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Vom Kindergartenkind zum Schulkind: Übergang für Familien aus Recklinghausen

Eine große Veränderung für Kinder, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer. Dabei helfen die Kennlernnachmittage und Patenprojekte.

Leo Rücker an seinem letzten Kindergartentag

Das neue Schuljahr hat gerade begonnen. Für viele Kinder aus Recklinghausen ist es ihr erstes Jahr an einer Schule – ein Meilenstein in ihrem Leben. 

Übergänge, Veränderungen und neue Situationen gehören zum Lebenslauf eines jeden Menschen dazu. Den Übergang von dem Kindergarten in die Schule müssen in erster Linie die Kinder bewerkstelligen, aber auch die Eltern sind mit dieser neuen Situation konfrontiert. Im letzten Kindergartenjahr waren sie die Großen, die, die sich auskannten und sie wussten nach den Kindergartenferien, was sie erwartet. Jetzt ist die Situation eine andere. Es geht an eine Schule, zum ersten Mal. Ein neuer Ort, ein neues Gebäude, ein neuer Weg, neue Kinder und neue Bezugspersonen. Ziemlich viel auf einmal, das bei diesem Übergang auf die Kinder einprasselt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Kinder erst sechs Jahre alt sind. 

Die Kinder erleben einen Identitätswechsel – sie werden vom Kindergarten- zum Schulkind. Das hat viel mit großen Gefühlen zu tun. Sowohl positive Gefühle wie Vorfreude, Neugier und Stolz, aber es sind auch andere Gefühle, die mitschwingen, wie Unsicherheit, Abschied und vielleicht ein wenig Trauer. All das gehört dazu. Um den Kindern den Übergang zu erleichtern, gibt es sowohl an den Kindergärten, als auch an den Schulen vorbereitende Maßnahmen. Es gibt zum Beispiel Kennlernnachmittage und Patenprojekte, bei denen die größeren Grundschulkinder den Erstklässler*innen mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Übergänge sind Familienangelegenheiten

Aber nicht nur für die Kinder ist es ein prägendes Ereignis. Auch die Eltern bewältigen einen Übergang. Gerade beim ersten Kind werden die Eltern eines Kita-Kindes zu Eltern eines Schulkindes. Auch die Eltern haben bei diesem Wechsel starke Gefühle zu bewältigen und viele Fragen, die ihnen im Kopf herumschwirren. 

Familie Jaust aus Recklinghausen hat in diesem Sommer gleich mehrere Übergänge und Wechsel, die jeweils ihrer ganz eigene Aufmerksamkeit bedürfen. Ihr ältester Sohn Nick wechselt von der Grundschule auf die weiterführende Schule, der jüngste Sohn Aron wechselt von der Kindergartengruppe der Kleinsten, in die der Großen und für Henry steht der große Wechsel vom Oberlinkindergarten Zauberland an die Raphael-Schule an. Nach fünf Jahren im Kindergarten ist es nun für Henry Zeit, in die Schule zu gehen. Henrys Mutter Nina Jaust erzählt im Gespräch, dass Henry wahrnimmt, dass sich etwas verändert. Er hat bemerkt, dass der letzte Kindergartentag vor den Ferien ein anderer war als sonst – alle waren emotionaler. 

"Wir kommen in die Känguruklasse. Darauf freue ich mich total."

„Aus seiner Kindergartengruppe wechselt leider niemand mit ihm an die Raphael-Schule, aber aus der Kleeblattgruppe sind es insgesamt vier Kinder, die auf die Förderschule wechseln. Zwei davon kommen sogar mit Henry zusammen in die gleiche Klasse. So ist er nicht allein, sondern hat schon Kinder da, die er kennt und zu denen er Kontakt hat. Wir sind froh darüber, dass er schon welche kennt“, erklärt Nina Jaust. 

Familie Jaust war bereits zum Kennenlernnachmittag an der Schule am Börster Weg. Henry, der sonst seine Umgebung gerne allein erkundet, ist an diesem Nachmittag seinen Eltern nicht von der Seite gewichen. Er hat bemerkt, dass hier etwas Neues passiert. Die Einschulung an der Raphael-Schule findet an einem Freitag statt und nach dem Wochenende geht es dann für Henry zum ersten Mal alleine mit dem Bus in die Schule.

„Ich bin sehr gespannt, wie er das so macht und wie das alles klappt. Es ist ja alles Neuland für ihn“, so Nina Jaust. 

Auch bei Familie Rücker aus Recklinghausen gibt es seit diesem Sommer ein neues Schulkind. Leo wechselt von der Kita St. Raphael in die erste Klasse der Gebrüder-Grimm-Schule. Leos Papa Tim Rücker erzählt, dass die Vorfreude auf die Schule bei seinem Sohn sehr groß ist. Die letzten Wochen im Kindergarten, waren für Leo zwar noch schön, weil er alle seine Freunde gesehen hat, aber lieber wäre er schon in die Schule gegangen. Der Urlaub zwischen dem Ende des Kindergartens und dem Beginn der Schule hätte nach seinem Geschmack auch gar nicht sein müssen, viel lieber wäre es ihm, wenn die Schule direkt begonnen hätte.

Familie Rücker: Tim, darüber Max und Eva, Mareike mit Pia auf dem Schoß und Leo.
Familie Rücker: Tim, darüber Max und Eva, Mareike mit Pia auf dem Schoß und Leo.

„Ich komme mit neun Freunden aus meiner Kindergartengruppe in eine Klasse an der Schule. Wir kommen in die Känguruklasse. Darauf freue ich mich total“, erzählt Leo Rücker. 

„Die Vorfreude bei Leo ist richtig zu spüren. Die ganze Familie merkt, dass er Lust auf diese Veränderung hat. Die Vorfreude und Aufregung auf all das, was da kommen mag, nehmen Leo gerade völlig ein. Er zählt schon immer bis 100 und fängt an, einige Dinge selbstständig zu lesen“, sagt Tim Rücker. 

Für Familie Rücker ist dieser Übergang keine neue Situation. Leo hat eine ältere Schwester, Eva, die diesen Meilenstein in ihrem Leben schon geschafft hat. Mareike Rücker war schon als Elternvertreterin an der Gebrüder-Grimm-Schule aktiv, sodass die Familie sich an der Schule schon gut auskennt. 

Auch für die Lehrkräfte ist die Einschulung immer wieder eine spannende Zeit

Christine Könning ist Lehrerin an der Grundschule im Hinsberg in Recklinghausen und erzählt, was schon vor der Einschulung an ihrer Schule stattfindet: „Bei uns ist es so, dass die Kinder vorab schon einmal an die Schule kommen und eine Unterrichtsstunde miterleben und das im besten Fall bei ihren zukünftigen Klassenlehrer*innen. 

Außerdem gibt es einen Nachmittag mit den Kindern, den Eltern und der OGS gemeinsam, an dem es ums Kennenlernen geht und es auch hilfreiche Tipps für die Eltern gibt. Zum Beispiel zum Thema Schulwegtraining.“ 

Gerade in den ersten Tagen und Wochen in der Schule spielen die einzelnen Unterrichtsfächer noch gar keine so große Rolle. Viel wichtiger ist das soziale Lernen, um Vertrauen zu den Mitschüler*innen und den Lehrkräften aufzubauen. Nur in einem Umfeld, in dem die Kinder sich wohlfühlen, in dem sie Bezugspersonen haben und das sie gerne aufsuchen, kann Lernen und Weiterentwicklung gelingen. 

„Am Anfang lernen wir uns erstmal kennen, erfahren viel voneinander, spielen viele Spiele, probieren Dinge aus. Die Zeit zu Beginn schweißt die Klasse zusammen. Direkt zu Beginn des Schuljahres gibt es immer einen Elternabend, damit auch die Eltern sich kennenlernen können.“

Die Schuleingangsphase ist für die Kinder, die Eltern und die Lehrkräfte eine intensive Zeit, in der es viel Kooperation und Offenheit füreinander braucht. Stolpersteine gibt es viele, aber es ist allen daran gelegen, diese aus dem Weg zu räumen und den Kindern einen optimalen Start zu ermöglichen. Alina Lübbers

Die Kleeblattgruppe ist eine Gruppe von Familien mit Kindern, die mit Trisomie 21 geboren wurden. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat in Recklinghausen zum Kaffee-, Kuchen- und Spielenachmittag.

Ziel ist es, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen und Erfahrungen auszutauschen. Bei Interesse oder Fragen zur Kleeblattgruppe gerne per Mail kleeblatt-re@ web.de wenden.