Die Witterung hat in diesem Jahr einige Extreme gezeigt: Erst gab es lange Trockenheit und Hitze, aber dann auch wochenlang nahezu täglich Regen, sogar Sturzregen und Orkane. Dennoch bleibt Heinz Feugmann gelassen. Mehr als 30 Jahre Berufserfahrung haben ihn gelehrt, das das Wetter nicht wie ein Wunschkonzert funktioniert. „Es ist wie mit den eigenen Kindern: Es gibt keine idealen Kinder. Auch in der Natur gibt es nichts Ideales. Man muss sich immer wieder einlassen, mit dem Wetter kämpfen und mit dem Wetter gewinnen.“ Im Umkreis von zwei Kilometern um seinen Bauernhof in Speckhorn hat er Kartoffeln, Wintergerste, Roggen und Mais angebaut. Aus Gesprächen mit seinem Vater und seinem Großvater wisse er, dass es auch früher schon heftige Wetterumschwünge gegeben habe. „Was es damals allerdings nicht gab, das sind die fehlenden Winter. Seit zwölf Jahren haben wir keinen richtigen Winter mehr gehabt.“ Der Boden brauche aber den Frost. Dadurch regenerieren die Böden. Die sogenannte Frostgare strukturiert die Böden und macht sie gefügig.“ Das Fehlen des Winters bewirke, dass es nun sehr viel mehr Schadnager wie Ratten und Mäuse gebe.
- Gelernter Landwirt, in der dritten
- Generation
- Alter: noch 58
- Verheiratet, vier erwachsene Kinder
- Hof übernahme vor ca. 30 Jahren
- Ich nenne mich Landwirt und höre es gerne, wenn man Bauer zu mir sagt.
Durch die Wetterextreme sei es dieses Mal mit den Kartoffeln schon sehr schwierig gewesen. Durch die Hitze haben die Kartoffeln Stress. Weil wir gute Böden haben und nachher noch den Regen bekommen haben, sind sie bei uns nicht vertrocknet. Allerdings haben sie schon im Boden gekeimt. Wir wissen deshalb nicht, wie es mit der Lagerung klappen wird.“ Insgesamt habe man in diesem Jahr trotz aller Sorgen noch Glück gehabt. Andere habe es sehr viel härter getroffen.
Wen wundert es da, dass der Familienunternehmer sich darauf freut, das Erntedankfest zu feiern: Wie jedes Jahr wird es zusammen von „Dorfkind Speckhorn“, der Heiligen Familie und dem Kindergarten veranstaltet. „Die Älteren wissen, das Erntedank früher bewusst gelebt wurde. Nahrungsmittel waren nicht alle immer verfügbar. Wenn es zum Beispiel eine schlechte Kartoffelernte gab, war das für die ganze Familie eine Krise. Auch Fleisch gab es nicht das ganze Jahr über. Überhaupt gab es nicht immer alles das ganze Jahr durch. Man sollte den Kindern versuchen zu vermitteln, dass es etwas Besonderes ist, dass man immer genug zu essen hat.“ Es falle ihm schwer, dass unsere Gesellschaft oft so gedankenlos mit Nahrungsmitteln umgeht. So würden heute gute Kartoffeln aussortiert, nur weil sie der offiziellen Norm nicht entsprächen. „Früher wurden die ganz normal verkauft. Wir leben in einem Überfluss, in dem 20 bis 30% der Nahrungsmittel entweder verderben oder einfach vernichtet werden.“ Es sei für ihn nicht verständlich, warum Brot vom Vortag am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden dürfe, warum derjenige, der den Rest eines Büffets mitnehme, dafür unterschreiben müsse. Der Spruch in einer Münsteraner Bäckerei habe es deshalb in sich: „Altes Brot ist nicht hart. Gar kein Brot, das ist hart.“ Joachim van Eickels