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EDITORIAL

Joachim van Eickels
Joachim van Eickels

Liebe Leserinnen und Leser!

Würden Sie von sich sagen, dass Sie tolerant sind? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten: Wie begründen Sie das? Können Sie beispielsweise gut die abweichenden Meinungen anderer aushalten? Zeigen Sie vielleicht besonders viel Geduld auch für seltsame Verhaltensweisen? Können Sie Ihr Unverständnis oder Ihren Missmut über Menschen mit einem befremdlichen Selbstverständnis gut unter Kontrolle halten?

Falls Sie sich in diesen Fragen wiederfinden, gehören Sie - wie mir scheint - zu einer seltener werdenden Spezies. Meinem Eindruck nach tun sich zunehmend mehr Menschen gerade damit schwer.

Gibt es in den sozialen Medien nicht viele, die hemmungslos Andersdenkende beschimpfen und abwerten? Ist nicht auch das Unverständnis über die Lebensweise und die Selbstbestimmung anderer die Ursache für viele Krisen, gerade auch in der gegenwärtigen Weltsituation? Mir scheint, dass oftmals Einzelne und Gruppen andere angreifen aus einem Mangel an Selbstwert und Souveränität. Sie erleben das Anderssein anderer als Bedrohung. Wenn ich mich als Kind aus vergleichbaren Motiven über andere aufregte, sagte mein Großvater schonmal zu mir: „Junge, Gott hat 'se, mit und ohne Glatze!“ Zunächst verstand ich es nicht, aber nach und nach wurde mir klar, dass er mich damit anregen wollte, andere in ihrem Anderssein zu tolerieren.

Weitere Stimmen zum Tag der Toleranz finden Sie auf der Panorama-Seite. Zudem bekommt das Thema Frieden und die Sehnsucht danach Raum, genauso wie die Beschäftigung mit dem hohen Maß an Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft. In diesem Monat der Totengedenken erläutert Gastautor Imam Erdinc Ergün im Schlusspunkt die Bedeutung und Praxis des Totengedenkens im Islam.

Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen eine angenehme geistREich-Lektüre.

Ihr





Joachim van Eickels