Dorfleben Suderwich - Suderwich in der Hauptrolle Anzeige

Suderwich: "Schiffchen“ auf großer See

Ehepaar Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann bieten Eventfahrten mit dem Motorboot und kleinen kulinarischen Angeboten wie Frikadellen, Käsespieße und eine Currywurst.

Gastgeber aus Leidenschaft: Die beiden Suderwicher Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann freuen sich, Charter-Gäste auf ihrem „Schiffchen“ zu begrüßen. FOTO JÖRG GUTZEIT

Ruhig und selig wiegt sich ein Boot in der Abendsonne. Das Motorboot (Baujahr 1977) trägt den Namen „Schiffchen.“ Es gehört dem Recklinghäuser Ehepaar Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann. Das Besondere daran: Man kann es für Eventfahrten chartern. Wer ein paar Stunden mit Freunden oder Familie auf dem Wasser verbringen möchte, ist auf dem „Schiffchen“ goldrichtig. 

Die Errungenschaft von Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann liegt im Hafen Herne. Ein wenig Bewegung ist bei der Bootsbesichtigung zu spüren, selbst wenn das Boot im Hafen liegt. Das macht Lust auf mehr — Lust auf eine Tour auf dem Kanal. Die Menschen auf dem Schiffchen haben das Interesse des schönen Schwans geweckt. Das Tier mit dem weißen Gefieder schwimmt voller Anmut durch das Wasser und schaut wieder und wieder in Richtung Motorboot. Ein ziemlich neugieriger Wasservogel. 

Der Zufall half dem Ehepaar auf die Sprünge

Doch wie kamen die Eheleutezu dem Boot? Wie so oft half ein Zufall auf die Sprünge. „Ich wollte mit meinen Kumpels eine Tour auf dem Kanal machen“, erinnert sich Olaf Könemann zurück. Das war im Juni 2021. Doch war es in der Umgebung von Recklinghausen schier unmöglich, an ein Boot zu kommen. Anders in Berlin, wie sich bei Olaf Könemanns Recherche im Internet schnell herausstellte. 

Und was in der Hauptstadt funktioniert, sollte auch in Recklinghausen und der Region klappen. Aus diesem Grund entschied er sich, ein Boot zu kaufen und selbst — nach Hauptstadt-Vorbild — Chartertouren anzubieten. „Das war aus einer Bierlaune heraus“, gesteht er und lacht. Eigentlich sollte das Projekt mit einem Freund Form annehmen, doch dann holte er seine Ehefrau Silvana ins Boot. Die war damals alles andere als begeistert – schließlich waren Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann frisch gebackene Eltern eines kleinen Sohnes. Baby und Boot? „Vielleicht ein bisschen viel“, dachte sich die junge Mutter. 

Doch: Zuerst musste ein passendes Wasserfahrzeug aufgetrieben werden und Olaf Könemann machte seinen Boots-Führerschein. „Der Kauf war alles andere als leicht“, erinnert sich der Recklinghäuser, der als Key-Account-Manager in der Lebensmittelbranche arbeitet, zurück. Olaf Könemann: „Entweder waren die Boote superteuer oder einfach Schrott.“ Gut ein Jahr ging erfolglos ins Land. Doch dann endlich tauchte das „Schiffchen“ im Internet auf. Das knapp 15 Meter lange Motorboot gehörte einem belgischen Paar und lag in Brüssel. Kurzerhand machten sich Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann auf nach Brüssel. Mit dabei der Mini-Matrose August, ihr kleiner Sohn. 

Unterwegs mit Atlas und Karte

„Von Brüssel sind wir zurück nach Herne gefahren – auf dem Wasserweg“, sagt Silvana Pinter-Könemann. Sie schmunzelt. „Das war vielleicht eine abenteuerliche Fahrt.“ Das Paar schaut sich an. Mittlerweile können die beiden darüber lachen. Wo ging es denn überhaupt lang? „Tja, gar nicht so einfach, denn die Navigationsapp funktionierte nicht richtig.“ Kurzerhand griff das Paar ganz traditionell zu Karten und Atlas. Doch dem nicht genug: In Schermbeck machte das „Schiffchen“ schlapp, ein Schaden am Filter, und musste repariert werden. 

Endlich im neuen Heimathafen Herne angekommen, begannen die aufwendigen Umbau- und Renovierungsarbeiten. Kojen, Küche und Esstisch verschwanden und machten Platz für eine bequeme Sitzgelegenheit unter Deck. Auch ein moderner Toiletten-Raum durfte nicht fehlen. 

Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann haben sich ein altes Motorboot gekauft und bieten zukünftig Party-Fahrten auf dem Kanal an. FOTO JÖRG GUTZEIT
Silvana Pinter-Könemann und Olaf Könemann haben sich ein altes Motorboot gekauft und bieten zukünftig Party-Fahrten auf dem Kanal an. FOTO JÖRG GUTZEIT

Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Schiffchen, das beim Bootsrundgang eine äußerst gute Figur macht? „Puh, sehr, sehr viele. Die kann ich gar nicht zählen…“, gesteht Olaf Könemann. Auch nach der Renovierung ebbt die Arbeit nicht ab, schließlich muss ein Schiff gepflegt werden. Der größte Feind auf dem Wasser trägt den Namen Rost. 

„Insgesamt können wir zwölf Personen mitnehmen“, erklärt er. Er kommt bei den Charter-Touren als Skipper dazu, seine Ehefrau unterstützt ihn nach Möglichkeit als Stewardess. Herzstück des Motorbootes ist die neue hölzerne Bank an Deck. Derzeit befindet sich die Sitzgelegenheit noch unter freiem Himmel, ein Sonnensegel ist aber in Planung. Auf der Sitzgelegenheit an Deck lässt es sich bestens aushalten, wenn die Landschaft langsam am Boot vorbeizieht und das Wasser sanft an Back- und Steuerbord schwappt. „Bei gutem Wetter und Sonnenschein machen die Fahrten besonders viel Spaß“, weiß Olaf Könemann. Nun liegt Herne aber leider nicht in Südspanien oder an der Cote d’Azur – auch wenn man den Kanal früher gern liebevoll Kumpel-Riviera nannte. Das heißt: Eine Wettergarantie gibt es in diesen Gefilden nicht. „Das macht aber gar nichts, auch unter Deck ist es bei uns gemütlich.“ 

Skipper Olaf ist mit „Schiffchen“ zufrieden

Bereits im vergangenen Jahr tuckerte das „Schiffchen“ gemütlich mit maximal elf Stundenkilometer über die Wasserstraße. Im April 2023 fand dann die erste Chartertour statt: mit großem Erfolg. Ein Junggesellenabschied. „Die Herren waren begeistert“, berichtet Skipper Olaf lachend. Er klingt zufrieden. 

Das Boot kann zum Beispiel für Geburtstage, JGAs, Familienfeiern, Freunde-Touren, Weihnachtsfeiern oder auch Firmen-Ausflüge gechartert werden. Es gibt zwei unterschiedliche Touren – 2,5 oder vier Stunden. Und wenn man gar nicht genug bekommt und nicht von Bord möchte? „Man kann aber auch individuelle Fahrten buchen“, betont Silvana Pinter-Könemann, die sich um die administrativen Tätigkeiten kümmert. Die Mutter eines Jungen ist, wenn sie nicht „zur See fährt“, Speditionskauffrau. 

Die Preise für die Touren starten bei 385 Euro, natürlich inklusive Skipper und dem benötigten Diesel. „Wir fahren entweder hier lang“, sagt Olaf Könemann und deutet mit seinem Kopf in Richtung Datteln „oder in die andere Richtung“. Dort liegt irgendwo Duisburg. Und keine Angst: Auf dem Schiffchen muss niemand auf dem Trockenen sitzen. „Wir haben eine Auswahl an Getränken dabei, unser Kühlschrank ist immer gut gefüllt“ erklärt Stewardess Silvana. Die Gäste können nach Wunsch ein All-inklusive-Paket buchen. 

Und hungrig sein, muss auch niemand auf dem „Schiffchen“.

Kleines, aber feines kulinarisches Angebot

„Wir sind kein Restaurant und viel Platz haben wir auch nicht an Bord“, betont Olaf Könemann, „aber wir können Snacks wie Frikadellen oder Käsespieße anbieten und eine Currywurst schmeckt bei uns auch richtig gut.“ 

Für Musik wird ebenfalls gesorgt. Es gibt eine Anlage, mit der sich die Gäste mit ihren Smartphones verbinden können. Wer die Andenkenfotos direkt bei Facebook oder Instagram hochladen will, dem sei gesagt, dass das „Schiffchen“ auch WLAN hat. Alles ganz modern auf der „schwimmenden Dame“. 

Das Ehepaar freut sich auf die nächsten Touren. Die beiden Suderwicher sind mit ganz viel Herzblut Gastgeber. Unvergessliche Stunden kommen garantiert auf ihre Gäste zu. Nette Leute, Currywurst und ganz viel Wasser – wer braucht denn da schon Marbella oder Monaco? Schiffchen Ahoi auf dem Rhein-Herne-Kanal. Bianca Munker

Weitere Infos unter: das-schiffchen.de