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Ein neuer/alter Kreuzweg in der St. Marien-Kirche in Recklinghausen

In der St. Marienkirche gibt es jetzt wieder 14 Kreuzwegbilder. Sie kommen aus der St. Lamberti-Kirche in Coesfeld, wo sie nach der Renovierung der Kirche nicht mehr gebraucht wurden

In vielen katholischen Kirchen zeigen Abbildungen den Leidensweg Jesu, von der Verurteilung bis zur Kreuzigung. Die Gemälde oder Holzreliefs bilden den so genannten Kreuzweg. Das Betrachten des Leidensweges Jesu vertieft die Gewissheit, dass Jesus das Leid der Menschen, ihre Tränen und Ohnmacht teilt und darum in persönlichen Leiderfahrungen Kraft schenken will. Zudem weitet der Kreuzweg Jesu den Blick für das Leiden der Menschen weltweit: in Armut, Krieg, Not, Verrat und Tod.

In der St. Marienkirche gibt es jetzt wieder 14 Kreuzwegbilder. Sie kommen aus der St. Lamberti-Kirche in Coesfeld, wo sie nach der Renovierung der Kirche nicht mehr gebraucht wurden. Durch Vermittlung der Abteilung „Kunstpflege“ im Bischöflichen Generalvikariat Münster sind uns die Bilder mit einem Leihvertrag dauerhaft überlassen. Nach einigen notwendigen Restaurierungsarbeiten haben wir sie nun mit fleißigen Helfern aus der polnischen Gemeinde im Kirchenraum angebracht.

Es hat früher natürlich auch in der Marienkirche - wie in allen katholischen Kirchen üblich - Kreuzwegbilder gegeben. Aber bei den verschiedenen Renovierungen der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten war der Kreuzweg entfernt worden.

Besonders die polnische Gemeinde wünschte sich sehnlich einen Kreuzweg, weil sie in der österlichen Bußzeit die Tradition der Kreuzwegandacht aufrechterhält. Auch konnte die notwendige Restauration der Bilder mit Spenden polnischer Mitchristen ermöglicht werden.

Der Kreuzweg ist eine Nachbildung des Weges Jesu in Jerusalem, vom Palast des Pilatus am Fuße des Tempelberges - durch die Altstadt von Jerusalem - bis hinauf zum Golgotha Felsen, wo heute die Grabeskirche steht, die von den orthodoxen Christen auch „Auferstehungskirche“ genannt wird.

Als die Christen nach den verlorenen Kreuzzügen nicht mehr die Stätten des Leidens und Sterbens Jesu und seiner Auferstehung im Heiligen Land besuchen konnten, entstand der Brauch, hierzulande den Weg durch Stationsbilder draußen, oder durch Kreuzwegbilder in der Kirche nachzubilden. Dabei waren die Bilder meist so angeordnet, dass die Gläubigen einen Weg zu gehen hatten - von Station zu Station - um gedanklich und betend den Weg Jesu mitzugehen - und für den eigenen Lebensweg zu bedenken.

Der traditionelle Kreuzweg umfasst 14 Stationen. In neuerer Zeit wurde oft eine 15. Station, die Auferstehung, hinzugefügt. Es gibt aber auch Kreuzwege mit nur sieben Stationen. Besonders die Jugendkreuzwege vergangener Jahrzehnte hatten sich daran orientiert.

Nicht alle Stationen gehen auf die Erzählung der Evangelien zurück, sondern sind in der geistlichen Vorstellungskraft der Beter entstanden, die sich seelisch-geistig in den Weg Jesu hineinversetzt haben.

Hans-Gerald Eschenlohr