geistREich - Kirchenzeitung für Recklinghausen - Dankbar sein Anzeige

Zukunftsnetz Mobilität NRW: Gut zu Fuß in Recklinghausen?

Unterwegs mit "Fußverkehrs-Checkern": In diesem Jahr sind auch Bergisch Gladbach, Bonn, Castrop-Rauxel, Dörentrup, Herford, Herne, Köln, Lünen, Neuenrade, Swisttal und Wülfrath dabei

Es ist die umweltfreundlichste Fortbewegungsart der Welt und deshalb soll das Gehen in Recklinghausen nun mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Wie läuft's für die Fußgänger in Recklinghausen? Das will die Stadt Recklinghausen mit Hilfe des „Fußverkehrs-Check” herausfinden, der vom Land NRW unterstützt wird.

Dabei wird die Recklinghäuser City zu Fuß erkundet. Es geht darum, herauszufinden, wie sicher zum Beispiel die Wege sind. Denn oft müssen sich die Fußgänger den Raum in der Stadt teilen, mit Radwegen, Parkplätzen oder Ladezonen. Wo kann man gut und sicher zu Fuß gehen, wo fehlt Platz, wo könnten vielleicht Sitzbänke einen Fußweg attraktiver machen, wo gibt es weitere Probleme? Fachmännisch unterstützt wird die Stadt Recklinghausen vom Fachbüro Planersocietät aus Dortmund.

Kern des Checks waren zwei Begehungen am 20. September, bei denen konkret an Ort und Stelle die Situation der Fußgehenden unter die Lupe genommen wurden. Beide Strecken nahmen die Barrierefreiheiten in den Blick, eine Strecke zudem die Schulwegsituation. Bei beiden Begehungen nahmen ca 15 Teilnehmende teil, die die Strecken im Westviertel der Stadt abliefen. „Es gibt Vieles, was untergebracht werden muss: Beleuchtung, parkende Autos, Grünflächen, Fahrräder“, erklärte Neele Asshölter vom Planungsbüro, „oftmals zu Lasten der Fußgänger.“

Hierbei war auffällig, dass zum Beispiel Gehwege auf der Virchowstraße zugeparkt wurden, sodass es zu Engstellen mit reduzierter Passierfähigkeit für Personen mit Mobilitätseinschränkungen kommen kann. Im Bereich der Kohlkampschule können Eltern mit Kinderwagen und Kind an der Hand nicht nebeneinander herlaufen und Grundschulkinder mit dem Fahrrad auf dem Gehweg nicht an den parkenden Autos vorbeikommen. Ebenfalls ragte teilweise Grünschnitt von privaten Grundstücken auf den Gehweg heraus, sodass die Gehwegbreiten massiv eingeengt sind. An mehreren Straßen wurden außerdem Einengungen durch Mülltonnen, Fahrräder, E-Scooter, Verkehrsschilder und Laternen vorgefunden. Damit die Gehwege eine Breite von ca. 2,50 Meter bekommen, sagte Asshölter, „müsste man das Parken an diesen Stellen komplett umorganisieren und Parkplätze in Multifunktionsflächen umwandeln.“

Die Oberflächen auf dem gesamten Weg zeigten Mängel in der Beschaffenheit wie Löcher oder Stolperkanten auf. An der Kreuzung Elper Weg/Im Pothgraben wurde über die Verbesserung der Querung gesprochen. Auffällig war, dass Zebrastreifen keine Absenkungen und Markierungen als auch schlechte Sichtbeziehungen hatten, wie der Zebrastreifen am Westerholter Weg/Höhe Bismarckstraße und Westerholter Weg/Im Pothgraben. Hier bildeten parkende oder ausparkende Autos gefährliche Gefahrenquellen. Für Rollstuhlfahrer sind die Gehwege stellenweise zu eng, sodass sie auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Immer wieder, so wurde berichtet, seien falsch abgestellte Fahrräder im Weg, und die parkenden Autos oder zu hohes Gebüsch versperren die freie Sicht und machen die Verkehrslage für alle unübersichtlich.

Gleichfalls wurde der Blick auf mögliche Plätze zum Verweilen, Ausruhen oder Treffen auf den Strecken gerichtet. Wenige, teils schattige Plätze wurden durchquert, wie die Fläche an der Mündung der Reitzensteinstraße in den Westerholter Weg oder der Bismarckplatz, wo auch einige Bänke aufgestellt sind. An anderer Stelle haben zum Beispiel Anwohner selber Sitzgelegenheiten geschaffen wie am Elper Weg.

An verschiedenen anderen Stellen am Elper- und Westerholter Weg ragten dagegen Balkone in den Gehweg hinein oder waren so gestaltet, dass die Balkone für Seheingeschränkte nicht erkennbar sind und so zu einer möglichen Gefahrenstelle werden.

Im März 2024 sollen die Ergebnisse inklusive der erarbeiteten Maßnahmen im politischen Gremium vorgestellt. Gespannt darf man sein, welche konkreten Maßnahmen aus den Vorschlägen aufgegriffen und umgesetzt werden. Beatrix Becker

Fußverkehrs-Check NRW

Die Fußverkehrs-Checks in Nordrhein- Westfalen (NRW) werden seit dem Jahr 2019 vom Zukunftsnetz Mobilität NRW vergeben, jedes Jahr werden insgesamt zwölf Städte und Gemeinden ausgewählt. In diesem Jahr sind neben Recklinghausen auch Bergisch Gladbach, Bonn, Castrop-Rauxel, Dörentrup, Herford, Herne, Köln, Lünen, Neuenrade, Swisttal und Wülfrath dabei.

Fußverkehrs-Checks sind zum einen ein Analyse- und Planungsinstrument zur Aufnahme und Weiterentwicklung der Fußverkehrssituation in einer Kommune und zum anderen ein Partizipationsansatz. Die Fußverkehrs-Checks werden unterstützt von Fachbüros. Sie sollen dazu beitragen, in der Kommune sichere und attraktive Fußwege zu schaffen und den Fußverkehr stärker in das Bewusstsein von Politik und Verwaltung zu rücken.

Bei der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen berät das Zukunftsnetz Mobilität NRW die Kommunen auch bei der Generierung möglicher Fördermittel.