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Kreuzbund: Alkoholverzicht lohnt sich

Zufriedenes Leben ohne Alkohol – Erfahrungen und Perspektiven in den Sucht-Selbsthilfegruppen

Bild erstellt mit KI Adobe Firefly

Ob Glühwein, Schnaps oder andere alkoholische Getränke: Gerade in der Weihnachtszeit und Silvester fließt besonders viel Alkohol. Einige Menschen geloben Besserung und nehmen sich für das neue Jahr vor, weniger zu trinken. Aber wie sieht das bei Alkoholikern aus, können sie fasten oder müssen sie verzichten? Antwort darauf gibt Walter Kinhöfer, der sich als trockener Alkoholiker seit 1994 im Kreuzbund (Fachverband des Deutschen Caritasverbandes) engagiert. Zunächst ist er Teilnehmer einer Gruppe. Schnell erkennt er jedoch, dass er mit seinen Erfahrungen und dem offenen Umgang mit seiner Erkrankung, anderen Gruppenmitgliedern helfen will. Für eine lange Zeit wird er zum Gruppenleiter und Gesamtgruppenleiter von Recklinghausen gewählt. 

Zu den wöchentlich stattfindenden Gruppenabenden treffen sich Menschen, die sich entschieden haben, dauerhaft reduziert oder ganz ohne Alkohol zu leben. Einige von ihnen sind schon seit vielen Jahren trocken, andere haben gerade erst einen Entzug hinter sich. Einige wenige haben den Absprung ohne professionelle Hilfe geschafft, viele von ihnen waren aber in einer Klinik und/oder einer ambulanten Langzeittherapie. Ihnen allen gemeinsam ist der ganz starke Wunsch, ein gutes Leben ohne Alkohol zu führen. Selbsthilfe im Kreuzbund ist eine Lebenshilfe, die alle Menschen willkommen heißt und sie auf ihrer Entwicklung begleitet. Zu den einzelnen Gruppenabenden kommen in der Regel sieben bis zwölf suchtkranke Menschen und Mitbetroffene. Dadurch sind sehr intensives Gespräch möglich, und es ist genügend Raum für persönliche Themen. Jeder spricht offen über sich, über Erfahrungen, Erfolge, Sorgen und Probleme. Sie erfahren so von- und miteinander, wie der Weg aus der Sucht gelingen und wie suchtbelastete Familien wieder ins Gleichgewicht kommen können. Den Mittelpunkt der Sucht-Selbsthilfe stellt der regelmäßige Besuch der Selbsthilfegruppen dar.

Neuen Teilnehmenden wird in einem Aufnahmegespräch Mut zugesprochen. Die Erfahrung, nicht der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der solche Probleme hat, nimmt viel von dem Druck und dem Scham, den sie vielleicht schon lange mit sich herumtragen. Es stärkt ihr Selbstwertgefühl, wenn sie hören, dass es anderen ähnlich geht wie ihnen.

Anschließend werden sie in die Gruppe eingeführt, wo sie sich alles von der Seele reden können. Walter Kinhöfer merkt an, dass das dort gesprochene Wort in der Gruppe, auch in der Gruppe bleibt. Weiter fügt er an: „In unseren Gruppenstunden wird hin und wieder auch geweint. Es wird aber auch viel gelacht. Ganz wichtig ist uns aber auch, zu erfahren, ob es zufriedene Abstinenz wirklich gibt“, erläutert Walter Kinhöfer, und nicht nur das. „Ein Leben ohne Alkohol kann sogar Freude machen! Es gilt der Grundsatz: Was ich nicht (mehr) brauche, vermisse ich auch nicht“, unterstreicht Kinhöfer. Ziel ist es, wieder ein zufriedenes Leben zu führen, in der Partnerschaft und Familie, im Beruf, mit Freunden - ohne Suchtmittel. Aber auch eine Trinkmengenreduzierung oder eine medikamentös unterstützte Abstinenz werden toleriert oder zumindest als Zwischenschritte gesehen.

„Die Abstinenz ist die lohnende Perspektive“, so der Abschlusssatz von Walter Kinhöfer. Beatrix Becker


Selbsthilfegruppen bei Alkoholproblemen:

Der Kreuzbund ist ein katholischer Selbsthilfeverband für Suchtkranke und Angehörige mit bundesweit 1.200 Gruppen.

Fast drei Viertel der Suchtkranken, die regelmäßig eine Kreuzbund-Gruppe besuchen, leben dauerhaft abstinent.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe St. Elisabeth

Treffzeit: mittwochs, 19.30 Uhr Ort: Roncallihaus, Brucknerstraße 4 Kontakt: kreuzbund.st.elisabeth.re@gmx.de T. 02361/31584

Kreuzbund St. Franziskus, Frauengruppe

Treffzeit: dienstags, 18.00 Uhr Ort: St. Franziskus, Friedrich-Ebert-Straße 231

Nähere Informationen unter: Krankheit + Krise - Stadtkirche Recklinghausen (katholisch-re.de )