Ich bin katholisch und habe gute Erinnerungen an meine Erstkommunion. Ich habe für mich den Zugang zum Glauben gewonnen und möchte, dass auch meine Kinder diese Möglichkeit erhalten. Ich habe aber festgestellt, dass die Erstkommunion-Vorbereitung heute nicht mehr so ist, wie sie war, als ich klein war. Für mich war damals klar: „Ich muss drei Gebete auswendig können, ich muss jeden Sonntag zur Kirche und vieles mehr.“
Ja es ist kindgerechter geworden, aber ich bin ehrlich: Ob meine Kinder den Sinn hinter der Kommunion vollumfassend verstanden haben, weiß ich nicht. Ich als Vater, dem die Kommunion wirklich wichtig ist, habe zuhause unterstützt und viele Gespräche geführt. Aber, in einer Zeit, wo für viele Glaube und Kirche nicht mehr selbstverständlich sind, musste auch ich mit meinen Kindern oft über ihre Motivation für den Erstkommunionkurs sprechen.
Ich selbst werde immer wieder gefragt, warum es mir als homosexueller Mann wichtig ist, dass die Kinder zur Kommunion gehen, wo doch die Kirche der Homosexualität mit vielen Vorbehalten begegnet. Tatsächlich ist mir wichtiger, ob man den Glauben in sich trägt oder nicht. Es ist ja nicht die „Kirche an sich, um die es bei der Kommunion geht. Es geht um Gott, um das Erleben der Jesus-Gemeinschaft, um einen weiteren Schritt, erwachsen zu werden...
Aber, ganz gleich, wie stark ich meinen Glauben vertrete, die Kinder werden sich irgendwann selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen. Was wir anbieten können, und das zeigen wir ja auch zur Erstkommunion, dass wir sie begleiten, dass wir eine Hand reichen, oder auch zwei, dass wir hinter ihnen stehen und dass wir da sind, ganz egal welchen Weg sie gehen werden.
Wir, Charlottes Eltern,sind als katholische Christin und anglikanischer Christ in Masuren und in Nigeria religiös aufgewachsen. Für uns beide war es nie eine Frage, einfach selbstverständlich: Charlotte geht zur Erstkommunion.
Große Freude hatte sie an den biblischen Erzählungen, am Wort Gottes während der Vorbereitungszeit, was mir besonders wichtig ist. Wir als ihre Mutter und ihr Vater finden, dass die Eltern die Verantwortung haben, ihren Kindern den Weg zum Glauben zu zeigen. Kinder brauchen im Religiösen die Unterstützung von Mutter, Vater wie beim Lernen und in ihren verschiedenen Freizeitaktivitäten. Wir als Christen müssen wissen, wofür wir stehen. Entscheidend ist für unser Christsein in der Familie: Gott ist dafür uns und alle Menschen! Sich das immer wieder bewusst zu machen, darauf kommt es an. Darum ist der gemeinsame Gottesdienst wichtig. Da haben wir Zeit für Gott, können nachdenken und Kraft bekommen. Schade, dass viele Menschen die Kirche oft nur negativ sehen. Schade, dass viele Menschen kein Interesse mehr am Glauben haben. Manchmal ergeben sich darüber gute Gespräche am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft. Wenn man sich bei allen Unterschieden respektiert, gibt es gute Gespräche über das Christsein. Und wir erzählen dann, dass wir ohne Gottes Begleitung nicht leben können. Er macht uns Mut, zu allen gut zu sein, nicht aufzugeben, wenn das Leben mal schwierige Phasen hat. Und er schenkt inneren Frieden. Und den brauchen wir alle. Wir sind dankbar dafür, dass unsere Eltern uns zum Glauben geführt haben, zum anglikanischen und zum katholischen. Unserem Leben würde sonst das Fundament fehlen.
Ich glaube an Gott, also an das Gute in dieser Welt und darüber hinaus und empfinde den Glauben als eine schützende Kraft. Mein Glaube gibt mir innere Zuversicht und Stärke, eine Art Widerstandskraft, die mich selbst in extremen Situationen davor bewahrt, zu verzweifeln. Diese Zuversicht möchte ich gerne an meine Kinder weitergeben. Eine Sache, die ich besonders schätze, ist die besondere Verbindung, die mit denjenigen geknüpft wird, die ebenso wie wir an das Gute glauben und Gutes tun wollen. Wenn Menschen gemeinsam für eine gute Sache einstehen, kann so viel erreicht werden und jeder Einzelne profitiert von der Kraft der Gemeinschaft. Deshalb möchten wir, dass unsere Kinder für alle sichtbar mit der Gemeinschaft verbunden sind.
Als Naturwissenschaftlerin erlebe ich neben alltäglichen Anfragen auch die Infragestellung meines Glaubens durch das Zweifeln an der Existenz Gottes. Ich mache daher erstmal das, was ich als Wissenschaftlerin gelernt habe: Ich versuche, mich differenziert damit auseinanderzusetzen. Dabei ist mir klar geworden, dass sich die katholische Kirche bereits an vielen Stellen erneuert und unserem heutigen Kenntnisstand angepasst hat. Und ich sehe auch, dass sich die katholische Kirche insbesondere in Deutschland im Umbruch befindet. Es scheint den meisten Beteiligten klar zu sein, dass noch viel in Angriff genommen werden muss, um die Kirche tatsächlich zukunftsfähig zu machen. Da denke ich, dass man vielleicht genau in dieser Zeit der Kirche nicht den Rücken zukehren sollte, sondern, dass wir jetzt gefordert sind, dem Ganzen neues Leben einzuhauchen.