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Erdinc Ergün, Recklinghausen: Der Schlusspunkt

Islamische Gemeinden in Recklinghausen: Gedenken an Verstorbene im Islam - Reise der Verbundenheit und Erinnerung

Erdinc Ergün
Erdinc Ergün

Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schmerzlichsten Erfahrungen im Leben, unabhängig von der Kultur oder Religion. Im Islam ist das Gedenken an Verstorbene von zentraler Bedeutung und wird mit tiefem Respekt und Hingabe praktiziert. In meiner Rolle als Imam freue ich mich darauf, die verschiedenen Methoden zu erläutern, auf welche Muslime ihren Verstorbenen gedenken.

Das Cenaze-Gebet:

Das Cenaze-Gebet, auch als Begräbnisgebet bekannt, ist der erste Schritt im Gedenkprozess. Wenn jemand verstorben ist, versammelt sich die Gemeinde im Hof der Moschee, um gemeinsam für den Verstorbenen zu beten. Dieses Gebet symbolisiert die Unterstützung und Einheit der muslimischen Gemeinschaft in Zeiten der Trauer. Es erinnert uns an die Kostbarkeit des Lebens und die Wichtigkeit des Zusammenhalts in schweren Zeiten. Wie der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) sagte: „Erinnert euch an die guten Taten eurer Toten, sprecht nicht über ihre schlechten Seiten.” Mit diesen Worten ermutigte er uns, die Verstorbenen in unseren Gebeten zu segnen und ihre guten Eigenschaften in den Vordergrund zu stellen.

Besuche auf dem Friedhof:

Nach der Beerdigung setzen Muslime ihr Gedenken fort, indem sie regelmäßig das Grab des Verstorbenen besuchen. Traditionell besuchen Muslime gemeinschaftlich zweimal im Jahr, nämlich einen Tag vor dem Ramadanfest und einen Tag vor dem Opferfest, die Gräber ihrer Verstorbenen auf dem Friedhof. Diese Tradition ist von großer Bedeutung, da sie Gelegenheit bietet, für die Seelen der Verstorbenen zu beten, Blumen niederzulegen und Momente der Reflexion und des Gedenkens zu teilen. In Recklinghausen kommen die islamischen Gemeinden seit 13 Jahren jeweils einen Tag vor den Hauptfesten zusammen. Sie wechseln sich dabei ab, den Südfriedhof und den Nordfriedhof zu besuchen, auf denen auch muslimische Verstorbene ruhen.

Der Todestag und Gedenkveranstaltungen:

Am Todestag eines Verstorbenen kommen die Familien zusammen, um gemeinsam zu beten und sich an die positiven Erinnerungen zu erinnern. Oftmals werden in den Moscheen Gedenkveranstaltungen (Mevlid) abgehalten, bei denen die gesamte Gemeinde zusammenkommt, um gemeinsam für die Verstorbenen zu beten. Abschließend lässt sich festhalten, dass das Gedenken an Verstorbene im Islam eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schafft, die die Gemeinschaft zusammenführt und die tiefe Verbundenheit unterstreicht. Dieser respektvolle und liebevolle Akt des Erinnerns erinnert uns stets daran, dass die Bedeutung des Lebens und der Familie unabhängig von Glaube und Kultur universell ist. Möge unser Gedenken an unsere Verstorbenen uns inspirieren, gemeinsam in Zeiten von Verlust und Trauer zu stehen und die Werte der Liebe und Erinnerung zu ehren. Erdinc Ergün

Erdinc Ergün

• Geboren 1987 in Gelsenkirchen
• Seit 2008 Imam in der Moscheegemeinde an der Dortmunder Straße (VFIB Re e.V.)
• Seit September 2023 B.A. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge
• Verheiratet
• zwei Kinder