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Ins Kino nach Corona: Recklinghäuser:innen teilen Kino-Erlebnisse mit

Wer genießt schon wieder das einzigartige Erlebnis?

Corona: Was war das noch mal? Nach der nahezu gänzlichen Aufhebung der Maßnahmen gegen das Virus scheint das Leben der meisten Menschen zwischenzeitlich schon wieder in der Normalität angekommen zu sein. Normalität hätte gerne auch wieder die Filmbranche, die gerade die wohl härtesten Jahre ihrer Geschichte hinter sich hat. Zwar haben nicht so viele Kinos ihre Pforten für immer geschlossen, wie es während der Pandemie befürchtet worden war. Dennoch leiden auch die verbliebenen bis heute unter den riesigen Umsatzverlusten, vor allem während der Lockdowns. Zudem sind bis jetzt noch nicht wieder alle Filmbegeisterten in den weichen Polstern vor den riesigen Projektionsflächen gelandet. Manche Kinobegeisterte räumen ihrer Freizeitbeschäftigung momentan noch nicht wieder den alten Stellenwert ein. Mögliche Gründe: Das Ausgehverhalten hat sich verändert, die Streamingdienste haben zugelegt und durch die Inflation haben viele auch nicht mehr so viel Geld übrig. geistREich hat einige Recklinghäuser:innen befragt, wie sie es aktuell mit dem Kino halten. Und weil in diesem Monat das Kirchliche Filmfestival wieder stattfindet, war auch das eine Frage wert.
Joachim van Eickels

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Markus Gutfleisch | 56 Jahre

Obwohl es mir nicht so schwer fiel, in den vergangenen zwei, drei Jahren viel zu Hause zu bleiben, freue ich mich total, dass ich wieder unbesorgt Menschen treffen und auch größere Treffen und Veranstaltungen besuchen kann. Oft spüre ich deutlich, was in dieser Zeit fehlte. Das Programm des Festivals habe ich immer wahrgenommen, konnte mich aber nie aufraffen, hinzugehen. Ich bin eher ein Kino-Muffel ...

Kürzlich habe ich von dem Film ,,Langer langer Kuss" gelesen, der Queerness und die Erfahrung einer psychischen Erkrankung thematisiert. Der Regisseur war selbst schwer verliebt, hat Mobbing und Diskriminierung erfahren und ist später erkrankt; eine Erfahrung, die leider einige machen müssen. Wie der Film endet, weiß ich noch nicht. So etwas würde ich mir unbedingt ansehen.

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Marina Völkel | 32 Jahre

Kino ist für mich ein wunderbares Kulturgut. Daher freue ich mich sehr, dass der Kinobesuch nun wieder möglich ist. Ein Abend vor dem Fernseher oder dem Laptop ist eben nicht dasselbe. Im Kino nehme ich mir bewusst Zeit und bin fokussiert. Der Sound und die große Leinwand führen zu einem intensiveren Erleben als Zuhause. Besonders schön finde ich die wunderbaren Gespräche mit Tiefgang im Anschluss.

Filme lassen uns träumen, machen nachdenklich, wecken die intensiven Gefühle, machen aufmerksam auf viele wichtige Themen in der Welt oder tragen uns für eine kurze Zeit genau von dieser harten Realität davon. Das Kino bildet dafür den besonderen Rahmen und schafft die perfekte Atmosphäre. Für mich ist das Kino weiterhin attraktiv und immer wieder einen Besuch wert. Obwohl ich schon viel vom Kirchlichen Filmfestival gehört habe, habe ich es noch nicht besucht. Mitbekommen habe ich, dass das Angebot sehr vielfältig ist, mit teilweise namenhaften Regisseur:innen, die dem Publikum Einblick in ihre Arbeit gewähren. Das ist ein richtiger Anreiz. Auch der Aspekt, dass die Filme sogar vor dem eigentlichen Kinostart gezeigt werden, lässt mich gerade darüber nachdenken, warum ich noch nicht dort gewesen bin. 

Nach meinen eigenen Recherchen stelle ich fest, ,,Kirchliches Filmfestival" gibt es sogar auf Instagram. Ich bin begeistert. Was soll ich noch sagen, für mich als Kinofan gibt es nun keine Ausreden mehr.

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Alexander Hütten | 46 Jahre

Ich bin vor Corona mit meiner Frau, Freunden und der Familie zwar in unregelmäßigen Abständen, aber immer mal wieder ins Kino gegangen. Aktuelle Filme über die Streamingdienste zu schauen, ist für mich kein adäquater Ersatz. Es fehlt vor dem Fernseher einfach das Flair eines Kinosaals: angefangen bei der Raumgröße, den Sesseln, der Leinwandgröße bis hin zu den Menschen und dem typischen Geruch nach Popcorn und Chips ...

Seitdem die Kinos aber wieder offen sind, war ich bereits in zwei Filmen. Das Kirchliche Filmfestival habe ich bislang noch nicht besucht. Ob ich ins Kino gehe oder nicht, entscheide ich danach, um welchen Film es sich handelt (also Inhaltsangabe, Trailer und Schauspieler) und abhängig davon, wer mitkommt. Vielleicht besuche ich ja mal eine der nächsten Vorstellungen....

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Gesa Sebbel | 36 Jahre

Was ist das heimische Sofa gegen den Moment, wenn sich der Kinosaal in Dunkelheit hüllt, gespannte Stille aufkommt, nur durchbrochen durch das Knistern der Knabbereien, freudige Erwartung durch die Luft vibriert, das Raunen, Kichern, Schluchzen, Aufatmen aller leidenschaftlichen Kinogänger mit gebanntem Blick auf die Leinwand, die der rote Vorhang soeben freigegeben hat? Diese Atmosphäre macht den Gang in die Filmkiste zu einem Erlebnis daran konnte auch Corona nichts ändern, sodass mich der Kinobesuch in den vergangenen drei Jahren weiterhin nach den aktuellen Hygienebestimmungen angezogen hat; falls wieder nötig auch künftig mit Maskenpflicht in Innenräumen. 

Allein ins Kino zu gehen, kam für mich als Ausdruck trauriger Einsamkeit lange Zeit nicht infrage. Eine Vorführung des Kirchlichen Filmfestivals ließ mich andere Erfahrungen machen, denn mich umfing eine offene, heimelige, fast schon familiäre Atmosphäre. Unter Menschen zu sein, die nicht nur cineastische Passionen, sondern auch den intensiven Dialog über das Gesehene pflegen, bereichert den Besuch jedes Mal.

Ich wünschte dem Festival, dass noch mehr junge Menschen den Weg vom heimischen Sofa zu den gebotenen Filmen fänden, die brisante Impulse für einen gesellschaftlichen Diskurs setzen.