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Sie hat was zu sagen

Menschen mit einem besonderen „Etwas“ sind Stimmgabeln in unserer verstimmten Welt - Maria Magdalena Postel antwortet auf den Ruf ihrer Zeit

Statue der hl. Maria Magdalena Postel im des Bergklosters in Bestwig Binnenhof

Uns Menschen ist gemeinsam: Wir werden in eine Familie hineingeboren, die wir uns nicht aussuchen können - und in eine Zeit der Menschheitsgeschichte, die wir vorfinden. Irgendwann verstehen wir: Es ist unsere Zeit, die uns aufgegeben ist mit Aufgaben, Fragen und Herausforderungen. Jede Zeit wartet auf neue Ideen, Antwort und gelungenen Lösungen. Johannes Gutenberg verdanken wir seit 1440 die Kunst des Buchdrucks, Thomas Edison erfindet um 1878 die Glühbirne und seit dem 15. September 1997 ist die Suchmaschine google online.

Neben diesen wichtigen "technischen" Entwicklungen, antworten Christinnen und Christen auf die Zeichen der Zeit. So gründen Frauen und Männer Ordensgemeinschaften - bis heute. Sie sehen die Nöte der Zeit, folgen einem inneren Impuls und finden darin ihr Lebensglück. Da gibt es die Armutsbewegung des Franz von Assisi Ende des 12. Jahrhunderts. Warum entscheiden sich Menschen für ein Leben mit Gott in einer Ordensgemeinschaft? Weil sie Gott in ihrem Leben entdeckt haben und ihm konkret nachfolgen wollen.

Eine, die Neues begonnen hat, ist die Ordensgründerin Maria Magdalena Postel. Sie war eine auf Gott vertrauende, liebevolle, mutige, starke, selbstbewusste, aber auch eigensinnige Frau. 1756 in der Normandie geboren, eröffnete sie mit 18 Jahren eine Schule mit Internat für vor allem arme Mädchen. So etwas war zu dieser Zeit ungewöhnlich. Ganz neu war ihr Unterrichtsstil, in dem sie statt auf mechanisches Einpauken und Rohrstock auf die Einsicht der Kinder, auf Gespräche, auf Erziehung zur Rücksichtnahme und auf gegenseitige Hilfe baute.

Sie war mehr als eine reformfreudige Dorfschullehrerin: Mit Rat und Tat und vor allem mit ganzem Herzen reagierte sie auf die so vielfältigen Nöte der Menschen in ihrem Umfeld. Während der Französischen Revolution machte sie mutig ihre Wohnung zum Zufluchtsort für verfolgte Priester.

Mit 51 Jahren gründete sie die Ordensgemeinschaft der „Armen Töchter von der Barmherzigkeit" / Heiligenstädter Schulschwestern", die im wahrsten Sinne des Wortes arm lebten, damit Wort und Tat übereinstimmten. Geldsorgen, auslaufende Mietsverträge, Besitzstandsforderungen machten einen häufigen Ortswechsel der Schwestern unter vielen Schwierigkeiten nötig, bis 1832 eine verfallene Benediktinerabtei zur neuen Heimat der Gemeinschaft werden sollte.

Gemeinsam mit 14 Schwestern renovierte die mittlerweile 76-Jährige die Abtei, in deren Mauern sie die Worte „Gottvertrauen" einmeißeln ließ. Als der wieder hergestellte Glockenturm 1842 in einer stürmischen Nacht einstürzte, begann die Gemeinschaft mit festem Gottvertrauen den Wiederaufbau. Im Alter von 90 Jahren starb Maria Magdalena mit den Worten: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!"

Unabhängig von Zeitströmungen, Regierungen oder persönlichen Rückschlägen ist diese Frau mit großem Vertrauen die Wege gegangen, die Gott ihr im Hinhören, im Horchen auf sein Wort gezeigt hat. Maria Magdalena Postel kann heute Impulsgeberin sein.

Diese Aussagen unserer Ordensgründerin begleiten und begeistern mich durch die 40 Jahre meiner Ordenszugehörigkeit. Gut 30 Jahre war ich Förderschullehrerin in der Kinderheilstätte in Nordkirchen. Mitte August 2022 bin ich nach Recklinghausen gezogen, um in der Pfarrei St. Antonius seelsorgliche Dienste zu tun: Seniorenarbeit, Hospiz und in verschiedenen Situationen unterstützend da zu sein. Sr. M. Elisabeth Woestmann

ICH HÖRE SIE SAGEN:

• Nimm die Beziehung zum dreifaltigen Gott auf und pflege sie. Wenn du ihn bittest, dich zu führen, wird er es auch tun.

• Vertraue deinem Schöpfer, denn er liebt dich.

• Die Jahreslosung der evangelischen Kirche aus dem Buch Genesis heißt in diesem Jahr: „Du bist ein Gott, der mich sieht".

• Gibt es etwas Schöneres als zu wissen: Gott schaut mich voll Liebe an - auf das Gold, das er selbst in jeden Menschen hinein gelegt hat.

• Sei mutig - entgegen aller kirchlichen, sozialen und persönlichen Schwierigkeiten und Hindernisse - und lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast und sei es noch so wenig. Aber lebe es!

• So ermutigt uns Maria Magdalena Postel: „Mut - Gott lebt!"