henry in ihrem Domizil für den Winter
Frieda und Henry in ihrem Domizil für den Winter

Europäische Landschildkröten halten Winterstarre, um den kalten Winter zu überbrücken, da sie im natürlichen Lebensraum zu dieser Jahreszeit weder ihre Vorzugstemperatur von ca. 35 bis 37 Grad Celsius erreichen können, noch genügend Nahrung finden.

Max hat zu seiner Kommunion ein ungewöhnliches Geschenk erhalten. Er bekam zwei junge griechische Landschildkröten. Den Sommer haben sie in einem selbstgebauten, ausbruchsicher umzäunten Freigehege mit täglicher Versorgung und einem warmen Rückzugsort im Garten verlebt.

Landschildkröten können ihre Körpertemperatur nicht selbstständig regeln, sondern sind auf die Umgebungstemperatur angewiesen. Den Lebenszyklus der Tiere im Sommer und Winter beizubehalten, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Gesundheit der griechischen Landschildkröten. Sie bereiten sich im Freiland größtenteils selbst auf die Winterstarre vor.

Bei Temperaturen unter 20 °C schränken ihre Verdauungsenzyme langsam aber stetig ihre Aktivität ein, sodass die Schildkröten immer weniger Nahrung aufnehmen. Sie stellen nach einer Zeit die Nahrungsaufnahme komplett ein und fangen an, ihren Darm teilweise zu entleeren. Wenn eine Temperatur von unter 7 °C erreicht wird, „fallen“ die Tiere in die Winterstarre und reduzieren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum. Die Herzfrequenz beträgt dann nur noch drei bis fünf Schläge in der Minute. Auch der Sauerstoffbedarf ist jetzt stark herabgefahren, sodass nur noch wenige Atemzüge pro Minute stattfinden. All diese Vorgänge werden durch die „innere Uhr“ der Schildkröten gesteuert.

Anfang Oktober berichtet Max, dass jetzt die Schildkröten noch einmal zur ärztlichen Untersuchung müssen. Dort werden die Tiere auf Wurmbefall untersucht und entsprechend behandelt. „Für den Winterschlaf müssen wir zunächst einmal Überwinterungsboxen kaufen und sie mit Substrat und Moos ausstatten“, führt er weiter aus. Gesagt, getan. Die Schildkröten müssen im Winter in einzelnen, mit Erde gefüllten Boxen sitzen, die mit Buchenblättern oder Moos abgedeckt sind, damit sie es immer ein wenig feucht haben. Die Temperatur im Kühlschrank muss konstant vier bis sechs Grad Celsius betragen. Also eine Kiste für Henry und eine Kiste für Frieda. Mittlerweile haben sie sich vergraben und halten bis hoffentlich Mitte/Ende März Winterstarre im separaten Kühlschrank bis zur Auswinterung.

Während der Winterstarre müssen die Landschildkröten regelmäßig (ca. einmal im Monat) kontrolliert und gegebenenfalls kurz gewogen werden. Zusätzlich sollte die Kühlschranktür ein bis zweimal in der Woche für etwa 30 Sekunden geöffnet werden, um einen Luftaustausch zu gewährleisten.

„Ich hoffe, dass wir alles richtig gemacht haben und Henry und Frieda gut durch den Winter kommen, um im März dann wieder aufwachen. Darauf bin ich dann gespannt“, meint Max.


Beatrix Becker
Fotos: M. Pommerenke