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Es waren einmal...

Die Hagelfeiern am Hilbringschen Hagelkreuz

Für diesen Beitrag aus der Rubrik „Es war einmal“ gehen wir weit zurück in die Esseler Vergangenheit. Wer sich ein wenig mit Essel auskennt, der weiß, dass die Vergangenheit der Dorfgemeinschaft Essel sehr lange zurück reicht. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Essel bereits im Jahr 1150.


Allerdings geht der älteste Beweis für menschliche Arbeiten im Raum Essel zurück bis in die Jungsteinzeit (4000 Jahre v. Chr.). Essel ist eine der ältesten Ursiedlungen des Vestes - die Muttersiedlung von Suderwich und Erkenschwick.

Auf einem östlichen Ausläufer des Recklinghäuser Höhenrückens zwischen Essel und Suderwich steht das Hilbringsche Hagelkreuz. Das erste Hagelkreuz wurde im Jahr 1497 von dem Höfner Hyllebrink errichtet. Im Laufe der vergangenen 500 Jahre wurde das Kreuz mehrmals restauriert und auch neu errichtet. Das alte Kreuz aus dem Jahr 1880 konnte nicht mehr restauriert werden, sodass sich der Hofbesitzer Martin Hilbring entschloss, ein neues Kreuz zu errichten. Das heutige Hagelkreuz stammt aus einem 800jährigen Eichenbalken der Familie Hilbring und steht mitten im Feld an der Stelle, an der sich 1940 unter Tage das schwere Grubenunglück ereignete. Durch die Mithilfe vieler Esseler Privatpersonen und Unternehmen konnte das neue Kreuz am 15. Mai 1988 in einem Festakt von Kaplan Dr. Ulrich Lücke eingesegnet werden. Im Sockel des Kreuzes befinden sich in einer Urne Zeitdokumente von Hofbesitzer Martin Hilbring.

Hagelfeiern oder auch Hagelprozessionen sind eine Form von Bittprozessionen, bei denen für eine gute Ernte und das Ausbleiben von Schäden gebetet wird, besonders von Hagelschäden. Diese Hagelfeiern fanden immer um die Sommersonnenwende statt, da dies auch der Zeitpunkt der Getreidereife ist und Unwetterschäden somit besonders folgenreich für die Ernte sein können. Ihren Ursprung haben diese Prozessionen schon in der Antike, als Unwetter als Strafe der Götter für menschliche Verfehlungen angesehen wurden. Um Unwetter abzuwenden, hat man durch Opferriten und Gebete versucht gutes Wetter für gutes Wachstum und reiche Ernte herbeizuführen.

Jede Bauernschaft hatte früher eine eigene Hagelfeier. Das Hagelkreuz war besonders geschmückt, es wurden Gebete gesprochen und milde Gaben (Brot, Speck oder auch Geld) an bedürftige Menschen gespendet. Die letzte Hagelfeier am Hagelkreuz in Essel fand im Jahr 1829 statt.

Heute gehört das Hilbringsche Hagelkreuz zu den Naturdenkmälern des Kreises Recklinghausen. Gemeinsam mit einem Findling aus der Haard und einer Weide bildet das Hagelkreuz ein stimmiges Ensemble, welches auf einer kleinen freien Parzelle, inmitten intensiver agrarischer Nutzung steht, auf der sich ein Rest hier vorkommender seltener Pflanzenarten gehalten hat. Alina Lübbers