Lothar Schröter erzählt: „Den Tauben-Virus habe ich von meinem Vater geerbt. Seit ich mich erinnern kann, gehören Tauben zu meinem Leben.“ Wir gehen die steile Treppe zu seinem Schlag, begleitet vom hörbaren Gurren seiner 60 Tiere, die überwintern“. Mindestens zweimal täglich geht er hoch. Drei Stunden braucht er Tag für Tag, um die Tauben mit Futter und Wasser zu versorgen. Jetzt im Winter sind 60 Tauben durchzufüttern, im Sommer sind es 40 mehr.
Dazu dann die Reinigung des Schlages, wo jede Taube ihr „Einzelzimmer“ bewohnt. „Das A und O bei den Tauben ist die Belüftung, die frische Luft, sie hilft, Infektionen vorzubeugen. So wie bei uns Menschen“, erklärt der leidenschaftliche Taubenvater. Darum hat er seinen Tieren ein „Freiluftparadies“ auf dem Dach gebaut, natürlich geschützt durch Maschendraht. So sind Sie bei gutem Wetter fast den ganzen Tag draußen.
Wenn der Habicht kreist, flüchten sie im Nu in den Schlag.„Habicht, Wanderfalke, Sperber sind die natürlichen Feinde der Brieftauben. Bei den Frei- und Preisflügen - die Saison geht von März bis September - verlieren wir zwischen 20 und 30 Prozent der eingesetzten Tauben“, bedauert Lothar Schröter.
Und wie war für ihn die Saison 2024? Durchwachsen, ist seine Antwort. Und schelmisch fügt er hinzu:„Jedem gönne ich seine Preise, nur mir einen mehr!“ Nach der Saison ist vor der Saison. Der eigene Taubenbestand wird ausgemustert, die guten auf den Schlag, die schlechten in den Topf. Unter Kollegen werden auf Vertrauensbasis Tauben leistungsbezogen getauscht.
„Jetzt im Winter achte ich darauf“, verrät der erfahrene Taubenvater „dass die Tauben in Ruhe mausern können. Mineralien, kleine geriebene Muscheln, mit verschiedenen Gemüsen und Omega 3 Öl werden als Nahrungsergänzungsmittel zugefüttert. Wichtig ist auch, sparsamer zu füttern, denn fette Tauben werden zu schwerfällig, sind leichte Beute für die Greifvögel. Im Frühjahr sind die Tauben mit dem Eierlegen und Ausbrüten beschäftigt. Nach 18 Tagen, etwa im April, schlüpfen die Jungen. Und wenn alles gut läuft, werden sie im Juli 2025 schon zu den ersten Jungtaubenflügen eingekorbt.“
Das ist Lothar Schröter noch wichtig zu sagen, bevor wir seinen Schlag verlassen: „Taubenvater sein kann man nur, wenn die Familie das Hobby unterstützt. Es kostet schließlich Geld und Zeit. Darum werden immer mehr Schlaggemeinschaften gebildet, damit zum Beispiel auch mal ein Urlaub in der Hauptsaison möglich ist. Ob der Brieftaubensport im Ruhrpott lebendig bleibt, ist zudem noch eine offene Frage.“
Aloys Wiggeringloh