Christsein ist kein privater Life-Style: Die Botschaft Jesu ist auch immer auf Gemeinschaft ausgerichtet: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).
Im Evangelium ist keine Größe vorgesehen, sondern es geht um die Intensität des Miteinanders im Geiste Jesu. Pfarreifusionen, mögen sie auch als organisatorisch hilfreich oder notwendig empfunden werden, heben diesen Anspruch nicht auf. Deshalb ist in Zeiten des Rückgangs der Priesterzahlen und der pastoralen Berufe die Frage nach „einem neuen Leitungsverständnis1 in den Ortsgemeinden eine dringende, ja drängende Frage.
Beim Recklinghäuser „Stadtkonzil“ gehörte das Projekt zu den wichtigsten überhaupt: Dabei geht es angesichts der Fusionen um die „Beheimatung der Christen vor Ort“ und die Anerkennung der Arbeit der Ehrenamtlichen. Ziel müsse es sein, „Kirche vor Ort zu erhalten und eine Pastoral des Rufens und Hörens und des aufeinander Zugehens zu betreiben“ – und dies sichtbar in den Stadtquartieren. Die Idee wurde wie folgt formuliert: „Die Kirche vor Ort zeigt ihr Gesicht in einem Team.“
Unterschiedliche Anläufe zur Umsetzung gab es zwar in einigen Gemeinden, doch entwickelten sie sich – unter anderem durch die Schwierigkeiten in der Corona-Zeit – nicht überall weiter.
Umso begrüßenswerter ist jetzt der Durchbruch: Im Frühjahr 2023 entschieden sich Christinnen und Christen für eine Lösung auf der Ebene des Gemeindeverbundes St. Michael/ St. Pius. In diesem Beispiel ist es zugleich die Stadtteilebene.
Damit wird wohl besonders deutlich, was das Ziel ist: Kirche soll im Ortsteil durch Verantwortliche auf Zeit sichtbar und ansprechbar sein. Ein Haupt- und vier Ehrenamtliche bilden in diesem Beispiel das „Gesicht“ der Ortsgemeinde. Dabei ist durch die Zusammensetzung die Vernetzung mit den Gremien auf Gemeindeverbunds- und auf Pfarreiebene gewährleistet.
Wir gratulieren den Hochlarmarkern zu diesem Modell: Dies nicht nur zur Premiere bei der Umsetzung des Stadtkonzil-Beschlusses. Vor allem werden solche Teambildungen die Grundlage der Entwicklung einer zukunftsfähigen Kirche sein: Ohne eine lebendige Fülle von erkennbaren Gemeinden und Gemeinschaften vor Ort schaffen Großsysteme (Pfarreien, „Pastorale Räume“ o.ä.) zwar einen Rahmen, aber einen ohne Inhalt. Ob sich ein, zwei oder drei Kirchorte zu einer solchen Gemeinde zusammen schließen, muss vor Ort geklärt werden. Regionalbischof Lohmann begrüßte das Team im Gottesdienst in St. Pius. Die Gremien der Groß-Pfarrei St. Peter beraten über das in Hochlarmark entwickelte Leitungs-Statut. Zugleich ist es ein ermutigendes Pilotprojekt für die Recklinghäuser Kirche, die erste klar definierte Umsetzung dieses Grundsatzbeschlusses des Stadtkonzils. Wir wünschen den Engagierten der Gemeinde Michael/Pius viel Erfolg. Sie sind an einem Erfahrungsaustausch mit Initiativen für weitere Gemeinde-Entwicklungen in der Stadt offen. Georg Möllers
1 Alle Zitate stammen aus dem Beschluss des Stadtkonzils Recklinghausen vom 3. Juni 2017