Stiftungsklinikum Proselis stellt zukunftsweisende Technik vor: Kl hilft bei der Frühentdeckung von Darmkrebs.
Am Stiftungsklinikum Proselis wird aktuell nicht nur umfangreich in die Bausubstanz investiert, sondern auch in die technische Ausstattung. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Anschaffung neuer endoskopischer Einheiten für Koloskopien und Gastroskopien, mit denen man Krebsvorstufen erkennen und mit der Zange direkt abtragen, Blutungen stillen sowie unterspritzen kann. Die eigentliche Innovation dabei: ein KI-basiertes System, das beim Erkennen von Adenomen hilft.
Ein Beispiel: Darmkrebs. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt ab einem Alter von 50 Jahren deutlich an. Wird er jedoch früh entdeckt, sind die Heilungschancen ausgezeichnet. Später nehmen sie deutlich ab. Und: Darmkrebs ist nicht nur gut heilbar, man kann ihn auch mit einer recht einfachen Vorsorgeuntersuchung von vornherein verhindern: Per Darmspiegelung werden Polypen, die als Tumorvorstufen gelten, bereits in der Frühphase erkannt und in der Regel sofort entfernt. Damit ist diese Art der Endoskopie viel mehr als eine bloße Früherkennung wie etwa das Mammographiescreening. Es ist echte Vorsorge – und die sei unverzichtbar, so die Experten aus dem Hertener Elisabeth-Hospital. Deshalb sei die technische Aufrüstung auch absolut begründet.
Was dahinter steckt: Seit 2002 ist die Koloskopie Bestandteil des nationalen Früherkennungsprogramms, des sogenannten Darmkrebs-Screenings, wobei eine Besonderheit gilt: So liegt das Erkrankungsrisiko bei Männern höher als bei Frauen. Deshalb können sie bereits im Alter ab 50 Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die die gesetzliche Krankenversicherung zahlt. Frauen können diese ab 55 Jahren nutzen. In der Regel übernimmt das ein niedergelassener Haus- oder Facharzt. Bei einem begründeten Verdacht aber, oder bei Beschwerden wie Blut im Stuhl oder Bauchschmerzen, erfolgt die Überweisung in ein spezialisiertes Krankenhaus wie etwa das Hertener. Mit einer gewissen Faszination bestaunen die Patienten dort die KI-basierte endoskopische Neuanschaffung, die aktuell ganz neu im Elisabeth-Hospital genutzt wird: Neben einer hervorragenden Übertragung und Darstellung unterstützt das System den Untersucher bei der Auswertung der gespiegelten Bilder. Dazu gleicht es die Aufnahmen mit einer Datenbank ab, die zuvor mit Untersuchungsergebnissen von Fachkliniken aus aller Welt „gefüttert“ wurde. Auf dem Bildschirm erscheint bei auffälligen Stellen im Darm dann eine Markierung, die der Untersucher anschließend genauer unter die Lupe nimmt.
Ob man diese Unterstützung „computerunterstützt“ oder etwas schillernder schon als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnen mag, ist vielleicht eine Diskussion unter Fachleuten – dass aber die Software den Untersucher sinnvoll unterstützt, daran hat PD Dr. Arnd Giese, Chefarzt der Hertener Gastroenterologie, keinerlei Zweifel: „Das Bild von der gesamten Darmschleimhaut wird jetzt durch einen zweiten Bildschirm ergänzt und die KI macht Vorschläge, wo man genauer hinschauen sollte.“ Manchmal erweise sich eine auffällige Stelle im Nachhinein als Stuhlrest. „Ich als Mediziner muss nach wie vor entscheiden, worum es sich tatsächlich handelt, aber letztlich habe ich dadurch noch mehr Unterstützung“ – zusätzlich zu den Pflegefachkräften, die bei der Sedierung und als Assistenz zur Gerätebedienung ohnehin ein weiteres geschultes Auge auf die Patienten haben. Giese: „Studien belegen, dass der Untersucher mit KI mehr Adenome erkennt.“
Die KI löse den Menschen aber keinesfalls ab, sie ergänze dessen Fähigkeiten und mache einen endoskopischen Eingriff damit für die Patienten noch sicherer. KI-unterstützte Algorithmen gäbe es schon länger, etwa in der Radiologie, sagt Giese. Die Maschine dort könne viel mehr Befunde einlesen als das früher möglich gewesen sei und so problemlos mit Millionen von Bildern angelernt werden – natürlich immer unter Berücksichtigung des Datenschutzes. „Absolut zukunftsweisend“, urteilt Giese und vermutet, dass KI-basierte Endoskopie bald immer mehr zum Tragen komme, etwa bei Gallengangspiegelungen oder Bronchoskopien. Nicht zuletzt deshalb investierte das Stiftungsklinikum Proselis fast eine Million Euro in das neue Pentax-System, das an beiden Standorten zum Einsatz kommen wird. Die Auslieferung am Standort Recklinghausen soll noch bis Jahresende erfolgen. Ina Fischer