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Die Kardiologie-Abteilung im Marien-Hospital Marl: Kardiologie rüstet weiter auf

Das Krankehaus hält inzwischen den dritten Herzkatheterplatz vor.

Das Team der Kardiologie im Marien-Hospital Marl arbeitet inzwischen mit dem dritten Linksherzkatheterplatz. FOTO PASCAL SKWARA

Neue Technologie in der Kardiologie

Herzerkrankungen kommt eine immer größere Bedeutung zu, können sie doch mitunter lebensbedrohlich sein. Daher erfordert die Abklärung oft eine umfassende Diagnostik mit besonderer fachlicher Expertise und modernster Technologie. Im Marien-Hospital hat die Klinik für Kardiologie jetzt den dritten Linksherzkatheterplatz in Betrieb genommen. Prof. Dr. Martin Spiecker, der seit 2005 die Hauptabteilung im Marler Krankenhaus leitet, erklärt, warum technisch aufgerüstet wird und wie das Leistungsspektrum vom Stentimplantat über Verödungen bis zur intrakoronaren Druckmessung aussieht.

Warum ist die Anschaffung eines dritten Herzkatheterplatzes der neuesten Gerätegeneration wegweisend?

Im Gegensatz zu anderen Röntgenuntersuchungen sind die Ärzte beim Herzkatheter relativ nah an der Röntgenstrahlung im Untersuchungsraum. Es ist also auch eine Schutzmaßnahme für Patienten und Untersucher, wenn sich die Strahlenbelastung mithilfe eines spezialisierten Röntgengeräts reduzieren lässt. In Deutschland muss die Patienten-Strahlenbelastung verpflichtend zentral dokumentiert werden. Entsprechend sind Vergleiche möglich. Unsere Kardiologie hat hier schon seit Jahren eine unterdurchschnittliche Strahlenbelastung bei Herzkatheteruntersuchungen und Stentimplantationen im Bundesvergleich. Diesen Vorsprung möchten wir durch neue Gerätetechnik erhalten. Zudem werden ständig neue Erkenntnisse der klinischen Forschung in die Patientenversorgung übertragen. Zusammen mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Technik hat dies in den vergangenen Jahren zu einer erheblichen Erweiterung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten in der Kardiologie geführt.

Gilt dies auch für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen?

In unklaren Fällen lässt sich durch eine elektrophysiologische Untersuchung feststellen, wo im Herzen der Ursprung einer Herzrhythmusstörung liegt. Das ist Voraussetzung, um diese Herzrhythmusstörungen dann zu beseitigen. In anderen Fällen ist der Ursprung zwar klar, eine Verödung über einen Kathetereingriff aber bereits eine etablierte Methode. Der Zeitaufwand für solche Eingriffe ist zum Teil wesentlich größer als für eine Katheteruntersuchung der Herzkranzgefäße. Durch die Zunahme dieser Eingriffe wurde eine weitere Herzkatheteranlage im Maien-Hospital erforderlich. Denn auch für die Patienten mit koronarer Herzkrankheit ist häufig eine schnelle Untersuchung mittels Herzkatheter erforderlich, dann sollte ein Untersuchungsraum zur Verfügung stehen.

Was steckt hinter einer solchen koronaren Herzerkrankung?

Dabei bilden sich Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, die sich verengen und den Blutfluss verhindern. Brechen sie auf, können sich Blutgerinnsel bilden, die das Gefäß komplett verschließen. Ein Herzinfarkt ist die gefürchtete Folge. Gefährdet sind vor allem Raucher sowie Patienten mit hohem Blutdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes oder hohem LDL-Cholesterin. Dazu kommen nicht beeinflussbare Risiken wie Alter, familiäre Vorbelastung und Geschlecht.

Mit welchen Alarmsignalen kommen Betroffene zu Ihnen?

Prof. Dr. Martin Spiecker
Prof. Dr. Martin Spiecker

Tatsächlich kommen viele Patienten mit koronarer Herzerkrankung mit neu aufgetretenen Beschwerden oder Symptomen in Ruhe. In diesen Situationen muss immer zuerst ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Wenn ein Herzinfarkt vorliegt - der auch so klein sein kann, dass die Pumpleistung des Herzens nicht erkennbar beeinträchtigt ist - wird in den meisten Fällen eine Herzkatheteruntersuchung geplant.

Wie wird eine koronare Herzerkrankung bei Ihnen präzise diagnostiziert?

Dazu gibt es ein standardisiertes Vorgehen, unsere Klinik wurde dafür schon vor vielen Jahren als „Chest Pain Unit“ (Brustschmerz-Einheit, CPU) von der Deutschen kardiologischen Fachgesellschaft zertifiziert. Zunächst ist zu klären, ob die Schmerzen tatsächlich vom Herzen ausgehen oder etwa von Lunge, Rippen, Speiseröhre oder Bauch. Zur Abklärung stehen uns Blutuntersuchungen, EKG, spezielle Ultraschall- und nuklearmedizinische Untersuchungen, MRT und CT sowie rund um die Uhr Herzkatheterlabore zur Verfügung. Sie liefern wichtige Anhaltspunkte über Durchblutung, Engstellen und Herztätigkeit. Bei Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt ist die Herzkatheteruntersuchung am Linksherzkatheterplatz die wichtigste Untersuchung.

Was ist, wenn ein begründeter Verdacht auf einen Infarkt vorliegt?

Liegen schon im EKG Hinweise vor, dass ein Herzkranzgefäß akut verschlossen ist, sollte diese Untersuchung ohne jede Verzögerung durchgeführt werden, da das Gefäß zeitnah mithilfe des Katheters, einer sogenannten Ballondilatation und Stentimplantation wiedereröffnet und stabilisiert werden muss. So kann der Untergang weiterer Herzmuskelzellen verhindert und innerhalb der ersten Stunden nach Beginn des Infarkts eine Herzschwäche hochwirksam und langfristig verhindert oder begrenzt werden.

Sie bieten besagte Ballondilatation und Stentimplantationen an?

Ja, in unserem Katheterlabor wird meist über eine Arterie am Unterarm nahe des Handgelenkes eine Schleuse als Gefäßzugang gelegt, über die sehr schonend ein Katheter zu den Herzarterien geführt wird. Mit Kontrastmittel werden die rechte und die linke Herzarterie dargestellt und Engstellen oder Verschlüsse sichtbar. Über den Zugang kann ein noch dünnerer Katheter zur Engstelle im Herzen vorgeschoben werden. Dieser hat an seiner Spitze einen zusammengefalteten Ballon, der mit Druck aufgeblasen werden kann und damit die Engstelle beseitigt. Oft wird zur Unterstützung ein Stent eingesetzt. Das ist ein Gitterröhrchen, dessen Durchmesser und Länge passend für die verengte Stelle gewählt wird. Dadurch kann eine bessere Durchlässigkeit für das Blut erreicht werden. Stents sind mit einem Medikament beschichtet, das eine erneute Verengung verhindern soll.

Der Linkskatheterplatz ist im Marien-Hospital Marl bereits im Betrieb. FOTO PROF. MARTIN SPIECKER
Der Linkskatheterplatz ist im Marien-Hospital Marl bereits im Betrieb. FOTO PROF. MARTIN SPIECKER

Was ist, wenn bei der Herzkatheteruntersuchung unklar ist, ob eine Verengung bedeutsam ist?

Das betrifft vor allem verengte Herzadern, die bisher nicht zu einem Herzinfarkt geführt haben. Dann kann eine Blutdruckmessung in der Ader vor und hinter der Engstelle weiterhelfen. Das wird bei uns mit der intrakoronaren Druckmessung gemacht. Nur wenn der Druckabfall hinter der Engstelle einen bestimmten Wert überschreitet, ist eine Beseitigung der Verengung von Vorteil. Ansonsten ist eine Behandlung mit Medikamenten die bessere Wahl. Keine bedeutsame Durchblutungsstörung bedeutet aber nicht, dass alles in Ordnung ist. Tatsächlich gehen die meisten Herzinfarkte nicht von ganz hochgradigen Engstellen aus, die sich langsam immer weiter zusetzen, sondern von geringen Verengungen, bei denen die äußere Kapsel einreißt und sich dann ganz schnell ein Gerinnsel bildet, das das Gefäß verschließt. Auslöser dafür kann zum Beispiel ein Blutdruckanstieg bei Stress sein. Deshalb ist es so wichtig, intensive vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, sobald Engstellen entdeckt werden, die noch keine Durchblutungsstörung verursachen.

Aufwendige dreidimensionale Untersuchungsverfahren ermöglichen es, immer komplexere Rhythmusstörungen zu verstehen und erfolgreich zu therapieren. Insbesondere beim Vorhofflimmern nimmt die Ablationsbehandlung eine immer größere Rolle bei Ihnen ein, richtig?

Zur differenzierten Diagnostik und Therapie steht in unserem Haus ein hochmodernes, hochauflösendes 3D-Mapping-System der neusten Generation zur Verfügung. Damit gelingt es in den meisten Fällen, die für eine Rhythmusstörung verantwortliche Struktur mittels strahlenarmer oder sogar -freier 3D-Navigation millimetergenau im Herzen zu lokalisieren und durch Abgabe von Radiofrequenz-Energie, also Hitze, zu veröden und so zu heilen. Die Ablation von Vorhofflimmern erfolgt als Ersteingriff in der Regel durch Einsatz eines Kryo-Ballons. Bei der Verödung werden Temperaturen bis zu minus 60 Grad Celsius erreicht, womit elektrische Stör-Quellen der Lungen-Venen als Haupttreiber von Vorhofflimmern vom Herzgewebe isoliert werden. Ein möglicher erforderlicher Zweit-Eingriff erfolgt bei uns mittels 3D-gestützter Radiofrequenz-Ablation, um Lücken in der ehemaligen Ablationsregion zu schließen. So erzielen wir erfahrungsgemäß gute Langzeiterfolge in der Therapie von Vorhofflimmern durch Pulmonalvenen-Isolation.

Die Klinik für Kardiologie ist seit 2005 eine Hauptfachabteilung mit 66 Betten im Marien-Hospital Marl, das zum Klinikverbund Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord (KERN) gehört. Invasive kardiologische Diagnostik und Herzkatheteruntersuchungen gibt es dort aber bereits seit 1983. Die Kardiologie deckt ein breites Spektrum kardiologischer Erkrankungen ab. Für kardiologische Notfälle hat die Klinik eine 24-Stunden-Herzkatheterbereitschaft eingerichtet.

> Kontakt: Anmeldungen über das Sekretariat, Tel. 02365/911-35105, Fax: 02365/911-35104, E-Mail: innere.kardiologie.marl@kkm.de

Von Ina Fischer