"Beim Loslassen öffnen sich die Hände" – dieses Bild begleitet uns zur Zeit bei den Veränderungsprozessen, die uns in unserer evangelischen Altstadtgemeinde beschäftigen. Mit offenen Händen in die Zukunft gehen, sich den Menschen öffnen, die uns brauchen, erreichbar und einladend zu sein – das erscheint uns dabei ein wichtiges Wesensmerkmal von Kirche zu sein.
In der zweiten Jahreshälfte 2024 werden aus unserem Pfarrteam zwei von drei Kolleg:innen in den Ruhestand gehen. Und nur eine dieser beiden freiwerdenden Stellen kann neu besetzt werden. Grund dafür sind seit längerem sinkende Gemeindemitgliederzahlen und dadurch bedingt auch die Kirchensteuereinnahmen.
Wir müssen davon ausgehen, dass es in relativ kurzer Zeit aufgrund von Finanz- und Personalmangel im Stadtgebiet von Recklinghausen wahrscheinlich insgesamt deutlich weniger Kirchen geben wird, in denen regelmäßig Gottesdienste stattfinden können. Und, dass die evangelischen Kirchengemeinden deshalb in viel engerer Form kooperieren werden müssen als bisher, im Sinne eines gut funktionierenden „Nachbarschaftsraumes“. Zu dem natürlich auch die Diakonie mit ihren vielen unterschiedlichen Beratungs- und Betreuungsformen gehört.
Dass alle alles anbieten, das schaffen wir nicht mehr. Aber es wäre dann denkbar, dass unterschiedliche Profile von Gemeindearbeit entstehen. Daraus können auch neue Ideen, „offene Hände“, entstehen. Eine Kirche der Zukunft in der Stadt wird zudem viel selbstverständlicher ökumenisch sein, weil bei geringer werdenden Mitgliederzahlen auch die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen drängender wird.
Dirk Schürmann
• geboren 1963 im Sauerland
• seit 2000 Pfarrer in der Altstadtgemeinde Recklinghausen, Standort Matthäus-Haus
• verheiratet
• zwei Kinder
„Beim Loslassen öffnen sich die Hände“ – Wir in der Altstadt haben uns nach eingehenden Beratungen entschieden, unsere Gemeindearbeit auf ein Zentrum, die Christuskirche, zu konzentrieren.
Wir lassen los mit geöffneten Händen,
• damit wir gerade so als Kirchengemeinde sichtbar und einladend bleiben,
• damit wir unsere seelsorgerlichen Aufgaben, die Hinwendung zum Menschen, auch an den Schulen und in den Seniorenheimen, weiterhin wahrnehmen können und gleichzeitig Kraft für Neues haben.
Loslassen bedeutet auch Trauer und Abschied, in unserem Fall die Trennung von zwei Gemeindezentren, der Gustav-Adolf-Kirche und bald darauf auch dem Matthäus-Haus-Hochlar. Beides Häuser, in denen wir auf segensreiche Gemeindearbeit, berührende Gottesdienste, gespendeten Segen zurückblicken.
Aber wir sind davon überzeugt, dass wir jetzt diesen Schritt gehen müssen, um in einer sich schnell verändernden Gesellschaft auch in Zukunft offen zu bleiben für die Menschen – als Raum für Begegnung untereinander und auch mit Gott. Wir trauen uns das zu, und wir trauen vor allem Gott zu, dass er uns dabei begleitet und alle, die sich mit auf diesen Weg machen. Dirk Schürmann