Auf einer Klimafachtagung des Bergischen Kreises und des Erzbistums Köln vor mehr als zehn Jahren erfuhr Hermann Josef Becker, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Kirchenklima in Kirchengebäuden zu befassen. Die dort vorgestellten Themen und Praxisbeispiele machten ihn neugierig auf dieses Thema. Nach dem Umbau der St. Suitbert-Kirche im Jahre 2012 äußerten viele Gottesdienstbesucher, dass „die Kirche“ viel zu kalt sei. Jetzt hat Becker den Zeitpunkt gesehen, die Daten von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in St. Suitbert zu erfassen und auszuwerten.
Zunächst haben die Temperaturverhältnisse im Vordergrund gestanden. Durch die Analyse der Daten konnten zusammen mit Fachfirmen Temperatureinstellungen an der Heizungsanlage nachgeregelt werden. Schnell ist festgestellt worden, dass auch die Luftfeuchtigkeit ebenfalls von großer Bedeutung ist. „Da in unseren Kirchen in den letzten Jahren verstärkt Schimmelbildung aufgetreten ist, haben wir die Aufmerksamkeit auf die Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit der Temperatur gelenkt“, so Becker. „Fachleute und die Orgelbauer haben bestätigt, dass die Schimmelbildung ein immer größer werdendes Problem darstellt. Die trockenen Winter bleiben zunehmend aus, sodass die trockene Luft nicht in die Kirchengebäude gelangen kann.“ Daraufhin hat Becker die Datenlogger wechselweise auch an anderen Kirchorten von St. Peter eingesetzt und die Daten analysiert.
Auch die gegenwärtige Energiekrise macht es erforderlich, kurzfristig effektiv fossile Energieverbräuche einzusparen. Durch das regelmäßige Ablesen der Datenlogger wird oftmals erst klar, welche Einsparpotenziale überhaupt zu erzielen sind. Ein besonderes Augenmerk gilt hier unseren Kirchengebäuden, da sie meist nicht durchgängig genutzt werden und gleichzeitig einen großen Heizbedarf haben. Oftmals ist nämlich der genaue Verbrauch an Wärme und Strom im Gemeindehaus, der Kirche oder im Kindergarten überhaupt nicht oder nur ungefähr bekannt. Wie hoch ist der Wärmeverbrauch in der Kirche St. Suitbert? Wie hoch ist der Stromverbrauch im Gemeindehaus?
Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Becker. „Die regelmäßige Erfassung und Analyse der Verbräuche, möglichst monatlich, ermöglicht zum einen ein gutes Monitoring und gibt Hinweise auf etwaige technische Störungen oder Fehleinstellungen der Heizungsanlage“, argumentiert Becker.
Das Bistum Münster hat erkannt, dass in diesem Bereich gehandelt werden muss. In einem bistumsweiten Projekt wird das Klimamonitoring unter Federführung der Technischen Universität Dortmund in 19 Kirchen durchgeführt, darunter in Recklinghausen in der Propsteikirche St. Peter, in der Kirche Hl. Familie in Speckhorn und in der Kirche St. Johannes in Suderwich. Bei diesem Projekt werden die Daten komfortabel per Funk zusammengeführt und aufgezeichnet.
Ziel sei es dabei, das Kirchenklima besser zu verstehen und dadurch Schäden an den Gebäuden oder dem vorhandenen Kulturgut zu minimieren sowie möglicherweise Energieressourcen einzusparen. Das wechselnde Klima macht den Gebäuden, Orgeln und Kunstgegenständen zu schaffen. Mehrere Datenlogger werden verteilt vom Hochaltar über die Orgelbühne bis hin zum Dachstuhl und in kritischen Bereichen positioniert.
„Es gibt noch viel zu tun. Wir stehen erst am Anfang“, so die abschließenden Worte von Hermann Josef Becker. Beatrix Becker
www.st-peter-recklinghausen.de
Was leisten Datenlogger?
(engl.: to log = aufzeichnen, abspeichern)
Datenlogger messen physikalische Größen, z.B. Temperatur (T) oder relative Luftfeuchte (r.F.) und speichern diese Messwerte in einem frei wählbaren Rhythmus ab, beispielsweise stündlich.
Die Messwerte werden am Ende der Messzeit (Tage/Wochen/Monate) zusammen mit den jeweiligen Messzeiten ausgelesen und manuell oder über Netzwerk in einen PC übertragen.
Dort können die Daten weiter ausgewertet werden - zum Beispiel mittels anschaulicher EXCEL-Grafiken.