„Ich will so bleiben, wie ich bin“, erschallte es in einem Werbeslogan der 90er Jahre. Er warb für fett- und zuckerreduzierte Produkte. Ein Chor erwiderte nach jeder Zeile in einem beruhigenden Ton: „Du darfst!“ Der eingängige Sound traf den Nerv der Zeit, vielleicht aber auch viel mehr. Denn vergleichbar mit den dargestellten Personen, die gerne schlank bleiben wollen, geht es wohl allen so, dass sie gute Lebensumstände bewahren möchten. Warum auch nicht? Wer ein gutes Auskommen hat, wer verliebt ist, wer gesund ist, wer gute Freunde hat oder auf andere Weise zufrieden ist, möchte natürlich, dass das so bleibt. Doch das Leben spielt da nicht immer mit. Es verändert sich ständig. Menschen werden zwangsläufig älter, und ihr Erscheinungsbild verändert sich. Ein Berufswechsel oder eine neue Partnerschaft zwingen zu einem Ortswechsel. Doch noch schwerwiegender als die äußeren können die inneren Veränderungen sein. Die Kinder werden flügge und ziehen aus, man verliert den Lebenspartner, Arbeitsplätze werden gestrichen oder Krankheiten begrenzen plötzlich das Leben. Solche plötzlichen Ereignisse können verunsichern, verängstigen oder überfordern. Wer würde da nicht gerne einen Reset-Knopf drücken, um den vertrauten Zustand wieder herzustellen. Doch im gleichen Moment beschleicht einen die Gewissheit, wie unmöglich das ist. Denn Ereignisse und Erfahrungen lassen sich nun mal nicht rückgängig machen: Nach einem Seitensprung kann das Paar nicht tun, als wäre nichts gewesen. Ein chronische Erkrankung bedeutet für den Kranken und sein Umfeld, das Leben umzustellen. Das gilt auch für freudige Erlebnisse: Wenn ein Baby geboren wird, wird meist das Leben der jungen Eltern auf den Kopf gestellt. Wir sind herausgefordert, uns der neuen Wirklichkeit zu stellen, egal wie ungewohnt oder unbequem sie ist. Es bedarf des Mutes, neue Wege zu gehen und neue Lösungen zu suchen.
„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“, ist der Titel eines Liedes von Wolf Biermann. Wie mutmachend ist es, zu hören, dass nur wer sich ändert, sich auch treu bleibt. Wer Probleme als eine Chance sehen kann, sich als Mensch weiterzuentwickeln, hat es im Leben leichter. Ein Blick in die Natur hilft dabei ungemein. Die wunderschöne Apfelblüte verändert sich zum lebensspendenden Apfel! Die Raupe entpuppt sich als schöner Schmetterling. Weshalb also diese Scheu vor Veränderung? Was kann schon passieren, außer dass neue Erfahrungen unser Leben bereichern? Das Leben siegen lassen, nicht das ängstliche Festhalten am Gewohnten, sondern den fröhlichen und zuversichtlichen Blick auf sich Veränderndes und Neues wagen, und sich dabei selbst treu bleiben. „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ sollte natürlich auch für geistREich ein treffliches Motto bleiben. Das neue Layout könnte da schon einmal als Beleg dienen – was meinen Sie? Joachim van Eickels
JOACHIM VAN EICKELS
- Gebürtiger Niederrheiner
- 66 Jahre
- Verheiratet, vier Kinder, sechs Enkelkinder
- Pastoralreferent, Lehrer, Ehe-, Familien- und Lebensberater
- Fahrrad-, Film- und Bücherfan
- Tapferer Anhänger des 1. FC Köln